Die Emanzipation und die Alleinerziehenden Jetzt haben wir den Salat

InAlleinerziehend, Beziehungsgewalt, Familienbild, Familienpolitik, Muttermythos, Partnerschaft, Trennung, Vereinbarkeit
herunterscrollen

Der Feminismus und die Emanzipation sind Schuld, dass es inzwischen so viele Alleinerziehende gibt und dass diese von Armut gefährdet sind.

Denkpause. Aha.

Heute abend diskutiert Birgit Kelle dieses Thema bei KingFM. Sie ist ihres Zeichens keine Alleinerziehende, sondern verheiratete Mutter von 4 Kindern, hat aber mehrere Alleinerziehende interviewt. Als Einführung für ihre Interviewanfragen in einer Facebook-Gruppe schildert sie ein Ereignis auf einer Lesung von Alice Schwarzer.

Eine Frau rief: „Was hat uns denn der Feminismus gebracht?“. Die Antwort kam aus der anderen Ecke des Saales: „Lauter geschiedene Frauen“.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt nun unter dem Titel: „Das hat der Feminismus nicht gewollt“ über die Baustelle, die die Emanzipation hinterlassen hat: Alleinerziehende Frauen. Und mit ihnen das größte Armutsrisiko, das man als Frau derzeit haben kann. Ihre Zahl steigt, das Unterhaltsrecht lässt sie im Regen stehen.

Aber so war das doch auch geplant, mehr Selbstständigkeit, mehr Eigenverantwortung, mehr Freiheit. Jetzt haben wir sie – aber auch den Salat.

schreibt Kelle. Birgit Kelles Einstellung zum Feminismus und zur Gender-Forschung ist weitestgehend bekannt. Wer sich da noch weiter schlau machen möchte, gebe ihren Namen bei Google ein.

Der Artikel der Süddeutschen Zeitung, den Kelle zitiert, sieht tatsächlich ebenfalls eine Verbindung zwischen den Errungenschaften der Emanzipation und den Problemen alleinerziehender Frauen. Der Feminismus fordere die Unabhängigkeit und Gleichberechtigung der Frauen. Die Unabhängigkeit der Alleinerziehenden in Form von Freiheit vom Partner, die in Armut und wiederum Abhängigkeit vom Staat führt, ist aber sicher nicht das, was der Feminismus ursprünglich erzielte, schreibt die SZ. Sie sieht die Alleinerziehenden nicht nur alleingelassen vom Partner, sondern auch noch alleingelassen vom Feminismus, der sich angeblich über dieses Thema noch viel zu wenig Gedanken gemacht hat.

Weitere Denkpause.

Ich habe mich nie sehr intensiv mit dem Gedanken beschäftigt, ob ich nun eine Feministin bin oder nicht. Ich mag die Schubladisierungen der „ismen“ nicht. Daher weigere ich mich, mich so zu nennen. Es gibt auch Strömungen im Feminismus, die ich kritisch sehe. Alles in allem denke ich aber, dass uns der Feminismus in die Lage gebracht hat, überhaupt über solche Themen sprechen zu können, sie offen zu kritisieren, zu hinterfragen und unseren eigenen Weg im Leben zu finden. Genau darum geht es ja dem Feminismus am Ende: um ein selbstbestimmtes Leben von Frauen. Es irritiert und ärgert mich, wenn es nun Frauen selbst kritisieren, dass Frauen in Deutschland selbstbestimmt leben dürfen – zumindest laut Rechtsprechung (die Realität sieht nochmal anders aus).

Es wird beklagt, dass Frauen sich trennen von ihren Männern, die Familie auseinanderreißen und ihre Kinder mitnehmen oder *huch* sogar dem Mann überlassen. Es wird aber nicht genauer nachgefragt: Warum haben sich diese Frauen getrennt? Welchen Anteil hatte der Mann an der Trennung? Wie oft hat womöglich die Frau in den Jahren davor noch versucht, das Ruder herumzureißen und wurde von ihrem Partner nicht ernstgenommen?

Und: was wäre die Alternative für diese Frauen? Sollen sie bei ihren desinteressierten, fremdgehenden, narzisstischen oder gar gewalttätigen Männern bleiben? Und selbst wenn all das nicht der Fall ist: ist es erstrebenswert in einer toten Beziehung zu verweilen wegen der Kinder?

Die wenigsten Frauen mit Kindern trennen sich „einfach so“ und weil sie grad mal genervt sind von ihrem Mann. Meist haben sie gute Gründe und sind sich des Risikos für ihr Leben und das Leben ihrer Kinder durchaus bewusst.

Nun soll aber bitteschön mal der Feminismus dafür sorgen, dass Frauen, die alleinerziehend sind, auch mit ihrer Selbstbestimmung zurecht kommen und nicht in die Armut rutschen. Das heißt für mich am Ende: Die Frauen sollen mal bitte selbst schauen wie sie klar kommen. Sie haben sich die Suppe mit Salat eingebrockt. Nun sollen sie das mal schön alleine auslöffeln und -gabeln. Irgendwie kommt mir das bekannt vor.

Dass eine wesentliche Verantwortung für die vielen Trennungen auch bei den Männern zu suchen ist, wird selten erwähnt. Wie selten Männer zum Beispiel offen verantwortlich gemacht werden für Gewalt an Frauen, thematisiert dieser TED-Vortrag eines von Jackson Katz. Männer reden selten darüber, wie sehr sie selbst daran beteiligt sind, dass ihre Frauen gehen. Frauen dagegen diskutieren, wie sehr sie und ihre feministische Haltung womöglich dafür verantwortlich ist, dass die Beziehung in die Brüche ging und werden darin von Männern bestätigt.

