Bedürfnisorientiert Was ich von Alexandra Widmer lernte

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In letzter Zeit sehe ich immer wieder Texte, in denen es um bedürfnisorientierte, „artgerechte“ Erziehung, Attachment Parenting, Familienbett und all diese anderen Zauberbegriffe geht. Ich selbst habe viele Bücher zu dem Thema verschlungen. Vieles habe ich mit meinem ersten Sohn ausprobiert. Vieles ist so gar nicht gelungen, wie es im Buch stand. Ich habe mich inzwischen fast 12 Jahre darum gedreht, es meinen Söhnen möglichst gut gehen zu lassen, ihnen vieles zu ermöglichen und möglichst wenig falsch zu machen. Dabei erlebte ich, dass ich eigentlich immer wieder nur scheiterte. Mit allen anderen schien es zu funktionieren. Mit meinen Söhnen nicht.

Leider erst spät bekam ich Jesper Juul (z.B. Leitwölfe sein: Liebevolle Führung in der Familie) in die Hände. Dann habe ich viel bei umstandslos gelesen und vor allem auch bei Alexandra Widmer. Ich kann jetzt erst – seit ich ihr Buch (Stark und alleinerziehend: Wie du der Erschöpfung entkommst und mutig neue Wege gehst) in den Händen habe – sagen, dass ich beginne, mehr und mehr zu verstehen, worum es eigentlich geht und was mir bisher gefehlt hat. Dafür bin ich insbesondere Alexandra sehr dankbar. Ihr Buch werde ich nicht im Detail hier besprechen. Das werden viele andere tun. Aber ich möchte aufschreiben, zu welchen Erkenntnissen mich u.a. ihre Seite und ihr Buch geführt haben.

Durch meine Situation als alleinerziehende Mutter zweier Söhne kann ich kräftemässig das bedürfnisorientierte Erziehen, wie ich es mir bisher vorgestellt habe, kaum noch leisten. Unabhängig davon ist es mir aber auch vorher nur mehr schlecht als recht gelungen. Die vielen Ratschläge, die ich bei Erziehungsberatungsstellen erhielt, z.B. mehr exklusive Zeit mit dem einzelnen Kind zu verbringen, ist für mich kaum leistbar. Spiele ich mit dem einen, kommt der andere und möchte auch Aufmerksamkeit. Unabhängig davon merkte ich, dass ich selbst mich kaum darauf einlassen konnte. Ich fühlte mich unter Druck und eigentlich hatte ich gar keine Lust zu spielen, sondern war müde oder wollte ein Buch lesen. Ich wollte es richtig machen und Schaden von meinen Kindern abwenden. Aber vor lauter Angst und Sorge und innerer Überlastung war ich gar nicht mehr wirklich da.

Dass all meine Versuche nicht wirklich fruchteten, sondern mich stattdessen sogar noch mehr belasteten, hatte also einen einfachen Grund: ich hatte mich selbst dabei vergessen. In meinen verzweifelten Versuchen, eine möglichst gute Mutter zu sein, war ich selbst kaum noch vorhanden. Um mich herum befriedigten alle ihre Bedürfnisse. Aber meine Bedürfnisse vertrockneten und ich verlor mehr und mehr ein Gefühl für mich selbst und für das, was ich gerade brauche.

Alexandra wiederholt immer und immer wieder, wie wichtig es ist, dass ich es mir selbst gut gehen lasse. Zunächst empfand ich das als nahezu ketzerisch. Wie soll ich es mir selbst gut gehen lassen, wenn der Tag voll ist mit Verpflichtungen und Terminen? Wann soll ich mir denn da noch Zeit für mich selbst nehmen? Wie soll das gehen? Und das alles obendrein noch bei den schwierigen Bedingungen für berufstätige und alleinerziehende Mütter in Deutschland…

Inzwischen weiß ich: diese Haltung, sich selbst und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, ist geradezu lebenswichtig – insbesondere wenn Du alleinerziehend bist und besonders auch, wenn Du eine destruktive Beziehung erlebst oder gerade hinter Dir gelassen hast. Und das ist nicht nur lebenswichtig für Dich selbst, sondern auch für Deine Kinder.