Sollen die Frauen also nun endlich mal wieder schweigen? Sollen sie wieder schön an den Herd mit entsprechender Prämie für die Kinderalleinversorgung, auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollen? Dürfen Frauen keine Kinder mehr bekommen, die gleichzeitig auch gern arbeiten? Oder sollen sie sich mal endlich einen echten Kerl suchen wie z.B. Christian Grey? DAS ist es doch, was Frauen eigentlich wollen.

Oder?

Ich vermute, dass nicht wenige in unserer schnelllebigen, westlichen Welt ein Problem mit unserer Freiheit haben. Es ist ja auch nicht einfach, wenn man plötzlich vieles allein entscheiden kann, wenn nicht alle auf einer Linie sind und kontrovers diskutiert wird. Auch ich bin schon des öfteren den rosanen Bildern des Muttermythos erlegen und habe mich von ihnen betören, bedrängen und beängstigen lassen. Aber ich bin froh, was der Feminismus und die Emanzipation bisher erreicht haben. Ich bin froh, dass Frauen nicht mehr gezwungen sind, sich alles gefallen zu lassen. Für mich ist es nicht die Emanzipation, die das Problem gebracht hat. Die Emanzipation hat der Freiheit und Selbstbestimmung die Tore geöffnet. Nun sollte diese Freiheit und Selbstbestimmung auch weiterhin und immer stärker politisch und gesellschaftlich gestützt werden. Das können der Feminismus und die Frauen allein nicht stemmen. Da sind auch die Männer gefragt – in ihrem eigenen Interesse.

Denn:

Eine Gesellschaftsform, in der Männer eine bevorzugte gesellschaftliche Stellung haben und Frauen herabgesetzt werden, kann nicht gerecht sein. Das Patriachat drängt aber auch Männer in eine stereotype Rolle. Wenn sie zum Beispiel der starke, niemals weinende Alleinernährer einer Familie sein müssen, dann ist das auch ein extremer Druck für viele Jungen und Männer. Genau von diesen einsperrenden Geschlechterrollen wollen wir weg.

sagt Anne Wizorek und räumt direkt noch mit einigen anderen Argumenten gegen den Feminismus auf.

 

15 Kommentar

  1. Das Großartige an diesem Aufsatz ist, dass sich hier jemand FRAGEN stellt. Nicht nur eine, nein, ganz VIELE, ganz offene und auch selbstkritische Fragen. Dafür liebe ich diesen Aufsatz.
    Hier ist ganz viel offen. Hier ist viel möglich, hier ist der Ansatz für Gespräche. Streit und Versöhnung.
    Aber, leider, nicht in einer eMail.
    Nur eines möchte ich aufgreifen: Wie stark kann, darf und muss Frau sein, als Alleinerziehende?
    Leider, viel zu stark.
    Sie war nicht stark genug, den Mann zu halten, nicht im Bett, nicht im Gespräch, nicht in der Beziehung.
    Aber jetzt, da sie allein ist, da ist sie stark. Zu stark, um für irgendeinen Mann attraktiv zu sein.
    Und viel zu stark, um weiche, schwache, moderne, weibliche Männer attraktiv zu finden.
    Schade.
    Wenn so viel starke Frauen scheitern, und so viele schwache Männer, wird es Zeit, sich ein paar Fragen zu stellen, mindestens die:
    Was ist eine „Starke Frau“?
    Und was ist ein starker Mann..?
    Ich hab da ein paar Ideen…

    • Danke für diesen Kommentar. Ja, das sind auch genau die Fragen, die ich mir stelle. Und ja, das Alleinerziehenden-Dasein zwingt zu einer Stärke, die teilweise jegliche Gefühle und jegliche Schwäche verstummen lässt. Es ist dann manchmal schwer noch einen Zugang zu finden zu Vertrauen, Liebe, Hoffnung und überhaupt zu sich selbst als Frau. Aber: ich glaube nicht, dass Stärke dazu führt, einen Mann zu halten. Ich glaube nicht, dass es Aufgabe der Frauen ist, stark zu sein, damit der Mann bleibt. Ich war jahrelang stark und habe gekämpft wie eine Löwin, um eine Beziehung zu retten und zu erhalten, die ich eigentlich schon längst hätte beenden müssen, weil sie giftig war. In der Entscheidung zur Trennung war ich endlich schwach und stark zugleich und habe gesehen: Es geht nicht mehr. Ich muss aufgeben.

      Liebe dagegen schert sich nicht um Stärke oder Schwäche von Mann oder Frau. Liebe schert sich nicht um Bilder. Liebe ist anarchisch. Diese Liebe zu wagen ist die größte Herausforderung. Manchmal muss man aber auch Liebe aufgeben und gehen lassen, wenn sie am Ende zerstört.

      Deine Ideen würden mich interessieren.

      • Liebe Rona Duwe,
        Als Mann priorisiere ich die Männliche Sicht der Dinge, hier.
        http://www.amazon.de/wahre-Kraft-Mannes-Hardcover-Seiten/dp/3831203865/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1334228283&sr=8-2
        Was die Verantwortung in der Beziehung betrifft, halte ich es mit dem großartigen Stephan von Stepski,mder mir beibrachte:
        Männer haben es schwer. Sie müssen
        1.) ZUHÖREN
        2.) Raum geben
        3.) Grenzen setzen
        4.) kooperieren
        5.) im BETT was bringen.
        MÄNNER, DIE DAS NICHT KÖNNEN, oder zumindestens lernen, scheitern.
        Frauen dagegen brauchen nur eines zu tun: „Beziehung geben.“
        Ich hoffe, Du weißt, was er meinte?
        Frauen, die das nicht wissen, und KÖNNEN, scheitern.
        Was denkst Du?

        • Lieber Thomas Fuegner,

          ich glaube, Beziehungen sind immer für beide – Frau und Mann – eine Herausforderung. Von festen Rollenzuschreibungen halte ich nichts. Auch Frauen „müssen“ zuhören, Raum geben, Grenzen setzen, kooperieren und im Bett was bringen. Ich glaube, wir können aufhören zu denken, dass wir irgendwas „müssen“ und dürfen uns wagen, ohne feste Vorstellungen, wie Männer und Frauen zu sein haben, aufeinander zu bewegen. Schließlich leben wir zum Glück in 2016 und nicht in 1950. 😉 Ich bitte im übrigen davon abzusehen, diese Seite für Eigenwerbung zu nutzen. Danke.

          • Ist die Verlinkung auf einen eigenen, werbefreien Blog schon Eigenwerbung? Wusste ich nicht.
            Ihr posting fängt an mit „ich glaube“. Tun Sie das? Ich vermute- nicht.
            Sie meinten vielleicht: „Ich vermute…?“
            Aber, da wir uns einig sind, und ich ärgere mich über mich selbst, davon geschrieben zu haben, nichts mehr „müssen“ zu müssen, frage ich mich, wie Sie ohne Spielregeln für Pflichten- (nicht: Rechte-) Verteilung mit einander in Beziehung leben wollen?
            Sie können sich natürlich einLeben lang „aufeinader zu bewegen“, nur dann bleiben Sie ein Leben Lang getrennt.
            Meine Ausgangsbasis ist eine andere- Sie sind wohl Single?
            Dann bewegen Sie sich mal schön… Ein Leben lang… Auf einander zu…
            Frauenbewegt, natürlich.
            Merken Sie was?
            Ihre Auflösung der Polarität funktioniert nicht. Sie hat nicht funktioniert. Und sie wird nicht funktionieren: Tag und Nacht, Nord- und Südpol, yin und Jang sind dagegen.
            Aber machen Sie nur weiter: die Hybris der Moderne sei mit Ihnen!

          • Sie haben auf Ihr Buch bei Amazon verlinkt, nicht auf Ihren Blog. Ihr Kommentar wirkt ansonsten so, als hätten Sie meine Worte verletzt und Sie müssten sich wehren und mit Unterstellungen auf mich losgehen. Schade. Ich wünsche Ihnen alles Gute.

  2. Der Feminismus war für mich eine Überforderung in mehreren Beziehungen. Befreiung ja, aber ohne neue positive Rollenbilder – soll jedes Paar das Rad selbst neu erfinden? Und wohin führt die Freiheit? Das Buch von Viola Roggenkamp „Frau ohne Kind“ (www.perlentaucher.de/buch/viola-roggenkamp/frau-ohne-kind.html) ist ein trauriges Zeugnis davon, wohin die vermeintliche Freiheit von Mann und Kind viele Frauen geführt hat. Die Alleinerziehenden sind der andere Fall – wieviele geschiedene Väter wollten ihre Kinder sehen und durften nicht (ich war ein paar Jahre einer von denen, trotz brävster Unterhaltszahlungen)?

    Und wie hängen Freiheit, Macht und Verantwortung zusammen? Und wie verbindet die Liebe diese drei Pole?

    Das kann jede und jeder nur selbst entscheiden: ich habe es wie Windows gemacht und den letzten Wiederherstellungspunkt gesucht, an dem das System zuletzt stabil lief – und werde dabei immer noch konservativer. Da kommt ein positives Männerbild von Versorger, Beschützer heraus, bei dem es meiner (zweiten) Frau und mir sowie zwei plus zwei Töchtern aus zwei Ehen ganz gut geht. Und meine Ex hat mir als Christin alles vergeben (und ich ihr, wir sind ohne eine dritte Person einfach krachend gescheitert) – das war wirklich eine Befreiung, wofür ich ihr sehr dankbar bin.

    Mein Fazit: was fehlt, sind positive Rollenbilder, mehr content, was eine Ehe nicht nur juristisch, sondern vom committment her bedeutet, welche Verheißungen darin stecken, was aufgegeben wird, was dabei im positiven Fall herauskommen kann. – da sehe ich mehr Verluste als Fortschritte, da kenne ich nur wenige, die aus der Freiheit wirklich etwas Neues, Positives bauen konnten. Aus meiner Sicht war der Feminismus kein kreativer Zerstörer à la Schumpeter, sondern nur ein Zerstörer..

    • Interessant und schön, dass zu diesem Thema gerade zwei Männer offen schreiben. Danke für den Kommentar, Hansjörg Schrade. Ja, die Freiheit der Entscheidungen kann dazu führen, dass man zurückkehrt zu alten, vertrauten Mustern. Ich denke auch, dass wir neue Bilder brauchen, aber mir schweben mehr Bilder von Vielfalt und Möglichkeiten vor, wie ein gutes und glückliches Leben als Mann, als Frau, als Paar und als Familie aussehen kann. In die alten, sicheren Häfen der klaren gesellschaftlichen Grenzen und Vorgaben werden wir wohl nicht mehr zurückkehren können. Wir werden stattdessen Surfen und Balancieren lernen und können uns an guten Vorbildern für bestimmte Lebenssituationen entlanghangeln. Das Ufer müssen wir in uns selbst finden. Und das fällt vielen noch sehr schwer. Mir auch.