Diese Haltung wird torpediert von unserem Ideal von Weiblichkeit und Mütterlichkeit, von unserem verinnerlichten Leistungsanspruch, vom Karrieredenken, von unserem Bild einer harmonischen und idealen Partnerschaft und Familie und von einer Opferhaltung gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Umständen. Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen wird als egoistisch verpönt und häufig wird es uns auch – besonders als Mädchen und Frauen – sehr früh aberzogen.

Ich glaube inzwischen, dass das Zusammensein mit meinen Kinder manchmal so „schwierig“ ist, weil sie eigentlich nach mir suchen. Sie wollen mich als Mensch spüren. Sie wollen wissen, wo meine Grenzen sind, was mit mir möglich ist und was nicht. Durch ihr Verhalten stellen sie eigentlich die ganze Zeit die Fragen:

  • Wo bist Du?
  • Wer bist Du?
  • Was willst Du?
  • Was willst Du nicht?

Daher geht es für mich bei bedürfnisorientierter Erziehung auch sehr stark darum, was meine eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten sind. Es geht darum, dass ich mich als Mensch mit all meinen Stärken, aber vor allem auch Fehlern und Schwächen zeige und bekenne. Es geht auf der ganzen Linie darum, spürbar und damit nahbar zu werden.

Wenn es sich die ganze Zeit nur darum dreht, dass es den Kindern möglichst gut geht und ich möglichst alle Bedürfnisse der Kinder erfülle, gehe ich selbst dabei verloren. Die Fragen, die die Kinder an mich stellen, werden nicht beantwortet. Sie hängen im luftleeren Raum. Ich mute mich ihnen nicht zu. Dadurch können sie mich nicht wirklich in all meinen Facetten erleben und erfahren. Sie erleben nur eine mehr schlecht als recht funktionierende Hülle. Es ist folgerichtig, dass sie dagegen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln protestieren und aufbegehren.

Wenn ich mich selbst stattdessen satt und genährt fühle, wenn es mir gut geht, weil ich mich viel um mich selbst kümmere, ist unser Zusammenleben ein anderes. Ich bin ruhiger und ausgeglichener und ich bin spürbarer. Dadurch werden auch die Kinder ruhiger und ausgeglichener. Ich bin nicht mehr im Leistungs-, Erfüllungs- und Kampf-Modus, sondern ich bin freundlich zu mir selbst. Dadurch kann ich auch freundlicher zu meinen Kindern sein.

Für mich kommt auch noch ein weiterer Aspekt hinzu: Wenn die Kinder und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, erleben sie nicht, dass wir eine Gemeinschaft sind, in der JEDER Bedürfnisse hat – auch ich – und in der jeder zur Stimmung innerhalb der Familie beiträgt. Es ist zweifellos wichtig, dass Kinder lernen, dass ihre Grenzen respektiert werden und dass sie für ihre Grenzen einstehen sollen. Das heisst auch, dass ich möglichst alles tue, ihre Grenzen zu respektieren.

Aber das ist keine Einbahnstraße.

Genauso halte ich es für wichtig, dass Kinder lernen, die Grenzen anderer zu respektieren. Ich, als derzeit wichtigste Bezugsperson, habe daher die Verantwortung, ihnen meine Grenzen zu vermitteln und für die Einhaltung meiner Grenzen einzustehen. Damit kann ich (hoffentlich) ein gutes Vorbild sein, wie man mit anderen Menschen und vor allem auch Frauen umgeht und wie das geht mit dem Grenzensetzen. Wenn ich stattdessen pausenlos um die Bedürfnisse meiner Söhne kreise, ihnen alle Wünsche von den Augen ablese und sie vor allem Unbill und Konflikt schütze, können sie genau das nicht lernen. Sie lernen stattdessen: Mama als weibliches Role-Model ist einzig und allein für die Erfüllung MEINER Bedürfnisse zuständig. Sie selbst hat so gut wie keine und ich kann – überspitzt ausgedrückt – mit ihr machen was ich will und auf was ich gerade Lust habe. Sie lernen ebensowenig, dass auch sie eine Verantwortung für das Funktionieren der Gemeinschaft haben und dass sie dazu beitragen können, wie gut oder schlecht das Familienleben läuft.