  3. Interessantes Thema, toller Artikel, schwieriger Kommentar!
    Nur was bitte soll der Feminismus mit Scheidungsquoten und Alleinerziehung zu tun haben?
    – Weil die Süddeutsche es auch findet? Wie alle Medien erzählen die viel, wenn der Tag lang ist.
    – Weil es Frauen/Alleinerziehende gibt/geben soll, die geboren in der Feminismus-Debatte, sich erhofft hatten, dass sie freier sind und Unterstützung finden und das jetzt nicht kommt? Das tut mir leid, zeigt aber v.a. wie unfrei sie sind, wenn sie so etwas zur Grundlage ihrer Entscheidung machen und darin verantwortungslos, wenn sie für ihre Situation verantwortlich machen, dass ihnen jemand etwas eingeredet habe.
    – Frech und dumm, geschlechtsspezifisch und grob pauschaliert Frauen zu unterstellen, sie seien manipulierbarer oder fremdgesteuerter….
    Lächerlich seinen Verbleib in der Beziehung oder Trennung den Argumenten des Feminismus zuzuschreiben, noch lächerlicher Frauen generell zu unterstellen, sie würden sich von einem solchen Blödsinn leiten lassen.
    In der Tat will eine Trennung vom Vater der gemeinsamen Kinder wohl überlegt sein, als Alleinerziehung ein verdammt mühseliges Geschäft ist, v.a. wenn den Kindern Armut und gewisse sonstige Nachteile erspart werden sollen. Damit sollte nicht allzu leichtfertig umgegangen werden. Es ist schon schlimm genug, wenn Alleinerziehung der Notwendigkeit zum Kindeswohl geschuldet ist oder dem Umstand, dass der Mann werdende Mutter oder seine Familie verlässt, was jedenfalls die ältere Variante sein dürfte. Ich kenne die Statistiken nicht, aber es würde mich sehr wundern, wenn das eine oder andere einen deutlichen Überhang hätte. Umso absurder den Feminismus heranzuziehen: Wenn Väter gehen, kann das ja gerade nicht durch den Feminismus veranlasst sein, es sei denn, es wäre generell zu unterstellen, dass es allen sich trennenden Vätern unzumutbar ist, mit derartig Feminismus-gesteuerten Müttern zusammenzuleben. Eine solche Sichtweise, vor allem in seiner Verallgemeinerung, sollte sich verbieten.
    Insofern außerordentlich einseitig und in zweierlei Hinsicht erschreckend, in diesem Zusammenhang von der Macht der Frauen, über die Entscheidung ein Kind auszutragen oder nicht, mit einem Kind die Partnerschaft zu verlassen zu sprechen:
    1. Auch wenn es zweifellos vorkommt, verbietet sich generell jede Pauschalierung. Es soll nicht allzu selten vorkommen, dass der werdende Kindsvater auf die Abtreibung besteht. Ja, bestenfalls wird ein Kind geboren und wenn das, aus welchen Gründen auch immer nicht geht, dieses gemeinschaftlich entschieden wird. Das Wort „Macht“ hat meines Erachtens in dem Kontext Partnerschaft und Familie rein gar nichts zu suchen.
    2. Und alleine hierin dürfte das Totalversagen der Gesellschaft und von Partnerschaften in puncto Gleichberechtigung zu suchen sein: In einem militanten Feminismus á la A. Schwarzer, die Gleichberechtigung – nicht anders als offenbar noch eine Vielzahl von Männern – das Verhältnis zwischen Mann und Frau als ein Machtverhältnis missversteht.
    Viele Probleme dürften sich schon damit erledigen, dass man in Zusammenhang von Beziehung und Familie allen Ernstes endlich aufhört, noch von Macht, Schwäche oder Stärke zu reden. Vor 45 Jahren wurde die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau eingeführt und für alles andere besteht weder Raum noch Notwendigkeit. Nicht nur die rechtliche Gleichstellung, sondern auch das Gleichheitsgebot, verbieten es vom Prinzip her, ausgerechnet in der Partnerschaft ein Über- und Unterordnungsverhältnis anzunehmen, statt in gegenseitigem Respekt vor einander zu leben. Eltern haben auch kein Recht an und auf Kinder, sie haben eine dienende Pflicht.
    Der Geschlechterkampf ist vollkommen anachronistisch, ob er nun von der Seite der Tussis stammt, die es scheinbar für ausgleichende Gerechtigkeit halten Quoten zu propagieren oder mit dem AGG zu winken oder ob Männer das Zeitrad zurückdrehen wollen. Beiden augenscheinlich gemein, dass sie das andere Geschlecht als Gegner betrachten, der Partner sein sollte, und ein erbärmliches Verständnis von den Menschen und Bürgern pflegen, nämlich zu unterstellen, dass dieser nicht in der Lage sein soll, eine autonome Entscheidung zu treffen.
    Steht diese Tage leider in Frage, ob Menschen in der breiten Masse hierzu wirklich noch in der Lage sind – entweder man beugt sich dem Meinungsdiktat unserer Staatsoberen oder es wird nach autoritären Extremen geschrien, die eine vermeintlich bessere Lösung haben sollen.
    In puncto Familie und Erziehung hat sich der Staat im Prinzip rauszuhalten: Jedenfalls rechtlich steht es jedem Paar frei, das zu halten wie ein Dachdecker. Ja, es gibt auch viele Jungen und Männer, die augenscheinlich Probleme mit der gegenwärtigen Situation haben: Mein Geheimtipp an alle Eltern wäre – und noch darf man es – es eigenverantwortlich besser zu machen. Da gibt es eine ganze Menge Anknüpfungspunkte. Was interessieren da bitte die Gender-Tussis oder gepflegte Familienbilder von anno dazumal.
    Das eigentliche Problem ist aber ein ganz anderes, das offenbar auch diejenigen zu haben scheinen, die hier im Geschlechterkampf aufeinander losgehen, sich gegenseitig bezichtigen, gegen das andere Geschlecht zu agitieren und die Hybriss haben, das allen zu unterstellen.
    Wer das denkt oder unterstellt, offenbart, von der „Fremdbestimmung des unmündigen Bürgers“ auszugehen, der keine eigene Meinung hat, keine eigenen autonomen Entscheidung treffen kann und für alles und jedes den Staat verantwortlich macht. Kein Wunder, wenn Kinder das mitnehmen und kann so alles nur ein Teufelskreis bleiben.
    Wenn das allerdings im Deutschland 2015 weiter verbreitet ist, wie es den Anschein macht, haben die Deutschen in den vergangenen 70 Jahren leider wenig hinzugelernt und dürfte die Scheidungsquote und der Feminismus inzwischen das geringste Problem der Deutschen sein.

  4. Liebe Frau Duwe, das war ein schöner, gnädiger, warmherziger Kommentar auf meine Fundi-Zeilen. „In die alten, sicheren Häfen der klaren gesellschaftlichen Grenzen und Vorgaben werden wir wohl nicht mehr zurückkehren können.“ Surfen und Balancieren ist vlt. Ihrer Jugend geschuldet, mit Ü50 nach manchem Zwangs-Surf auf wilder Welle und balancieren ohne Netz, weil man da rüber musste, sieht man das anders. In alten und neuen Freikirchen finden sich diese Paare, die in den alten, sicheren Häfen starten – dort nicht bleiben, aber immer wieder zurückkommen.

    Das sichere Ufer in uns selbst? Den Glauben habe ich als Christ nicht (mehr), der Glaube der Bibel und ein sich unbedingt hingebendes Gegenüber (gibt’s auch bei Männern!) sind festere Ufer, auf jeden Fall.

    Ihnen alles Gute – ich bin durch den ersten Kommentator, mit dem ich fb-verknüpft bin, auf Ihre Seite gestoßen.
    Ihr Hansjörg Schrade
    PS: Eher nur Message an Sie – müssen Sie nicht veröffentlichen/freischalten.

  5. Jetzt bin ich ganz schön spät dran, habe aber diesen Blog eben erst entdeckt.
    Vorweg: ich bin 46 und war mal so eine Art „Feminist“ Das ging so weit, dass ich vor vielleicht 20 Jahren sogar zwei mal in der Emma Gastbeiträge schreiben durfte und mit der damals fantastischen Alice sogar mal Kaffetrinken war. Das war schön und wir haben viel gelacht. Meine Generation von Männern hat wohl kaum weniger vom Feminismus profitiert als die Frauen. Ich bin frei. Frei davon Dinge tun zu müssen oder irgendwie sein zu müssen, obwohl es gar nicht meiner Natur entspricht. Ich will weder Oberhaupt sein, noch Bier trinken, noch Fussball noch noch noch. Muss ich nicht. Danke! und trotzdem bin ich seit fast 25 Jahren unverheiratet glücklich mit meiner Frau zusammen.
    Nun sind wir 20 Jahre später.
    Leider ist aus dem guten Feminismus etwas sehr schlechtes geworden. Schlecht für Alle, besonders für die jungen Frauen. Und ganz besonders für die, die nicht Studiert haben oder von irgenwoher finanziell unabhängig sind. Problem: 20 Jahre Gehirnwäsche für Alle und eine Wand voller Lügen, die wir alle als Wahrheiten abgespreichert haben, die niemand mehr hinterfragt, die einfach zur Wahrheit für alle Frauen Männer und Kinder geworden sind. Eine erfundene Wahrheit in der nun schon 2 Generationen gross geworden sind. Alle Medien, Internet, Gesellschaft und Politik haben diese Wahrheiten angenommen und Meinungen und Entscheidungen basieren darauf. Da alle nun auf Basis dieser unwahren Tapete handeln wird es kaum möglich sein, Probleme gemeinsam anzugehen. Aus Ihrem Artikel lese ich auch zwischen nahezu allen Seiten diese Vorannahmen. So stellen Sie die Frage, ob die vielen Frauen bei ihren „desinteressierten, fremdgehenden, narzisstischen oder gar gewalttätigen Männern bleiben sollen“ Da ist bereits so ein Männerbild, das wir alle im Kopf haben.
    Männer sind nicht desinteressiert, gehen nicht fremd und sind weder narzisstisch oder gar gewalttätig. Woher kommt so ein Männerbild? Nun es kommt aus dem permanenten senden dieses Bildes über unsere Massenmedien. Natürlich gibt es Frauen und Männer, die falsche Dinge tun. Aber warum verbinden wir alle z.B. Gewalt in der Familie mit Männern? Wir bekommen es permament indoktriniert. Jeder der es wissen wollte, könnte erfahren das Gewalt in der Familie sich statistisch folgendermassen aufteilt: 1. Gewalt an Kindern überwiegend durch Mütter, hier häufiger an Jungs als an Mädchen. Und danach erst ungefähr gleich verteilt Gewalt unter den erwachsenen Partnern. In der Gesellschaft wird die allermeiste Gewalt an Männern und Jungs verübt. Wenn man nun aber in Austellungen über Gewalt geht, oder im Internet diese Begriffe eingibt sieht man fast nur das Bild des Mannes mit erhobener Hand. Das ist eine kontraproduktive Gehirnwäsche, die eine Auseinandersetzung, Ursachenforschung und Prävention behindert. Genauso ist es mit dem fremdgehen. Das tun Frauen genau wie Männer. Man könnte die Liste der Fehlinformationen fast endlos fortsetzen. Die Lüge der ungleichen Bezahlung, die Lüge der gläsenen Decke (Männer besprechen im geheimen, Frauen nicht in Führungspositionen kommen zu lassen, was für ein Unsinn) und so weiter und so fort. Girls Day und Boys Day, eine Ohrfeige für alle Jungs und deren Eltern. Es gibt ein gewaltiges Grundproblem, das die ganze Basis, auf Diskussionen stattfinden sollte ein Sumpf ist, auf dem keiner stehen kann. Da ist es als Mann unendlich schwer empathie für die Probleme von Frauen zu entwickeln, wenn man gleichzeitig per Geschlecht in so eine unfassbar negative Rolle gezwungen wird. Ich habe Respekt vor jedem der Kinder gross zieht. Ich habe aber auch viel Mitleid für die 1000enden Männer, die neben der finanziellen Misere auch von ihren geliebten Kindern abgeschnitten werden und auf verlorenem Posten um jede Minute mit denselben betteln und kämpfen müssen. Und man weiss heute das die unfreiwillige Zwangstrennung von den eigenen Kindern für die allermeisten Männern das schwerste Trauma ihres Lebens bedeutet.