Leider habe ich sehr vieles von dem erst jetzt so langsam verstanden. Ich bin auch in der Umsetzung immer noch sehr unsicher, weil die alten Muster der aufopferungsvollen Mutter ohne eigenes Leben und ohne eigene Bedürfnisse sehr hartnäckig an mir kleben. Dadurch, dass ich es erst jetzt mehr und mehr verstehe, habe ich viel zu korrigieren in unserem täglichen Zusammenleben. Das ist nicht leicht, weil beide Söhne diese Haltung von mir nicht gewohnt sind. Ich wünsche mir aber sehr, dass mehr und mehr Mütter frühzeitig verstehen, dass bedürfnisorientierte Erziehung auch heißt, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten – auch wenn das z.B. heisst, dass Du abstillen willst, dass Du in Deinem eigenen Bett schlafen willst oder dass Du möchtest, dass die Kinder um 8 in ihren Zimmern sind – oder umgekehrt, dass Du die Kinder wie Christine Finke auf dem Sofa selbstbestimmt einschlafen lässt.

Insbesondere wünsche ich mir das für alleinerziehende Mütter und für Mütter die einer destruktiven Beziehung entkommen sind. Denn hier ist es besonders entscheidend zu lernen, die eigenen Bedürfnisse (und damit auch Grenzen) in den Mittelpunkt zu stellen und für sie einzustehen.



Dr. Alexandra Widmer:
Stark und alleinerziehend:
Wie du der Erschöpfung entkommst und mutig neue Wege gehst
Kösel-Verlag
Paperback
256 Seiten
ISBN: 3466310601
Hier bestellen


Bild: Pixabay, dvarimtovim

25 Kommentar

  1. Ich finde, was du hier beschreibst, ist das häufigste Missverständnis im bedürfnisorientierten Umgang in der Familie. Es sind alle Bedürfnisse wichtig und man muss immer abwägen, welches nun am dringendsten ist. Das ist nicht immer das Bedürfnis des Kindes und auch nicht immer das des Erwachsenen. Ein Thema, mit dem wir uns auch immer wieder beschäftigen.

    • Ja, ich erlebe aber, dass das offenbar einigen ähnlich wie mir geht und dass es immer noch und immer wieder missverstanden wird, dass es KEINE einseitige Geschichte ist.

  2. Liebe Rona, ich verstehe, was Du meinst, aber auch ich fühle mich in diesem anerzogenen Rollenmodell gefangen. Kannst Du erzählen, wie Du es ganz praktisch umsetzt?

    • Ganz praktisch tue ich häufiger und selbstbewusster etwas für mich. Außerdem sage ich deutlicher, was ich will und was ich nicht will und rede über meine Gefühle, auch wenn es mir mal schlecht geht.

  3. Genau das fällt mir auch sehr schwer. Ich springe immer für die Kinder und den arbeitenden Mann, vergesse mich aber dabei. Sehr gut! Am besten an jeden Türrahmen ein Post-it: denk an dich selbst!

  4. Unglaublich, wie jedes Deiner Themen gerade meine eigene Situation widerspiegeln! Nun bin ich seit doch schon einiger Zeit aus der destruktiven Beziehung entkommen und hatte plötzlich erst die Möglichkeit zu bemerken, dass ich von meinen 4 Kindern weiter als selbstlose Bedürfnissbefriedigungsmaschine funktionieren sollte. Erst jetzt bemerkte ich, zu was ich all die vielen Jahre mutiert war. Ich, selbst von einer narzistischen Mutter erzogen, wollte alles anders nämlich „richtig“ machen und hatte mich vollkommen aufgegeben. Dabei hatte ich keine Ahnung, wie „normalsein“ geht. In meiner schrecklichen Ehe bemekte ich erst zum Schluß bei einem Zahnarztbesuch, dass ich mich selbst auch schon seit langen Jahren überhaupt nicht mehr spürte. Eigentlich hätte ich furchtbare Schmerzen haben müssen, aber ebenso wie andere Schmerzen, oder Kälte bzw. Hitze bemerkte ich nicht mehr. Da ich nicht gewohnt war Geschenke zu bekommen, hatte ich keine Wünsche mehr. Nichts konnte ich mehr in meinem Sinn beschreiben. Erst als die Beziehung endlich beendet war wurde mir klar, dass ich selbst schon lange nicht mehr wirklich existiert habe. Plötzlich hatte ich Probleme mit meinen Kindern, das gab es zuvor nie. Ich bin ganz schön erschrocken. Ich dachte, wenn er einmal weg wäre, würden alle Probleme mit ihm gehen. Jetzt taucht auf, was ich all die Jahre schön bedeckt gehalten habe. Ohne mein Bewusstsein. Ich finde mich gerade wieder. Viele und lange Auseinandersetzungen haben mir bei meinen 4 Kindern nun denke ich eine Position verschafft, die uns allen gut tut. Ich habe erst vor kurzem mit meinen Kindern darüber geredet, wie jeder Einzelne von uns nun dazu beitragen kann, dass wir eine harmonische Atmosphäre in unserer Familie vorfinden. Und ich glaube bei jedem von uns hat es jetzt endlich „klick“ gemacht.

    Ich danke Dir für jeden einzelnen Diner Beiträge! Ich bin so glücklich mich nicht mehr alleine in meiner Situation zu fühlen! 20 Jahre waren eindeutig genug. Dankeschön!

    • Danke, liebe Susanne. Da zeigt sich einfach, dass die Themen ähnlich sind, wenn man anfällig für destruktive Beziehungen war oder ist. Schön, dass Du einen Weg mit Deinen Kindern gefunden hast. Es ist so wichtig, dass wir alle auf uns selbst gut aufpassen. Liebe Grüße!

  5. Dieses Missverständnis an „bedürfnisorientiert“ erlebe ich auch ganz oft in meinen Müttergruppen. Und auch, dass es vielen Müttern schwer fällt, die eigenen Bedürfnisse überhaupt zu spüren. In den ersten Monaten mit einem Neugeborenen ist es so selbstverständlich, dass man über die eigenen Grenzen hinweggeht. Es ist wirklich wichtig, da aber auch wieder den „Absprung“ zu schaffen, wenn die Kinder älter werden, und sich wieder mehr um sich selber zu kümmern, sich wieder selber zu spüren und – ein Stück weit auch – sich wieder selber kennenzulernen.

  6. Vielen herzlichen Dank für diesen Artikel- ich finde den Text grandios. Es ist nämlich kein esoterischer Schnick Schnack oder eine Selbstfindungsphase nach nem Burnout- oder gar Luxus, den man sich gönnen sollte – sondern PFLICHT, sich um seine Bedürfnisse zu kümmern und das vorzuleben was so grundlegend für eine Sozialisation ist- ob Jungs oder Mädchen, das sollten alle erfahren dürfen. Schon schlimm genug wenn man es selbst als Kind nicht erfahren hat. Es ist sowas von einleuchtend…und klar spürt man wie sehr man selbst geprägt worden ist. In meiner Beobachtung sehe ich auch oft Extreme- entweder Aufopferung oder Ignoranz der Bedürfnisse von Kindern, beides fühlt sich nicht gut an und die Balance ist sicher nicht leicht. Gut wäre ja schon, wenn sämtliche Schuldgefühle losgelassen werden könnten wenn man sich einfach mal als Mensch mit Bedürfnissen klar positioniert. Ein Ausflug in diese Welt…in das Thema an sich ist schon eine große Erleichterung…der Text bringt mich zum Atmen! Dafür herzlichen Dank!

  7. Hallo Rona, kann ich wie schon oft nur zustimmen. Ich bin zwar nicht Alleinerziehende, doch ich finde dass in jeder Familie die Kinder mehr merken sollten, dass jeder auch Zeit für sich braucht und die Mama oder der Papa nicht immer Zeit zum Spielen haben. Das war im Übrigen früher auch nicht so. Ich habe sehr früh angefangen, dass meine Kinder sich auch um ihre Dinge in der Schule oder Sport selbst kümmern mussten. Ich habe sie auch nicht zur Schule gefahren. Wobei ich schon schräg angeschaut wurde, wenn sie auch mal bei Regen laufen mussten. Inzwischen sind sie zwischen 14 und 20 Jahren und können sich schon sehr gut auch sich dem Alter entsprechend selbst um ihre Angelegenheiten kümmern. Mein Sohn hatte mir letzten erzählt, dass er es ziemlich lächerlich findet, wenn er hört dass in seiner Ausbildung manche noch von ihrer Mama die Brotzeit gerichtet bekommen. Vielleicht vergessen wir durch alles, was man so an uns heranträgt, wie wir uns als Mütter zu verhalten haben, dass es eine unserer Aufgaben ist, dass unsere Kinder irgendwann einmal das Haus verlassen und selbständig leben sollten. Ich bin nicht dagegen, sich auch mit den Kindern zu beschäftigen und natürlich gehört es auch dazu Kinder zu lieben, doch für mich heißt das nicht, dass wir uns selbst vergessen dürfen. Und ich finde es stimmt was du schreibst, die Kinder sollten merken, dass wir eigenständige Personen sind. Das brauchen sie als Vorbild. Ich habe auch vieles gemacht, was ich heute bestimmt nicht mehr tun würde. Mir wäre lieber ich hätte schon vor 20 Jahren das Selbstbewusstsein gehabt. Natürlich wollen wir alle dass es unseren Kindern gut geht, doch ich glaube lieber weniger Zeit, die wir aus vollem Herzen unseren Kindern widmen, als viel Zeit, die wir nur mit schlechtem Gewissen unseren Kindern schenken.