    • Hallo Alexander,
      entgegen Deiner Vermutung habe ich kein einseitiges Männerbild im Kopf. Diese Seite hat den Schwerpunkt Beziehungsgewalt gegen Frauen. Diese Gewalt existiert zweifellos. Das bestätigen die vielen Erfahrungsberichte und auch fundierte Statistiken. Dass diese Gewalt existiert, bedeutet jedoch nicht, dass alle Männer gewalttätig sind. Es bedeutet auch nicht, dass es keine Gewalt gegen Männer gibt. Das alles wird auch in meinem Artikel nicht behauptet. In dem Artikel soll deutlich gemacht werden, dass es viele ernsthafte Gründe für Frauen gibt, sich zu trennen und dass die wenigsten Frauen diese Entscheidung einfach aus einer Laune heraus treffen. Der zitierte Satz ist dabei bewusst überspitzt. Die negative Rolle und die Schuldzuweisung, die Du bei Männern siehst, wird auch Frauen gern gegeben – besonders alleinerziehenden Frauen. Dass der Feminismus etwas schlechtes sei kann ich für mich auch nicht bestätigen. Stattdessen sehe ich den Feminismus als Chance für Frauen UND Männer, selbstbestimmt zu leben und sich nicht althergebrachten Rollenmustern unterwerfen zu müssen.

  6. Hallo Rona, ich glaube auch nicht, dass Du ein einseitiges Männerbild im Kopf hast. Und auch wieder doch. Subjektiv bestimmt nicht. Aber wir alle, die nach ca. 1960/70 geboren sind, habe ja ein Bild von allem und dieses Bild wird von eigenen Erfahrungen aber heute ultimativ stärker von den Medien bestimmt. Früher gab es 3 Programme im Fernsehen, Zeitungen, Radio ende. Heute kämpfen tausende Medienfirmen ums überleben. Und dann ist das Internet explodiert. Das führt erstens dazu, dass der, wenn es ihn mal gab, Ehrenkodex von Journalisten, längst reinem Kommerz geopfert wurde. Und damit kann man leider keinen Medien mehr vertrauen. Zusätzlich wird alles was Auflage bringt, vertausendfacht gesendet. Und das was wir ständig hören, verfestigt sich unweigerlich. So ist das auch ganz besonders mit männlicher Gewalt. Alleine schon die Formulierung „Beziehungsgewalt gegen Frauen existiert zweifellos,… das bedeutet nicht das alle Männer gewalttätig sind“ zeigt doch schon ein Bild was Du in Dir trägst. Ich würde diese Formulierung grundweg ablehnen. Und sie lädt eben auch nicht zu einer Diskussion ein sondern schafft eine Position auf Deiner Seite, wo es kaum möglich ist, sich auf die andere zu setzen. Es impliziert doch, dass Männer schlagen; Nur eben nicht alle. Der Feminismus von heute, so empfinde ich es macht das Gegenteil davon, Chance für Frauen UND Männer zu sein. Männer sind das Feindbild. Jeder kann z.B. auf die Internetseite seines Bundesland gehen, bei mir NRW, und eingeben „Gender“, dann kommt man auf die Schulgesetze und die Vorschriften für die Lehrer, wie Gender Mainstreaming umzusetzen ist. Da stehen dann erst mal 5 schöne Seiten mit blumigen Texten, die jeder unterschreiben würde. Und dann kommt das, was alle Lehrer übergreifend mit Jungs machen sollen, wie sie zu beeinflussen sind. Schrecklich. Da wird offensichtlich, dass es ein negatives Bild vom „Männlichen“ gibt und das soll bereits im Kindesalter beeinflusst werden. Ich befürchte aus alledem wird das Gegenteil entstehen. Ich kenne mittlerweile alleine aus purem Zufall schon 5 Elternpaare (Kollegen und entfernte Bekannte), bei denen ich mitbekommen habe, dass sie ihre Jungs auf nicht-staatliche Schulen schicken werden sondern auf reine Jungenschulen (wusste gar nicht dass es das gibt). Mittlerweile werden knapp 500.000 Jungs in Deutschland mit Ritalin ruhiggestellt und das im Mittel vom 9. bis zum 18. Lebensjahr. Das ist auch eine Form von Gewalt. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und gebe ein für mich damals hochinteressantes Beispiel der Brille, durch die wir mittlerweile alle schauen. Als vor ein paar Jahren in New York der Fall Strauss Kahn explodierte und später wieder implodierte, war das für mich ein Musterbeispiel für die heutige Medienwelt und auch für die geänderte Gesellschaft. Vorweg (und das muss man (nur) als Mann heute immer tun) will ich weder diesen Mann in Schutz nehmen, ich kenne und kannte ihn nicht und vielleicht ist er ein Schwein oder was auch immer. Aber wie hier jeder gesunde Menschenverstand komplett ausgeschaltet wurde oder war, das fasziniert mich bis heute. eigentlich sollte jeder Mensch mit eben „gesundem“ Menschenverstand sofort bei der ersten Schilderung erkennen, das die berichtete Geschichte extrem unglaubwürdig war. Ein 1,60 kleiner, dicker 62 jähriger Mann kommt nackt aus der Dusche, ein fast 1,80 grosses Zimmermädchen betritt ein Hotelzimmer in dem offensichtlich jemand ist. Der kleine nackte dicke Mann springt, spontan das Zimmermädchen an un vergewaltigt es. Alleine dieses Setting kam ja auch der damals leitenden Ermittlerin nicht glaubhaft vor, sie wurde vom Fall abgezogen und ersetzt. Aber diese beschriebene Szene wurde Millionenfach gesendet. Es wurden Millionen verdient. Alle Sendungen waren voll damit. Der Mann als Monster, reich und mächtig. Als dann nach Monaten herauskam das die ganze Story nicht stimmte, was passierte mit der Berichterstattung? Sie ging von 100 auf null. Kaum jemand hat die ganzen Dinge mitbekommen, die sich danach herausgestellt haben, dass der Mann ganz normal ausgecheckt hat, dass er danach mit seiner Tochter essen war, das er am Flughafen feststellte dass er sein Handy im Hotel vergessen hatte und das er es sich zum Flughafen hat bringen lassen. Alles Dinge, die niemand täte, der das vorgeworfene getan hätte bzw. gerade wenn er schuldig ist (was ja immer noch sein kann), wäre er bestimmt nicht so blöd gewesen und wäre einfach nach Frankreich geflogen. Aber wie gesagt, er kann schuldig sein. Interessant finde ich eben, dass es egal ist ob er vielleicht schuldig ist. er muss schuldig sein. Ein Schwein, ein Mann. Die Medien und die Gesellschaft sind schon süchtig danach. Und das meine ich mit dem Männerbild auf dessen Basis wir heute in einer Selbstverständlichkeit diskutieren, die eben selbstverständlich „weiss“ dass Beziehungsgewalt gegen Frauen von Männern verübt wird, aber es gibt auch Männer die nicht schlagen. Und ich weiss, das genau das Gegenteil die Wahrheit ist. Männer schlagen nicht, Männer sind gut. Oft sogar fantastisch. Man sollte sie gut behandeln und nicht millionenfach runterschreiben. Wenn immer mehr jungs mit einem negativen Männerbild grosswerden und 1000 Möglichkeiten lernen wie sie nicht sein sollen, wie sollen sie dann werden?