    • Gut geschrieben, Andrea. Danke. Ich glaube, das ist ein längerer Entwicklungs- und Erkenntnisprozess.

  8. Ich habe bisher nicht so viel zu dem Thema gelesen, finde mich aber sehr in den Grundwerten von Attachment Parenting und Co. wieder. Bedürfnisorientierte Erziehung heißt ja nicht, die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen, sondern dass jedes Familienmitglied mit seinen Bedürfnissen geachtet und wertgeschätzt wird!

    Ich war letztens bei der „Artgerecht“-Lesung von Nicola Schmidt und da sagte sie einen Satz, der, so albern er klingt, total gut zu mir passte: „Ich jagen, kochen, sammeln. Du spielen mit Nachbarskindern“. Sie wollte damit wohl verdeutlichen, dass ein Elternteil allein nie alles erfüllen kann, was ein Kind braucht. Quality Time mit jedem einzelnen Kind ist eben nicht immer drin – und manche Eltern haben auch schlicht keine Lust auf Puzzlen oder Memory (dazu gehöre ich selbst).

    Wenn ich die Bedürfnisse meines Kindes achte und versuche, sie möglichst zu erfüllen, heißt das ja nicht immer, dass ich das selbst tun muss. Und außerdem will ich, dass auch mein Kind meine Bedürfnisse achtet. Den Kindern jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, ist sicher nicht Sinn und Zweck der bedürfnisorientierten Erziehung. Und wenn das in irgendwelchen Büchern steht, dann ist das schlicht Quatsch.

    • Ja, genau das habe ich aber selbst lange nicht so richtig verstanden und ich meine, das auch bei manchen anderen beobachten zu können. Bedürfnisorientiert heisst auch, auf mein eigenen Bedürfnisse zu achten. Das in der Tiefe zu verstehen ist je nachdem nicht so ganz einfach. 😉

  9. Wenn wir verstehen, dass wir selbst eine lebenart vermitteln, immer vorbild sind, dann versteht sich das von selbst, ich fühl mich wohl, wenn wir zu viert im familienbett liegen, und auch, wenn ich mitten in der nacht ein kind zum klo begleite, mich macht es glücklich, aber, wenn ich etwas nicht möchte, sage ich es, wir finden kompromisse, das verstehe ich auch unter bedürfnisorientierter erziehung, die kinder üben sich auch im nein sagen, das finde ich super, am wichtigsten ist ruhe auszustrahlen, du hast sehr schön beschrieben, wie das aufgedrückte rollenmodel der frau uns das falsch verstehen lassen kann!!!

  10. ein toller Text – genau das erlebe ich immer wieder mit meinem Mitmamas in der Krabbelgruppe oder im Kindergarten und ertappe mich auch selbst oft dabei, mich einfach zu vergessen. Mit baby und Kindergartenkind und leider schnell überfordertem Mann weiß ich oft auch nicht, wie alles funktionieren soll, ohne eigene Bedürfnisse zu missachten – dabei habe ich dann aber auch das Gefühl, niemandem gerecht zu werden, weder den Kindern noch mir (oder auch dem Partner). Hinweise wie in Deinem Text helfen, sich mal wieder daran zu erinnern, dass man ohne schlechtes Gewissen auch an sich denken darf. Und Bedürfnisorientiert heißt ja nicht Wunschorientiert.

    Ich glaube viele verwechseln Wünsche und Bedürfnisse („Ich will ein Eis“ oder „ich brauche Nähe“)

    Danke und Grüße von der 2xMama

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