    • Hallo Alexander,
      ich ärgere mich über das, was Du schreibst und ich habe länger überlegt, ob ich weiter darauf eingehe, weil ich nicht glaube, dass die Diskussion zielführend ist. Offensichtlich nimmst Du Männer als Opfer wahr, die konstant verteufelt werden und denen man helfen sollte. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung und meiner eigenen Beobachtung nicht bestätigen. Ich erlebe es z.B. selten so, dass Männer von der Presse verteufelt werden – im Gegenteil. Bitte beobachte einmal genauer, wie mit Frauen, die über Gewalterfahrungen mit Männern sprechen, in der Presse umgegangen wird (es gibt da einige aktuelle Fälle). Es wird hinterfragt, ob sie wirklich die Wahrheit sagen oder ob sie das nur sagen, weil sie an das Geld des Ex-Partners wollen oder ob sie sich vielleicht zu aufreizend angezogen haben oder, oder. Es kann jedenfalls auf keinen Fall sein, dass sie die Wahrheit sagen und dass sie unschuldig sind am Angriff des Partners/Mannes. Berühmte Männer, die Missbrauch begangen haben, verlieren nur einen geringen Teil ihrer Reputation und es wird ihnen schnell verziehen (siehe aktuell Johnny Depp, Roman Polansky, Woody Allen etc.). Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen, sind voller Vertrauen auf Männer zugegangen und hatten kein schlechtes Männerbild. Diese Männer haben dann im Laufe der Beziehung angefangen, die Frauen zu demütigen, zu schlagen, zu vergewaltigen. Manche stalken und töten ihre Frauen nach einer Trennung. Frauen bleiben häufig sehr lange in solchen Beziehungen, weil sie den Partner trotzdem lieben und hoffen, dass Besserung möglich ist. Dafür opfern sie sehr viel. Sie fühlen sich lange verantwortlich und schuldig für das Verhalten des Partners. In einer Gewaltbeziehung ist es aber völlig unerheblich, wie man sich verhält: die psychische oder körperliche Gewalt wird so oder so ausgeübt. Dass Du behauptest, Männer würden nicht schlagen und nur gut sein stimmt einfach nicht, genauso wie es nicht stimmt, dass Frauen immer gut sind. Wünscht Du Dir also, dass Männer, die sich so wie oben genannt verhalten, gut behandelt werden? Darf über Gewalt, die von Männern gegen Frauen verübt wird, nicht geschrieben und gesprochen werden, weil das hieße, dass dadurch alle Männer verteufelt werden? Werden alle Männer verteufelt, weil ein Mann, der jemanden erschossen hat, verhaftet wird und weil geschrieben wird, dass es ein Mann ist? Soll man da mal alle Augen zudrücken, damit Männer sich nicht insgesamt verurteilt fühlen? Nur, weil manche Männer gewalttätig sind, heißt das nicht, dass alle Männer gewalttätig sind. Aber: es muss möglich sein, über diese Gewalt offen zu sprechen, die Ursprünge zu erforschen und dadurch langfristig Änderungen zu ermöglichen. Ein Totschweigen, damit alle Männer sich gut fühlen, hilft niemandem – schon gar nicht Jungen.

  7. Liebe Rona, vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin ganz begeistert, dass Du mir geantwortet hast, obwohl Dich über meine e Aussagen geändert hast. Das finde de ich wirklich toll und auch irgendwie gross. Natürlich War mir, auch wenn ich beim schreiben nicht lange überlege, klar, dass meine Aussagen provozieren, wenn man Deine Perspektive hat. Natürlich gibt es auch viele Frauen die Gewalt erleben. Mit Geld,mit Worten, mit Gefühlen. Das kenne ich auch. Meine Mutter War genau so eine Frau, die aus Liebe vieles ertragen hat und erst gegangen ist, als ihre Kinder aus dem Haus waren. Aber genau wie ich versuche Deine Position anzuerkennen, habe ich eben eine wirklich andere Wahrnehmung. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, daß Frauen, die über Gewalterfahrungen berichten, wie von Dir beschrieben werden von der Presse als Lügnerin bezeichnet werden. Hast Du da Beispiele? Das würde mich interessieren. Ich glaube im übrigen sehr daran, dass die Diskussion Zielführend ist, weil ich glaube das gerade wenn kontroverse Meinungen besprochen werden und man offen zuhört, immer etwas an der eigenen Sichtweise verändert wird. So geht es mir gerade im Gespräch mit Dir. Von Johnny Depp weiß ich gar nichts über beziehungsgewalt. Aber interessant, dass Du Roman Polansky erwähnst. Gerade gestern lief ein Bericht über ihn auf Arte. Sicher spielte Du auf die Vergewaltigung an wegen der er seid 40 Jahren verfolgt wird. Das ist für mich ein typisches Beispiel. Es War ein längeres Interview mit der Frau, die sein Opfer war. Bzw. Sie selbst sieht sich gar nicht so und tritt seit über 20 Jahren regelmäßig in Interviews auf damit endlich aufgehört wird, ihn zu verteuffeln. Sie selbst hat geschildert, dass sie sich als 16 jährige ausgegeben hatte, dass er aus ihrer Sicht nichts schlimmes getan hat und dass nur durch einen Zufall überhaupt die Sache publik wurde. Aber all das, und da bin ich wieder bei der Medienflut, weiß kein Mensch. Alle wissen nur, daß Polanski ein Vergewaltiger ist. Oder die Brüderle Affäre, wie lächerlich, wenn es nicht so traurig wäre. Ja, tatsächlich finde ich, dass Männer aktuell total verteufelt werden. Aber ich finde gleichzeitig nicht, das Männer Opfer sind. Ich glaube das Wort Opfer wäre übertrieben. Wir reden und hören ja auch meist von Prominenten. Aber ganz ehrlich, ich erinnere mich wirklich nur an angeprangerte Männer. Kachelmann, Karl Dall, Bill Cosby, Strauss Kahn, Andreas Türk, David Copperfield, Michael Jackson, Brüderle, Cliff Richard… Die Liste ließe sich bestimmt noch verlängern. Und bei allen, egal ob einer von denen komplett unschuldig ist oder nicht, gibt es keine Unschuldsvermutung. Es gibt eine Schuldvermutung. Nein sogar noch mehr. Wir wissen das sie alle schuldig sind. Sie müssen schuldig sein, weil wir wissen wie Männer sind. Gib Ihnen Macht und Gelegenheit und sie werden böses tun…Natürlich nicht Alle. Vor ein paar Monaten habe ich eine Mail an Arte geschrieben. Mein erstes Mal. Da War ein Bericht über eine Studentin, die seit geraumer Zeit immer eine Matratze mit sich herumträgt. Weil sie auf einer Matratze vergewaltigt wurde von einem Mitstudenten, ihrem Exfreund. So wurde auch der Bericht anmoderiert. Sie wurde vergewaltigt. Und sie ist mittlerweile in Amerika eine kleine Berühmtheit, hat sogar von Hillary Clinton einen tollen Brief mit Ermunterung bekommen und tingelt durch Fernsehsendungen mit ihrer Matratze. Aber zufällig hatte ich schon ein halbes Jahr vorher im Stern oder Spiegel gelesen, dass der Fall längst von der Uni und einer Ermittlerin aufgeklärt war. Sie hat alles nur erfunden und ei fach gelogen, weil ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hatte. Sie hatte ihn noch zig Liebesmails geschrieben nach dem Datum , als es angeblich passiert war. Nun ist der Fall an sich keine Riesen Sache. Aber ich bin fassungslos, das Redaktionen von öffentlich rechtlichen Sendern genau wissen mussten was die Wahrheit ist. Gesendet haben sie aber eine Lüge. Und das ist meine Wahrnehmung. Es werden unglaublich viele Lügen verbreitet, gerade wenn es um Männliche Gewalt geht. Im Grunde könnte es mir ja egal sein, ich bin Mitte 40 mein Leben ist toll und ich Reise mit Meiner tollen Frau um die Welt. Du fragst, ob über Gewalt von Männer an Frauen nicht geschrieben werden darf. Natürlich darf es. Es wird permanent darüber geschrieben. Und die Männer werden verfolgt. Polanski seit 40 Jahren, Türk trotz erwiesener Unschuld seit Jahren Arbeitslos. Ich würde wirklich gerne mal Gegenbeispiele hören, wo Frauen medial runtergeschrieben und veteuffelt wurden. Ich verspreche demnächst mal meine Brille zu wechseln und aktiv darauf zu achten, wie wo Frauen in den Medien dargestellt werden. Danke für Deine Gedanken und zu Deinem letzten Satz, na klar muss über die Ursachen von Gewalt und deren Ursprung gesprochen werden. Ich glaube nicht, das Menschen, die Gewalt verüben sich gut fühlen, denn sie wissen ganz genau, was sie getan haben und alles Schlechte was man anderen antut bleibt kriegt man nur sehr schlecht aus sich selbst wieder raus. Es ist toll, dass es Deine Seite gibt. Ich würde mir wünschen, dass es solche engagierten und professionellen Seiten auch für Männer gäbe. Da gibt es aber gar nichts. Liebe Grüße Alex

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert