Mutter, Vater, Kind Eine Kritik der Kleinfamilie

InBeziehungsgewalt, Familienbild, Familienpolitik, Feminismus, Männerbild, Muttermythos
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Vor einigen Tagen schrieb ich einen Tweet, der Diskussionen auslöste. Darin wagte ich es, die Kleinfamilie als gesunde Lebensform in Frage zu stellen.

Ein Großteil unseres gesellschaftlichen und politischen Reglements fundiert auf der Basis der Kleinfamilie als Keimzelle der Gesellschaft. Unsere inneren Bilder von Zusammenleben, Glück und Erfolg werden schon früh auf das Ideal „Vater, Mutter, Kind“ geprägt. Auch wenn wir uns schon längst weiterentwickelt haben und auch wenn es schon neue Familien- und Lebensmodelle gibt, wird dieser Mythos nach wie vor gepflegt und gehegt, als hinge das Leben von ihm ab. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass gerade diese Lebensform insbesondere für Frauen die Hölle auf Erden bedeuten kann. Der gefährlichste Ort für Frauen ist das eigene Zuhause.

Die Kleinfamilie in ihrer klassischen Aufteilung sieht die Frau am Herd, im Haus und bei den Kindern. Der Mann wiederum geht arbeiten und sorgt finanziell für sich und die Familie. Heutzutage gehen bei den meisten Familien jedoch beide Partner arbeiten. Dennoch bleibt ein Großteil der Familien-, Pflege- und Hausarbeit immer noch an den Frauen hängen – allen Gleichberechtigungsbestrebungen zum Trotz. Selbst wenn heutzutage vieles „outgesourced“ werden kann in Form von Putz- und Haushaltshilfe, Lieferdiensten oder Krippe, Kita und Hort, ist auch die moderne Frau zerrissen zwischen all den Anforderungen, die Kinder, Haushalt und Karriere an sie stellen. Kein Wunder, dass Depressionen und Burnout unter Müttern zunehmen.

Rutscht man aus diesem Kleinfamilienmuster hinaus – durch eine Trennung zum Beispiel – ist das für viele sehr schmerzhaft. Das, was uns von klein auf als ideale Lebensform vermittelt wurde, ist zerbrochen. Wir fühlen uns gescheitert. Wir sorgen uns um das Wohlergehen unserer Kinder. Wir möchten ihnen Leid ersparen und wünschen uns, dass sie möglichst glimpflich und unbeschadet durch diese Krise hindurchkommen. Gleichzeitig schämen wir uns und haben das Gefühl, dass wir nicht mehr dazugehören zu den anderen vermeintlich glücklichen Familien. Viel Leid entsteht dadurch, dass wir den Traum von der Kleinfamilie aufgeben müssen. Manche – auch ich – versuchen dann einen Neuanfang mit einem neuen Partner, der evtl. auch eigene Kinder mit in die Beziehung bringt. Aber nach einiger Zeit wird klar, dass man auch über diesen Weg die Wunde nicht heilt. Eine Patchworkfamilie ist ein sehr komplexes, eigenes und häufig brüchiges Konstrukt. Wenn dann die Erkenntnis kommt, dass auch so der Traum von Familie nicht mehr in die Realität zu holen ist, tut das je nachdem noch mehr weh.

Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass es glückliche Kleinfamilien gibt. Das Glück der Kleinfamilie fußt aber in vielen Fällen auf einer hohen Opferbereitschaft und Anpassungswilligkeit und -fähigkeit der Frauen. Nicht nur alleinerziehende Frauen leiden unter Überlastungserscheinungen. Auch Frauen, die in der Kleinfamilie oft alleingelassen sind mit den Anforderungen von Kindern und Alltagsbewältigung, kämpfen darum, noch Raum und Zeit für sich selbst zu finden. Der Leistungsdruck, der auf Müttern lastet, ist insbesondere in Deutschland sehr hoch, da wir immer noch einen sehr ausgeprägten Muttermythos pflegen. Dieser Leistungsdruck wird weiter geschürt durch Erziehungstrends, die Müttern viel abverlangen, damit ihre Kinder glücklich werden. Wie es den Müttern selbst damit geht und welche Bedürfnisse die Mütter eigentlich selbst haben, wird selten gefragt.

Da ich selbst schon einige Trennungen in meiner Herkunftsfamilie als Kind und auch als Mutter erlebt habe, bin ich inzwischen an einem Punkt angelangt, wo ich von außen auf diese Träume und Verstrickungen schaue und frage und forsche, ob das eigentlich alles so stimmig ist. Ich hinterfrage, inwiefern das Ideal, als das uns die Kleinfamilie dargestellt wird, wirklich Hand und Fuß hat, oder ob wir sogar dieses Idealbild durchleuchten und hinterfragen sollten. Auf meiner Forschungsreise bin ich zuletzt bei der Matrifokalität und Patriarchatsforschung und -kritik gelandet. Und seitdem ich mich damit beschäftige, wird mir vieles verständlicher, auch wenn mir nach wie vor viele Fragen bleiben.

Die Patriarchatsforschung geht davon aus, dass es vor unserem derzeitigen System des Patriarchats eine mütterzentrierte Lebensweise in Clans und Sippen gab. Die Sippen folgten der Mutterlinie und waren nicht hierarchisch strukturiert. Heirat und Ehe gab es nicht. Die Vaterschaft hatte keine Bedeutung. Stattdessen hatte eine Frau häufig mehrere Partner in ihrem Leben, die aber nicht mit ihr zusammenlebten. Sie wählte aus, mit welchem Mann sie wann und wie lange zusammensein und sexuellen Kontakt wollte (female choice). Die Männer lebten grundsätzlich bei ihrer Muttersippe und waren bei anderen Familienclans nur zu Besuch. Männliche Mitglieder der Sippe waren daher Brüder, Önkel und Söhne, die auch den männlichen Anteil der anstehenden Arbeiten übernahmen. Durch die Zentrierung auf die Mutter war die Blutsverwandtschaft und damit eine natürliche Bindung der Mitglieder untereinander gegeben. Gleichzeitig gab es keine einsame Mutterschaft im Rahmen einer Kleinfamilie, die von einem männlichen Familienoberhaupt regiert wurde (ja, das ist heute nicht mehr so. Aber es ist bei uns noch gar nicht lange her, dass die Männer bestimmt haben, ob eine Frau arbeiten geht etc.). Der Clan half sich untereinander. Kinder mussten nicht von ein oder zwei Personen allein versorgt und „erzogen“ werden. ForscherInnen, die diese frühen Lebensformen untersuchen, gehen davon aus, dass das die eigentlich natürlich Lebensform der Spezies Mensch ist, von der wir uns über das Patriarchat inzwischen weit entfernt haben.

Ich persönlich empfinde diese Erkenntnisse einerseits als sehr entlastend, weil mein mulmiges Gefühl der Kleinfamilie gegenüber damit eine Erklärung findet. Andererseits ist es – durch diese Brille betrachtet – beklemmend, wie sehr das System des Patriarchats in unsere heutige Art zu leben hineingreift und mit seinem Streben nach Macht, Herrschaft und Unterwerfung insbesondere Müttern schadet und sie benachteiligt und schwächt.

Interessant ist, dass sich scheinbar eine Menge Mütter einerseits danach sehnen, so gut wie vollständig ersetzt zu werden. Das gipfelt in Ideen und Fantasien, Mütter durch Gebärmaschinen zu ersetzen (über diese Idee sinnieren nicht nur Feministinnen, sondern auch Väterrechtler). Andere Mütter wiederum kultivieren ihre Mutterschaft wie ein Showbusiness. Die einen sehnen sich nach Entlastung, weil die Anforderungen einfach zu hoch sind, was bei manchen im Bereuen der Mutterschaft (regrettingmotherhood) gipfeln kann. Die anderen überhöhen Mutterschaft als etwas Heiliges, womit sie unbemerkt ebenso in einem Druckkessel landen können, der täglich verlangt, das schöne Bild aufrechtzuerhalten. Ob Mütter ihre Mutterschaft genießen können und z.B. auch weitere Kinder bekommen wollen, hängt ganz wesentlich davon ab, wie sehr sie unterstützt werden und in einem Umfeld leben, das sie mit der Verantwortung und den täglichen Aufgaben nicht allein lässt.

Heutzutage wird versucht, diese Entlastung einerseits über die stärkere Einbindung der Väter und andererseits über die Institutionalisierung von Kinderbetreuung oder Auslagerung von Care-Arbeit zu schaffen. Wenn man aber mal etwas genauer hinsieht und hinhört, dienen diese Bestrebungen häufig vor allem einem möglichst reibungslosen Verfügbarmachen des Menschen für den Wirtschaftskreislauf. Leistungsbereitschaft ist heute das A und O. Die Ausrichtung auf Karriere fängt schon im Kindesalter an. Der Alltag von Familien ist heutzutage von frühmorgens bis spätabends durchgetaktet. Raum zur Entspannung und Langeweile gibt es kaum. Die Belastung dieser Durchtaktung des Alltags erhöht sich noch, wenn ihn nur eine Person tragen muss. Die Überlastung von Einelternfamilien (auch hier meist Frauen) wirkt sich auch auf die Gesundheit der Mütter und Kinder aus. Alexandra Widmer kennt sich damit aus und bemüht sich darum, psychische Entlastung zu schaffen.

Im tieferen Sinne wird aber dem Menschen und den Frauen insbesondere die Grundlage genommen, ein freudvolles, entspanntes und schönes Leben mit ihren Kindern zu führen. Die Bestrebungen, all die Arbeiten, die Mütter traditionell übernommen haben, zu institutionalisieren und an andere Personen zu verteilen, können am Ende dazu führen, dass Mütter und mütterliches Verhalten innerhalb der Familie an Bedeutung verlieren oder gar abgeschafft werden. Wie sonst kommt es dazu, dass überall Väter inzwischen in ihrer Bedeutung besonders hervorgehoben und beworben werden und der Spiegel sogar titelt „Sind Väter die besseren Mütter“? Das, was eigentlich eine Entlastung sein sollte, führt am Ende dazu, die Bedeutung von Müttern unsichtbar und unnötig zu machen. Das ist wohl auch ein ganz wesentlicher Grund, warum der Feminismus Mütter immer noch nicht wirklich sieht und unterstützt. Der allgemeine Trend geht zunehmend dahin, den Vater zu unterstützen und in seiner Bedeutung und Wichtigkeit für die Familie hervorzuheben, vordergründig u.a. damit die Mütter nicht mehr so belastet sind. Hintenherum landen wir darüber aber wieder beim alten Machtgefüge der Kleinfamilie, denn Wunsch und Wirklichkeit der Gleichberechtigung zwischen Müttern und Vätern klaffen weit auseinander.

Dass dahinter die Rechte und Möglichkeiten für Mütter vernachlässigt werden, fällt kaum jemandem auf. Erst nach einer Trennung, v.a. mit Partnerschaftsgewalt im Gepäck, wird für Frauen überdeutlich, wer in unserem System wirklich unterstützt wird und wer nach wie vor um Unterstützung und Glaubwürdigkeit kämpfen muss und alleingelassen wird.

Eine menschenwürdige und im Sinne der Patriarchatsforschung natürliche Form des Zusammenlebens würde Mütter und ihr Wohlergehen in den Fokus stellen, da es in der Regel der gesamten Gesellschaft gut geht, wenn es Müttern gut geht. Bestrebungen, Mütter wirklich nachhaltig zu unterstützen, könnten auch in Ideen zu anderen Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens einfließen, die netzwerkartig und flexibel organisiert sind und die Gesamtverantwortung und -arbeit nicht immer wieder auf eine Einzelperson zurückwerfen. Dazu müsste allerdings bei vielen ein Umdenken zu Lebensform, Lebenssinn und Lebensinhalt stattfinden. Denn es hieße, dass das Leben nicht in erster Linie leistungsorientiert und ausbeutend ausgerichtet wäre, sondern eher bindungsorientiert, erhaltend und kooperativ.

In einer solchen Lebensform wäre es übrigens kein Drama, wenn Eltern sich trennen – weder für die Mutter, noch für den Vater, noch für das Kind – weil der wesentliche gemeinschaftliche Halt durch die Gruppe käme.


Bild: Pixabay, PublicDomainPictures

Inspiration:
Die Mosuo sind ein Volk, das auch heute noch matrilinear lebt.

 

37 Kommentar

  1. Guten Tag! Sie sagten gegen Ende Ihres Artikels, dass der wesentliche gemeinschaftliche Halt durch die Gruppe käme. Sie folgern daraus, dass das traditionelle Modell Vater-Mutter-Kind eher obsolet wäre. Wenn ich es richtig verstehe, sehen Sie auch die zunehmende Stärkung der Väter sowie „das outsourcing“ der Kindererziehung in Kitas als indirektes Einfallstor für patriachale Strukturen. Ich finde Teile Ihrer Ausführungen nicht nur bedenklich sondern sie machen mich in gewissen Sinne auch nachdenklich und traurig. Bindung entsteht erst im kleinsten aller Kreise, für mich im besten Falle in der Kernfamilie. Erst danach wird das Bindungsfeld erweitert und natürlich ist dann Gemeinschaft das Allerbeste. Die frühesten Bindungserfahrungen sind die Prägensten und mit entscheidend für das weitere Leben. So wird deutlich, dass ich ein verfechter einer Bindungserfahrung bin, die sich zu allererst in der Kleinfamilie entwickelt. Vom Kleinen zum Großen, von der Familie in die Gemeinschaft. Was mich verwundert? Wieso empfinden Sie eine Stärkung der Väter als Schwächung der Mütter? Dieser Zusammenhang ist für mich nicht plausibel und scheint mir eher aus persönlichen Verletzungen heraus entstanden zu sein. Solche nehme ich ernst und es tut mir Leid, dass wir Menschen solche Phasen durchleben müssen. Als Argumentationgrundlage sind sie für mich aber zu einseitig. Die Stärkung einer Personengruppe bedeutet mit Sicherheit nicht die Schwächung der Anderen. Es sei denn man will das so sehen! Zudem sind wir nicht nur Männer und Frauen, sondern wir sind in erster Linie Menschen die -und das unterstelle ich hier einfach mal- beide am Wohl unserer Kinder interessiert sind. Ich selber bin offen für verschiedene Formen von Familie. Ich finde es aber gut wenn archetypisch männliche und weibliche Qualitäten an der Erziehungsarbeit beteiligt sind. Ob das dann ein lesbisches oder schwules Paar mit Kind, eine Patchwork oder eine konventionelle Familie ist, ist für mich nicht von Belang. Woher nur die Angst? Mütter sind für die Kinder sehr wichtig, vor allem in den ersten Lebensjahren. Väter sind für die Kinde wichtig, vorallem nach den ersten drei Lebensjahren. Wieso arbeiten wir nicht zusammen, ringen und diskutieren um das Wohl unserer Kinder ohne dabei Angst zu haben die eigene Stellung innerhalb eines Systems zu verlieren? Viele Grüsse Oliver

    • Hallo Oliver,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Ja, es ist in der Tat so, dass persönliche Erfahrungen mich zu gewissen Fragen und Erkenntnissen geführt haben. Es ist ein fortwährender Prozess, in dem ich mehr und mehr meine eigenen Denkmuster hinterfrage und damit dann auch im Großen die Denkmuster, die die Gesellschaft uns als Ideal vorsetzt. Ich hinterfrage gern und durchdenke Dinge und Strukturen in der Tiefe. An diesen Punkt kommt man sicher nicht, wenn man in unserer jetzigen Gesellschaft und in einer Kleinfamilienstruktur glücklich ist. Dennoch empfinde ich das Konstrukt der Kleinfamilie für alle Beteiligten und insbesondere für Frauen behindernd und einschränkend und kann das auch so bei Müttern in meinem Umfeld beobachten. Wie erklären Sie sich sonst, wieviele Mütter inzwischen in den Burnout rutschen, selbst wenn die Kinder in der Kita sind oder der Vater sich einbringt? Wenn Sie sich etwas intensiver mit der eher kurzen Geschichte der Kleinfamilie beschäftigen, könnte es sein, dass Sie auch zu dieser Erkenntnis gelangen. Allerdings glaube ich, dass es für Männer schwerer nachvollziehbar ist, da Männer die Einschränkungen seltener oder gar nicht spüren. Für Männer hat dieses Konstrukt vermeintlich eher Vorteile, da es sie an vielen Stellen entlastet, ihnen wenig Einschränkungen auferlegt und ihnen eine wichtige und bestimmende Rolle zuweist. Eine matrifokale Struktur hat mit Macht nichts zu tun. Sie schließt Männer nicht aus und bevormundet Männer auch nicht. Allerdings spielen Männer in dieser Struktur eine ganz andere Rolle. Mit unseren heute geprägten Vorstellungen von Familie und Gesellschaft hat das sehr, sehr wenig zu tun. Männern, die in solchen Strukturen leben (auch heute gibt es noch in einigen wenigen Kulturen matrifokale Ansätze), geht es sehr gut. Den Kindern ebenfalls. Vielleicht mögen Sie einfach mal etwas mehr zu dem Thema lesen. Es sind ja einige Artikel verlinkt über den Text.

      Grüße Rona

  2. …ein Nachtrag! Das viele Frauen in der Erziehung und Gestaltung Ihres Familien- und Arbeitslebens benachteiligt sind, das bestreite ich nicht! Das ist traurige Realität! In diesem Zusammenhang möchte ich meine vorherigen Ausführungen verstanden wissen. Vielen Dank fürs teilen. Grüsse

  3. Hallo Runa Duwe, ich stimme Oliver in allen Punkten zu. Dies ist sowohl soziologisch, entwicklungspsychologisch wie auch historisch hinreichend belegt. Es gibt für die heutige Zeit zudem wissenschaftliche Studien, welche belegen, dass alle Arbeitsteilungsmodelle innerhalb der Familie für die jeweilige spezifische familiale Situation bestimmte Vorteile und Nachteile haben, alle sind gleich gut. Wichtig aber ist, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingeungen so strukturiert sind, dass je nach Situation, Bedürfnisse und Wünsche auch das jeweilige möglichst beste Modell gewählt werden kann. Situation und Bedürfnisse in den einzelnen Familien sind unterschiedlich – deshalb sollte den Betroffenen selber die Wahl überlassen werden, was für sie optimal ist oder nicht. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen – insbesondere das Recht – sollte aber auch faktisch so beschaffen sein, dass niemals irgendwelche Benachteiligung (Diskriminierung) stattfinden darf. Ich betone hier das Wort „FAKTISCH“, weil formal das Diskriminierungsverbot schon lange rechtlich überall fest verankert ist. Es wird nur leider nicht real eingefordert. Mehrheitlich werden aufgrund der patriarchalen Struktuern noch immer Frauen massiv benachteiligt. Aber auch genug Männer insbesondere in der jüngeren Generation. Da muss nicht nur ich leider feststellen, bleibt die Doppelbelastung an den Männer hängen – während dessen nicht selten die Frauen extrem faul sind.

    • Hallo Hanna Lis,

      zunächst mal: Ich kenne keine Frau/Mutter, die extrem faul ist. Wie sieht denn diese Faulheit aus? Dass sie zu Hause die Kinder versorgt, während der Mann arbeitet? Oder dass sie Hartz IV-Empfängerin ist, weil sie als alleinerziehende Mutter keinen Job mehr findet? Und ja, natürlich gibt es Studien. Viele Studien gehen aber von unserer gesellschaftlichen Struktur als gesetzt und optimal aus und fragen nicht weiter. Die Arbeitsteilung ist de facto nach wie vor nicht wirklich in gerechter Form vorhanden und ich frage auch Sie: wie kommt es denn, dass immer mehr Mütter unter Burnout leiden? Wie kommt es, dass sich – trotz Förderung – nach wie vor nur 17% der Väter maßgeblich an der Familienarbeit beteiligen? Es geht mir um Visionen, die wirklich eine Verbesserung für alle schaffen könnten. Mir ist klar, dass das zunächst eine Utopie ist. Aber wenn wir uns nicht mehr erlauben, über den Tellerrand zu schauen – gern auch mal ein ganzes Stückchen weiter als bisher – kommen wir aus bestimmten Strukturen nicht heraus.

  4. Hallo Rona.
    Ich erlebe im Moment wieder DIREKT, was diese patriarchalische Prägung für eine Auswirkung hat. Hatte ich doch (wohl blind)einen Mann geheiratet, der so aufgewachsen ist(Frau gehört hinter den Herd, darf aber nebenbei noch ein paar Stündchen arbeiten, aber ansonsten darf sie sich ausschließlich um Gedeih und Verderb der Kinder kümmern..).
    Nun wird es so dargestellt,als habe ICH mir Alles so ausgesucht:ICH wollte die Kinder, ICH musste unbedingt wieder arbeiten(der AG ist allerdings während meiner Elternzeit weit weg gezogen-bedeutet für mich jetzt: jeder Weg eine Stunde Fahrt!!).
    Ich stoße im Moment echt an meine Grenzen(nein, nicht weil ich so faul bin!!); hetze morgens zur Arbeit, um nicht im Stau zu stehen, hetze zurück, um die Kids pünktlich aus der Betreuung abholen zu können(nach dem nächsten Stau auf dem Rückweg)…Dank der Baustelle, die dort ZWEI Jahre bleiben soll ist sämtlicher Zeitpuffer aufgebraucht und ab Sommer fehlt mir nachmittags nochmal eine halbe Stunde, da die Schulbetreuung eine halbe Stunde eher zu macht.
    Und es wird dargestellt, als sei es MEIN einziges Problem.
    Er macht weiter wie vor den Kindern, King of the Job….Der Mann verdient das Geld. Dass ICH aber mittlerweile mich und SEINE/unsere Kinder selbst ernähre-völlig wurscht. Dass zumindest ein Kind, wenn nicht sogar zwei demnächst alleine draußen vor verschlossenen Türen stehen-nicht sein Problem. Hab ICH mir so ausgesucht. HÄ??
    Kann dieses Gedankengut, die MUTTER sei einzig und alleine für die Kinder zuständig bitte endlich mal begraben werden?
    Es gibt ja Männer, die packen mit an, setzen sich mit ein(heute erst erlebt…), aber ICH habe den ganz bestimmt nicht erwischt…

  5. Liebe Rona,

    ich kann Deinen Text in vielen Passagen gut nachvollziehen.

    Sehr deplatziert finde ich den Kommentar über „Frauen extrem faul sind“. Mein ersten Gedanken hierzu waren:

    Ein verlassener Mann im anonymen Netgewandt?

    Wo gibt es dieses faule Frauenkonzentrat? – Auch ich kenne keine faulen Frauen.. auch keine jüngeren faulen Frauen, ganz im Gegenteil. Eine kl. Schnittmenge wird es sicherlich geben..aber was ist mit den zahlreichen Männern, die ihren Frauen die Doppelbelastung Job und Familie gerne unberührt alleine überlassen.. was sind die?!!! Die armen Leistungsträger unserer Gesellschaft?!

    Aus Prinzip lehne ich Verallgemeinerung und Herabwürdigung von Frauen ab – solch eine Aussage zeigt keinerlei Respekt oder reife Betrachtungsweise..woher dies auch immer rührt! Die reale Welt sieht ganz klar anders aus, dies untermauern auch zahlreiche Studien! Das WORT „FAKTISCH“ allein, hebelt keine REALwelt aus den Ankern. Hier empfehle ich div. FAKTEN u. a. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Deutscher Paritätische Wohlfahrtsverband oder den Klassiker: statistisches Bundesamt.

    Bereits in meinem Religionsunterricht war ich damals sehr überrascht, als wir das Thema vom Matriarchat zum Patriarchat durchleuchteten, denn als Jugendliche glaubte ich, dass es bereits schon immer so war, dass Männer das „Sagen“ in der Gesellschaft hatten und bewunderte umso mehr die Haltungen meiner beiden Urgroßmütter (1900 u 1915 geb). Sie haben sich beide keiner langjährigen despotischen Ehemännern unterworfen und das in der schwierigen damaligen Zeit. Sie haben ihre Würde nicht der gesellschaftlichen Erwartungshaltung geopfert.

    Eine Familienanwältin sagte mir in einem Gespräch, dass die Gesetzeslage für Frauen in vielen Bereichen zum Nachteil sind, da die sogn. Entscheider zum größten Teil Männer sind und Frauen, insbesondere Alleinerziehende häufig keine Kraft aufbringen können, um sich gemeinsam zu organisieren um auf diesen Benachteiligungsfakt hinzuweisen und bestenfalls zu verändern.. Männer auch kein Interesse daran haben, dass die Rechte der Frauen verbessert werden würden oder sowas wie gelebte Gleichberechtigung mit Leben gefüllt wird. Die Gründe hierfür können durchaus vielfältig sein..u. a. „bitte keine weitere Kokurrenz..die Luft hier oben ist doch schon so dünn, zumal ich bereits jeMANNden den Job versprochen habe“, keine Umgestaltung „bewährter“ Strukturen, denn Frau praktizieren häufig einen anderen Führungsstil als Männer.. wenn Frauen genauso entlohnt werden, dann bleibt ja weniger Profit für uns Männer und die Abhängigkeit meiner Partnerin schrumpft zudem auch..

    Ich selbst bin alleinerziehende Mutter von 2 Kinder, 19 u 7 Jahren. Ich empfinde mich nicht als Versager, mich irritiert es manchmal im Alltag, wenn sich mir eine alleinerziehende Mutter vorstellt mit der Anfangsinfo, sie sei alleinerziehend. Kein Leben verläuft geradlinig. Ich finde es aufrichtiger den Kindern und mir selbst gegenüber, mich zu trennen, so denn eine Familiensituation nicht mehr tragbar ist, als sich zu „opfern“. Klar ist eine Trennung für Kinder eine schmerzhafte Erfahrung, aber sie lernen durch diese Erfahrung auch, dass man nichts „aushalten“ muss für immer sondern man eine belastende Situation beenden kann. Diese Erfahrung finde ich für einen jungen Menschen sehr wichtig, damit er sich nicht 30 J in einer Beziehung befindet, die ihm und seinen Kindern nicht gut tut, nur um den gesellschaftlichen „Erwartungen“ gerecht zu werden.

    Ein Freundin beschrieb mal die Rolle der Mutter als „Motor der Familie, wenn dieser Motor nicht läuft, läuft die Familie nicht rund“. Manch ein Mann wird sich nun sicherlich wieder angegriffen fühlen und manch eine Heldinnenmutter oder weiblicher „Kumpel“ provoziert, weil sie u. a. wenige Ausnahmen kennen oder ..dies nicht nachvollziehen können, ich sehe es jedoch auch so, dass nun mal der größte Teil der Familienarbeit, nach wie vor, an den Müttern liegt. Schwierig ist es sicherlich auch, dass sich die Mütter in berufstätig und nicht berufstätige unterteilen und nicht selten den anderen Kreis herabwürdigen. Ich finde dieses herabwürdigende Verhalten von beiden Seiten überflüssig, denn was maßen sie sich an?! Jeder sollte seiner eigenen Überzeugung frei nachgehen können, so denn dies möglich ist. Leider gibt es diese „Wahlfreiheit“ selten, wollen doch viele den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden. Für Alleinerziehende stellt sich meist nur die Wahl zwischen Hartz IV oder massive Doppelbelastung.

    So denn sich eine Diskussionsrunde mit „älterem Semester“ ergibt, bei der die „Alten“ auf die jungen Frauen wettern, so verteidige ich häufig die „unwilligen Nachwuchsbetreuerinnen“. Denn FAKTEN sind u. a.:
    – selbst ein gutes Abitur u Studium- oder Berufsabschluss verbessern die Situation f. junge Frauen nicht und viele sind froh, wenn sie dann einen guten Job finden, zu schlechteren Gehaltsbedingungen, als bei männlichen Kollegen, hier hat eine neue Studie aufgezeigt, dass die Einkommensdef. zwischen Frau und Mann weitaus mehr als 25 %.. mitunter bis 50 %! betragen
    – es gibt für Frauen in der realen Welt meist nur ein weitaus kürzeres Zeitfenster um „Karriere “ zu machen, da man jeder Frau unterstellt, dass sie auf jeden Fall Kinder haben will
    – die heutigen jungen Frauen laufen durchaus sehenden Auges durch die Welt..je besser qualifiziert umso ausgeprägter, daher bekommen zunehmend Akademikerinnen keine Kinder mehr!
    – Kinder bedeutet häufig noch Karriere u Kind = kaum Chancen.. da dies kaum unter einen Hut zu bringen ist u Firmen hier noch keine wirkliche Flexibilität leben.. selbst vor Jahren erlebt: „..verstehen sie es bitte nicht falsch..aufgrund ihrer Qualifikationen würden wir sie gerne einstellen, aber aufgrund des Kindes tun wir uns schwer“ oder der Rat einer Beraterin „..streichen sie ihr Kind aus ihrem Lebenslauf..“
    -aufgrund der Doppelbelastung sind nicht nur die Burnoutzahlen bei Frauen gestiegen, sondern auch die Herzinfarkt- sowie Schlaganfallstatistiken
    – die Hauptarbeit in der Familie wird nach wie vor den Frauen überlassen

    insgesamt heißt das.. als Mutter bin ich berufliche hinsichtlich div. Chancen benachteiligt u als Frau grundsätzlich in der Bezahlung..die meisten Mütter arbeiten zudem Teilzeit um gleichzeitig ihrer „Mutterrolle“ nachkommen zu können.. hier arbeiten viele 30 Std. …6 Std. am Stück damit keine zusätzliche gesetzl. Pause eingehalten werden muss..ihre Pause ist die Fahrt zur Kinderbetreuung!.. da die Frauen meist weitaus weniger als männliche Kollegen verdienen und als Mutter ggf. auch in Form von Teilzeiteinschränkung, führt dies zu Folgen bis in das Rentenalter.. dazu kommt der Risk, dass die Wahrscheinlichkeit einer Trennung vom Kindsvater durchaus häufiger vorkommt und meist die Verantwortung weiterhin bei der Mutter bleibt, wodurch sie auch für ihren eigenen Lebensweg klare Einschränkungen hinnehmen muss .. im Gegensatz zum Vater verfügt sie meist über ein weitaus geringeres Budget was sie im Alltag einschränkt u. a. bez. Kinderbetreuung um Kraft zu schöpfen oder eine Fortbildung im Abendbereich zu besuchen..hier verfügt der Vater meist über mehr zeitliche und finanzielle Freiheit.. hinzu kommt, dass die Leistungen der Mutter zunehmend aus div. Sichtweisen heraus keine ausreichende Anerkennung findet im Vergleich zu den Vätern, die für jegliche kleine „Fingerbewegung“ einen Orden am Bande verliehen bekommen obwohl es seltens Väter gibt, die sich wirklich im Gleichen Maße an der Gestaltung des Familienalltags beteiligen..wie u. a. die Statistik der Väter aufzeigt hinsichtlich Bereitschaft Elternzeitaufteilung..wow.. im Durchschnitt 3 Monate..weil MANN Angst vor Gehalts- und Kariereknick haben.. gut das FRAUEN so mutig oder und aufopfernd sind

    Sonnige Grüße an Dich liebe Realweltbeschreiberin Rona
    auch grüße ich die Blinden und Stimmungsmacher

  6. Guten Morgen. Oh ja, da ist was los! Ich bin sehr bewegt über die Schilderungen die ihr beschrieben hattet und vermutlich kann ich es mir als Mann tatsächlich nicht vorstellen, was Kinder und das Managen des Alltages für eine Frau bedeutet. Aber, es gibt nicht nur das Schwere, es gibt auch das Leichte. Es gibt auch Familien die in sich „funktionieren“ und in der alle Beteiligten mit diesem System des Zusammenlebens zufrieden sind. Das sei auch einmal gesagt und zeigt mir, dass es nicht nur schlecht sein kann. Ein erstes Indiz für Pro Familie! Nicht mehr und nicht weniger, aber existent.

    Eines stört mich nach wie vor: Ich denke nicht, dass die Kleinfamilie der ausschlaggebende Punkt für diese Belastung ist. Vielmehr sollte dies der Ort sein, an dem diese Belastungen größtenteils ein Ende nehmen. Eine für mich am natürlichsten erscheinende Lebensform von Vater Mutter Kind ist vor allem auch für die Entwicklung der Kinder von Belang (In meinen Artikeln geht es ausschließlich um die Entwicklung von Jungen) http://www.erziehende-mannsbilder.de Auch zum Stichwort Triangulierung – Warum Männer in der Erziehung auch wichtig sind! Über das Wohl der Kinder sprachen wir bisher nämlich noch gar nicht.

    Zurück zur Belastung: Familie ist meineransicht nicht das Problem. Das Problem ist wie die einzelnen Rollen darin gelebt werden! Ist ein Mann noch nicht in der Neuzeit angekommen und fühlt sich in patriachalen Strukturen wohl, ist das traurig, hat aber nicht den Ursprung in der Familie. Vielmehr ist die geschichtliche Entwicklung, gesellschaftliche Tendenzen und natürlich die Einstellung jedes einzelnen Mannes und jeder einzelnen Frau der ausschlaggebende Grund. Bevor ich mich also auf das System Familie stürze und es als Quelle von Burn out und anderen Belastungsstörungen ausmache wünsche ich mir eine Sichtweise die erst einmal sich selber liebevoll unter die Lupe nimmt.

    Natürlich sind viele Männer innerhalb einer Familie noch nicht in der Lage sich selbst zu reflektieren, sich zu hinterfragen, etc.. Aber es sind viel mehr als wir uns das noch vor 20 Jahren gedacht hatten.

    Deswegen meine ich auch das eine Stärkung der Männer so wichtig ist. Nicht um wieder ein Einfallstor für patriachale Strukturen zu schaffen, sondern um dem Mann die innerliche Stärke zu geben alte Muster zu hinterfragen und sich neu zu definieren, als liebevoller Ehermann der unterstützt, aber sich auch eindeutig abgrenzt, sich an der Erziehung beteiligt, präsent ist (letzteres kenne ich von meinem Vater beispielsweise nicht).

    Gerald Hüther und vorallem auch Jesper Juul beschreiben immer wieder, dass den Männern auch die Chance gegeben werden muss ihre Sichtweise mit in den Alltag und die Erziehung einzubringen. Was viele Frauen aus purem Mutterinstinkt heraus entwickeln, müssen sich Männer im Umgang mit den Kindern erst erarbeiten. Das ist aber nicht schlecht für die Kinder, ganz im Gegenteil. Sie sehen das Papa sich auch mal täuschen kann und Mama vielleicht in diesem oder einem anderen Punkt auch recht hatte. Wie gehen Mütter und Väter mit dem eingestehen von Fehlern um und vorallem wie gehen sie miteinander in diesem Fall um? Wertvolle und ganz wichtige Beiträge für die Familie.

    An diesem Punkt wünsche ich mir von den Müttern dass sie das Zulassen! Es ist für Kinder gut und sehr wichtig, vorallem auch für Jungs die zur Entwicklung der eigenen geschlechtlichen Identität das Bild Mann unbedingt brauchen. Das ist für mich nicht weg zu diskutieren. Warum wären wir sonst als mann und Frau auf dieser Erde? Es gibt ein Plus und ein Minus (nicht wertend gemeint), eine Anziehung und Abstoßung, es gibt Polaritäten und somit Auseinandersetzung die aber letzendlich das Ganze in einem Rahmen halten, der Rahmen heißt für mich: Familie!

    Enden kann ich nur mit einem Wunsch: Ich wünsche mir, dass Frauen viel mehr an Unterstützung seitens Ihrer Männer und seitens des beruflichen Alltags erleben. Das ist noch viel zu wenig, aber es hat sich schon viel getan. Wenn Männer und Frauen für sich etwas tun dient das der Stärkung der eigenen Persönlichkeit und ist nicht als Schwächung des Anderen gedacht. Dann keimt was, dann kann es gelingen! Oliver

    • Hallo Oliver,

      ich werde heute nur kurz antworten, weil ich arbeiten muss und gleichzeitig ein krankes Kind zu Hause habe, das zum Kinderarzt muss und um den dessen Vater (der das Kind misshandelt hat; ein ganz „normaler“, freundlich erscheinender Mann übrigens) sich so gut wie gar nicht kümmert und derweil im Büro sitzt. Das nur mal zur Lebensrealität. Dieser Vater tut nichts dafür, sein Verhalten maßgeblich zu ändern. Es besteht auch kein Grund dazu, denn niemand zwingt ihn. Ich bin ihm zumindest dankbar, dass er sein Kind nicht zum Vaterkontakt zwingt wie viele Väter das mittlerweile gerichtlich tun. Allerdings hat das Kind nun keinen „echten“ Vater in seinem Leben. Dafür einen sich liebevoll kümmernden Opa.

      Die Karten stehen insgesamt sehr, sehr gut für die Entwicklung in die von Ihnen gewünschte Richtung. Was das mit einer Menge Kindern macht, die in den nächsten Jahren z.B. zum Wechselmodell gezwungen werden, weil es angeblich dem Kindeswohl dient, werden wir sehen. Ich bin im übrigen nicht der Meinung, dass es Aufgabe der Frauen ist, Männer von irgendetwas zu überzeugen.

      Das bedeutet nicht gleichzeitig, dass ich Männer hasse und es bedeutet auch nicht, dass ich verbittert bin, auch wenn Sie mir das jetzt sicher unterstellen werden.

      Alles Gute.
      Rona Duwe

      P.S. Ein wesentlicher Unterschied ist übrigens, dass Väter eine Wahl haben, ob und wie sie sich kümmern wollen. Mütter haben diese Wahl so gut wie gar nicht. Viele Entscheidungen, die Mütter treffen, treffen sie im Interesse der Kinder. Dafür nehmen sie viel in Kauf. Das sehe ich bei Vätern nach wie vor nicht so.

      • Hallo Oliver,
        also, noch einmal ganz von vorne: „Familie ist meineransicht nicht das Problem.“ Oh doch, genau das ist es. Rona hat hier so einige Links in ihren Artikel eingefügt, u. a. zu einem meiner Artikel, der die Entstehung des Patriarchats und dessen Auswirkungen beschreibt. Da kann Mann sich die Fakten ansehen, natürlich auch in den anderen Artikeln. Mein letzter Artikel fasst alle Patriarchatslogiken salopp gesagt in einem Patriarchatsbullshitbingo noch einmal zusammen, und eine von diesen Logiken besagt: „Vater – Mutter – Kind ist die ursprüngliche Kernfamilie.“ (https://suedelbien.wordpress.com/2017/01/29/patriarchatslogik/). Die ursprüngliche und natürliche Lebensform ist die matrifokale Sippe, in der die biologische Vaterschaft absolut keine Rolle spielt. Genau auf diesem Irrtum basiert ja die männliche Anspruchshaltung auf die „eigenen“ Kinder. Dass der Vater weiß, welche Nachkommen von ihm sind, ist in der Natur aber gar nicht vorgesehen. Das ist natürlich für den Vater im Patriarchat eine Wahrheit, die für ihn nur schwer zu akzeptieren ist, aber es nützt nichts, er wird sie lernen müssen. Das Kind braucht die Mutter, aber nicht den Vater. Das bedeutet nicht, dass Kinder allein bei Frauen aufwachsen sollen, und das tun sie in der Sippe ja auch nicht, denn dort kümmern sich die Onkel und Brüder um die Kinder. Die biologischen Väter tun das ihrerseits mit den Kindern ihrer Schwestern in ihrer eigenen Sippe. Nur im Patriarchat, und genau darum geht es ja in diesem, ist der biologische Vater eine Bezugsperson für das Kind. Doch es geht hier auch nicht um einen kinderfreundlichen Umgang, sondern allein darum, (Besitz)Ansprüche durchzusetzen und die Mütter in die zweite Reihe zu drängen. „Patriarchat“ heißt nicht von ungefähr „Väterherrschaft“. Die derzeitigen „Väter“, die sich ihre (schon längst unberechtigerweise angeeigneten) Rechte erkämpfen, sind ja genau die, denen dieses kranke Gesellschaftssystem den Namen zu verdanken hat. Also, ihr Väter, tretet zurück, haltet die Klappe, lasst die Mütter in Ruhe, und wenn es um die Kinder geht, stellt euch bitte ganz ganz hinten an. Und dann lernt erst einmal menschliche Geschichte. Und zwar die vor dem Patriarchat.

  7. Liebe Rona, ich habe damals auf Deinen Tweet geantwortet und geschrieben, dass ich meinen Mann, mich und unsere beiden Jungs als gut funktionierende Kleinfamilie sehe. Ich will mich hier gar nicht in irgendwelche analytische Studien zum Thema einlesen, sondern mal den Blick auf mich richten und die Frage beantworten, wieso Frauen gerade im Mittelstand so häufig dieses Aufreiben trifft. Wir Frauen befinden uns häufig in einer Situation, wo wir studiert oder eine Ausbildung gemacht haben und diesen Beruf auch leben möchten – dazu kommt eben häufig der Wunsch nach Kinder(n), genauso wie bei uns. Ich glaube, das einer der wichtigen Bestandteile einer Familiengründung sein sollte, dass man sich vorher zusammensetzt und gemeinsam bespricht, was man sich von seinem Leben in Zukunft wünscht, für den Beruf, für die Erziehung der Kinder, für einen selbst und die Partnerschaft – und das Konsens bei beiden Partnern ist. Mein Mann hat immer betont, dass er gerne Karriere machen möchte: Mir war beruflicher Erfolg zwar wichtig, aber nicht so wie ihm und wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich weniger arbeite und mich dafür mehr um die Kinder kümmere. Jeder wusste, worauf wir uns einlassen würden. Als die Kinder dann kamen und die Jahre ins Land gingen, bin auch ich an meine Grenzen zwischen Beruf und Arbeit gekommen. Und dann habe ich auch geschimpft und mich häufig gefragt, wieso mein Mann mir nicht mehr helfen würde. Am Ende hatte ich das Gefühl, ich würde kopfüber ins Chaos und einen Burnout stürzen.

    Nach vielen Wochen und Monaten Selbstanalyse habe ich irgendwann gemerkt, dass wir Frauen uns selbst mehr im Weg stehen, als es uns guttut. Wie sieht denn der heutige normale Alltag der Frau aus und was unterscheidet uns zu Frauen der vorigen Generation? Denn die haben es ja auch auf die Reihe bekommen. Wir Frauen wollen immer und überall Bestleistungen bringen. Wir stehen abends in der Küche, um Plätzchen für den Weihnachtsbasar der Schule zu backen. Wir gehen zu jedem Fußballturnier des Sohnes, nur weil alle Anderen das auch so machen. Wir müssen die Wohnung perfekt sauber haben, nur weil eine Freundin zu Besuch kommt. Das Unkraut darf im Garten nicht wachsen, der Sohn muss auf jeden Fall zum Tennis mit dem PKW gefahren werden, weil es 200 Meter durch den Wald geht, und mit jedem Husten unserer Kinder rennen wir zum Arzt. Ich wollte immer und überall allen beweisen: Job und Kinder? Kriege ich total easy hin. Und die Leute haben es geglaubt und sind mit jedem Mist zu mir gekommen, zu dem ich dann nie mehr NEIN sagen konnte.

    Ich habe dann im Endeffekt meinen Job gekündigt und mich als Texterin in Teilzeit selbständig gemacht. Habe anerkannt, dass mein Mann Geld verdient, das uns beiden gehört, weil ich zu Hause auch meinen Beitrag dazu leiste. Ich arbeite nur noch so viel wie es mir gut tut. Und alle paar Monate kontrollieren wir die Finanzen, ob alles so passt. Die 80 Prozent-Regel hat mir geholfen, von der Überlastung wegzukommen. Das Hause könnte den Staubsauger vertragen? So what. Meine Haare brauchen unbedingt jeden zweiten Monat eine neue Tönung? Naturhaare sind auch schön. Die Hobbies meiner Kinder? Können sie gerne machen, aber ich backe nicht mehr zu jeder Veranstaltung einen Kuchen und sage sehr oft nein. Perfektionismus ist etwas, wonach wir Frauen – manchmal auch unbewusst – häufig streben. Aber Perfektionismus geht niemals auf. Und jetzt, da ich meine eigenen Ansprüche an mich selbst etwas runtergefahren habe, komme ich plötzlich zur Ruhe und sehe erstaunerlicherweise, was mein Mann eigentlich alles im Haus macht. Dann erkenne ich an, dass er jede Woche den Müll rausbringt, kocht oder den Sohn zum Reiten nimmt – auch wenn es nicht so perfekt ist, wie ich es vielleicht gemacht hätte.

    Insofern: ich kann persönlich sagen, das ich in einer glücklichen und zufriedenen Kleinfamilie lebe und glaube, dass es eine sehr gute Lösung für Kinder ist. Mir hat mal jemand gesagt: In den ersten vier Jahren braucht ein Kind die Mutter, in den nächsten vier Jahren den Vater und in den darauffolgenden vier Jahren einen Menschen außerhalb der Kleinfamilie. Bei uns hat das bis heute so gepasst und beide Kinder haben wichtige Dinge sowohl von meinem Mann wie mir gelernt.

    Das vielleicht mal zum Weiterdenken. Viele Grüße, Simone

    • Liebe Simone,

      danke für Deinen Kommentar. Es ist schön, dass Du für Dich diesen Weg gefunden hast und ich wünsche Dir sehr, dass Du so weiterhin glücklich leben kannst.

      Aus dem Erfahrungshorizont, aus dem ich schreibe und den ich leider mit einem nicht unerheblichen Anteil von Frauen teile, gilt diese Form von Glück nicht. Daher kann und möchte ich da auch nicht weiterdenken, weil ich das vor langer Zeit schon getan habe und damit nicht weiterkam bzw. vor eine Wand lief und in der Folge Erfahrungen machen musste, die ich niemandem wünsche. Ich möchte mit dieser Seite hier Frauen eine Stimme geben, die an einem ganz anderen Punkt sind und für die daher bestimmte Fragestellungen gar nicht mehr gelten (andere daher umso mehr). Genau aus dieser Position heraus werden bestimmte Ungerechtigkeiten ganz anders sichtbar und spürbar. Da geht es nicht mehr nur allein um zu hohe Ansprüche an mich selbst als Mutter, auch wenn das mit hineinspielt. In meiner jetzigen Position kann ich diese zu hohen Ansprüche gar nicht haben, weil dann hier nichts mehr laufen würde.

      Ich werfe das niemandem vor. Ich fühle mich nicht besser oder schlechter als andere und verbiete auch selten jemandem den Mund. Aber manchmal ist es sehr interessant, was sichtbar wird, wenn man einen Weg ganz zu Ende geht und bestimmte, darunterliegende Strukturen und Muster erkennt, die selten jemand benennt. Ich bin inzwischen der festen Überzeugung, dass unser Fokus als Gesellschaft darauf liegen sollte, Mütter zu stärken und sie nicht mehr dazu anzuhalten, sich ständig in Frage stellen oder noch selbst zu schwächen oder die Männer/Väter zu irgendetwas zu überreden oder zu überzeugen. Wir Frauen sind sehr gut darin, uns gegenseitig zu schwächen und zu kritisieren und uns mit noch mehr Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu belasten. Genau da liegt unter anderem ein Fehler. Ich finde es äußerst interessant, dass die Idee und Utopie (mehr ist es ja nicht), die Mütter in den Fokus zu stellen, solche Erwiderungen zur Folge hat. Denn: es hätte keinen Nachteil das zu tun – auch für Männer nicht und schon gar nicht für die Kinder. Aber es ist uns unbekannt und fremd. Ich musste einen sehr langen und schmerzhaften Weg gehen, um das für mich so zu erkennen. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du diesen Weg nicht gehen musst.

      Aber – wie ich schon bei Oliver erwiderte – es besteht kein Grund, sich diesbezüglich Sorgen zu machen. Der Weg ist in diese von Euch bevorzugte Richtung geebnet. Wir werden in ein paar Jahren sehr deutlich spüren, ob dieser Weg der Richtige war. Die, die die Nachteile dieses Weges zu spüren bekommen, werden weiterhin schweigen, weil sie einfach zu erschöpft sind oder weil sie aus Angst verstummt sind. Bestimmte Folgen dieser Entwicklung zu sehen und zu hören oder gar zu spüren ist sehr, sehr schmerzhaft und für viele jenseits der Vorstellungskraft.

      Viele Grüße
      Rona

  8. Hi! Wenn Du dieser Ansicht bist, dann werde ich sicherlich nicht der sein, der dich vom Gegenteil überzeugt. Das ist auch gar nicht wichtig! Wenn Dir die matriachale Form gut tut und Du davon überzeugt bist, dann lebe das so. Gleichwohl wäre es schön wenn Du Dir andere Meinungen anhörst und nicht bittest die Klappe zu halten.

    Viele Grüße und alles Gute!

  9. @Oliver, ich gehe mal davon aus, dass du mich gemeint hast. Es geht hier nicht um Meinung und Überzeugung, sondern um Wissen. Du bist derjenige, dem das Wissen fehlt, nicht mir. Du hörst auch nicht zu: Ich habe von „matrifokal“ geschrieben, nicht von „matriarchal“. Was der Unterschied ist, ist nicht nur in meinen Artikeln nachlesbar, also für diejenigen, die sich die Mühe machen, sie zu lesen und ein ehrliches Interesse hegen, sie zu verstehen. Das sehe ich bei dir leider nicht. Und ja, Männer, die sich weigern, Wissen zu erlangen, aber glauben, uns Frauen auch nur irgend etwas erklären zu müssen, die dürfen mal ganz gepflegt die Klappe halten. Komm wieder, wenn du dich schlau gemacht hast. Vorher wirst du dir, jedenfalls von mir, immer wieder solche Worte anhören müssen. Da nützen dir auch deine Grüße nichts, aber vor allem dir wünsche ich alles Gute auf deinem noch nicht begonnenen Weg der Selbstreflexion.

  10. Danke Rona, für diesen Artikel.
    Es gibt wohl immer mehr Frauen, die zu ähnlichen Erkenntnissen kommen. Warum wohl… 😉

    Lieber Oliver, das klingt alles so schön romantisch, was Sie schreiben. Aber es ist fast egal wohin ich sehe, ich sehe es nicht mit dieser romantischen Brille. Ehrlich gesagt habe ich es mal so gesehen. Aber seit ich mit meinem Freund zusammen lebe, beginnt das zu brökeln. Ich bin einfach nicht blind. Und ich bin Realist, kein Idealist. Ich habe im Alter von zwölf und vierzehn je ein Geschwisterchen bekommen. Ich weiß, ohne eigene Kinder, was das in etwa bedeutet. Ich weiß, was es heißt nach der Schule nach Hause zu kommen und sich um die Kinder zu kümmern. Ich weiß, was es heißt, wenn dadurch die Freizeit schwindet, in der man sich regenerieren kann. Aber ich weiß nicht, wie es ist, wenn dazu noch Schlafmangel kommt.
    Aber ich kenne viele Männer, die das absolut garnicht einschätzen können. Die denken, dass es ein Spaziergang am sonnigen Sonntag ist. Die erwarten, das die Frau, weil sie ja eh schon zu Hause ist und nix zu tun hat, doch bitte noch den Haushalt alleine machen soll. Bekannte haben jetzt ein Kind bekommen. Seine 3 monatige Elternzeit begann mit dem Tag der Geburt. Nach fünf Wochen sagte er „ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend werden würde“. Na herzlichen Glückwunsch für diesen Einblick in die Realität. Jetzt waren die aber zu zweit. Viele Frauen machen das alleine. Und es wird nicht im geringsten Wertgeschätzt. Stattdessen hat man Lohneinbußen. Und der Weg sollte auch nicht sein, immer mehr bezahlte Carearbeit von außen einzuführen. Denn diese Menschen können die Liebe nicht ersetzen die Kinder nunmal brauchen. Warum um alles in der Welt wird die Mutter nicht besser unterstützt? Mehr Geld, keine Karriereprobleme, keine Rentenprobleme.
    Eine Freundin schreibt Masterarbeit. Schwangerschaftsübelkeit, auch wenn sie noch so schlimm ist (15x am Tag kotzen und ständige Übelkeit, nichtmal Wasser bleibt drin) gilt nicht als Grund Krankgeschrieben zu werden. Aber die Arbeitsfähigkeit ist ja so hoch, wenns einem so geht. Irgendwann kam sie ins Krankenhaus. Jetzt wurde ihr von Seiten der Uni unterstellt, dass sie sich nen Vorteil rausschlagen will, durch ihre Schwangerschaft (wenn da nicht ein Feindbild gegen schwangere Frauen vorherrscht soll mich ein Pferd beißen). Ihr Freund wird für seine tolle Leistung (fürs Praxissemester doch nicht ins Ausland zu gehen, weil sie schwanger ist) hofiert. Tja, völlig verdrehte Welt. Und wozu muss man jetzt Männer erstärken? Wozu bitte? Ich finde, ja, diese Männer, die als Professoren die Verantwortung für Gesetze tragen, sollten darin erstärt werden, diese Gesetze zu Gunsten der Frauen zu verändern.
    Haben Sie eigentlich Kinder?
    Was die Kleinfamilie betrifft, so gibt es einige Psychologen, die der Ansicht sind, dass das die Keimzelle unserer vielen psychischen Probleme sind. So ganz unrecht hat er nicht. Man ist auf gedeih und verderb zwei Personen ausgeliefert. Ohne Ausweichmöglichkeiten.

    Aber liebe Rona, was du schreibst ist keineswegs gefährlich (vielleicht für die Wirtschaft und die Reichen, wenn dieses System zusammenbrechen sollte). In meinen Augen ist es eine ganz natürliche Wandlung, die Frau eben durchmacht, wenn sie in einer Kleinfamilie lebt, in der der Mann nicht 50% der Tätigkeiten macht, die kein Geld bringen. Viele Männer werden ja selbst wieder zu Kindern, zumindest zu Hause.
    Für das Wohl der Kinder ist es m.E. egal ob sich jetzt männliche Verwandte oder ein biologischer Vater um sie kümmert. Krass finde ich diese Überhöhung der archaischen Bilder die Kinder da laut Oliver lernen sollen. Um welche archaischen Bilder handelt es sich bitte? Die patriarchal verankerten Werte über Männlichkeit und Weiblichkeit? Sorry, sowas sollte in meinen Augen nicht definiert werden. Archaisch ist so ein tolles Wort. Und krass finde ich auch, dass es so einen hohen Stellenwert hat, dass Kinder Männlichkeit erleben. Was ist denn diese Männlichkeit? Wie wäre es denn mal, wenn Kinder ne gelassene Mutter erleben dürfen? Mütter die Finanziell unabhängig sind, sich keine Sorgen machen müssen. Aber solche Werte sind scheinbar garnicht aufm Schirm.
    Es tut mir leid Oliver, aber wenn Sie von „erstarken des Mannes“ reden, dann ist das sehr missverständlich, wenn es wirklich darum geht, selbstreflektion zu erlernen. In unserem Wirtschaftssystem geht es nicht um Selbstreflektion, sondern um Selbstdarstellung. Egal um was es geht, es muss gut verkauft werden. Wie sagte unser Professor für Personalentwicklung „irgendwann ist nur noch die Performance die Leistung, nicht das eigentliche Produkt“, Performance=Darstellung. Und viele Männer sind richtig gut darin, sich selbst gut zu verkaufen, egal wie schlecht ihre Leistungen wirklich sind. Und im häuslichen Bereich, sollen sie auf einmal Einsichtig und Reflektiert sein? Welch Spagat in der Lebensgrundeinstellung. Ich finde, da ist was nicht stimmig.

    Ich erlebe es allzuoft, dass bei Männern ein riesengroßes Defizit im Empfinden von Verantwortung (für Hausarbeit, Beziehungsarbeit und Kinderbetreuung) besteht. Wo sind denn diese Männer, von denen Sie schreiben? Die sich selbstständig und ohne Aufforderung um die Hausarbeit kümmern? (Ach so, es geht ja bei solchen Aussagen meist um die Kinder) Ich erlebe viele Männer so, dass sie auch mit Kindern den gleichen Lebensstil wie vor den Kindern weiterführen wollen. Und sich dann beschweren, wenn die Frau ihnen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkt, sondern mehr den Kindern. Mein Exemplar ist ja noch nichtmal bereit, schon vor der Kinderplanung die Verantwortung für die Hälfte der Hausarbeit zu übernehmen. Er tut nur, wenn ich was sage. Aber das ist nicht besonders verantwortungsvoll. Und im nächsten Atemzug wird gesäuselt „vertrau mir“. Worin denn?
    Aber, das ändert sich ja alles, wenn Kinder da sind. Man wächst doch mit seinen Aufgaben. Auch wenn man jetzt alle schißlang Ruhe und Zeit für sich alleine braucht, hält man es dann viel besser aus, wenn Kinder da sind und die laut sind. Ja ne ist klar.
    Und bei Verwandten ist es so, dass der Mann spätestens einmal im Monat für drei Tage einfach weg geht, damit er Ruhe vor Frau und Kind hat. Und helfende Hände sagen dann auch noch, dass sie ihn nicht so belasten kann. Aber sobald ihre Elternzeit rum ist, soll sie bitte auch arbeiten gehen. Er entlastet sich regelmäßig und sie darf noch mehr Belastung auf sich nehmen, damit er auch ja nicht zu viel von seinem ach so hart verdienten Geld abgeben muss. Wo leben wir eigentlich? Aber Kleinfamilie ist ja so eine tolle Institution.
    Es stellt sich mir leider auch die Frage, ob es nicht für die Frau viel „wirtschaftlicher“ wäre, wenn sie im Ursprungsfamilienverband bleiben würde. Da hätte sie die Unterstützung durch die eigene Mutter und müsste nich erst anfangen, nen Mann komplett neu einzulernen, der dann merkt, was es bedeutet und sich dem ganzen entzieht. Weil er braucht ja seinen Ausgleich. Frauen haben zwar ihre Intuition, aber auch Frauen lernen durch ihre Mutter, wie man mit Kindern umgeht. Das bedeutet, wenn ein Mädchen schlecht behandelt wurde, dann wird sie sehr viel Energie aufwenden müssen um ihr eigenes Kind besser zu behandeln. Das super-Mutter-sein fällt Frauen nicht komplett einfach so in den Schoß. Es ist nicht biologisch vorprogrammiert. Ja es gibt gewisse Dinge die biologisch einfach so ablaufen, wenn man sie lässt. Aber nicht jede Frau wird automatisch und aus biologischen Gründen ne super Mutter. Das ist leider auch so ein altes Märchen zu den archaischen Bildern. (Apropos, bei diesen archaischen Bildern sind doch Frauen immer die Empfangenden, weil sie ja beim Sex das Spermium des Mannes empfangen, und danach das Kind empfangen. Deshalb sind sie der „sich hingebende Part“ und der Mann ist der „gebende“ und „aktive Part“ . Aber das steht doch völlig im Widerspruch zu der alles gebenden Mutter und zu den zahlreichen passiven Männern, der bedient und bemuttert werden wollen?! Es tut mir leid, das ist mein persönliches Problem, aber mit so ner gequirrlten und widersprüchlichen Kacke hab ich echt ein Problem.) Auch Frauen brauchen Unterstützung. Sie sind nicht einfach aus sich heraus ein ewig-gebender-alles-abkönner. Frauen brauchen auch Regeneration und jemanden der ihnen hilft.

    Ich gehöre auch zu den Akademikerinnen die sich sehr gut überlegen, ob sie sich Kinder wirklich „antun“ wollen. Nicht wegen der Kinder. Wegen des Mannes und des Arbeitsmarktes. Sorry, aber das funktioniert so nicht. Und leider kenne ich keinen Mann, für den ich die Hand ins Feuer legen würde, dass er anders ist. Und das hat nix mit Männerfeindlichkeit zu tun. Ich mag Männer und komme auch gut mit ihnen klar. Aber wenn es um so elementare Dinge wie Kinder geht, kann man einfach nicht 100% auf sie zählen. Es fehlt da an Loyalität der Frau gegenüber. Das durchzuziehen, was man angefangen hat. Mit all den Schweirigkeiten und Herausforderungen. Ja, nicht alle sind so. Ich weiß. Aber viele merken es nichtmal selber und haben eine völlig verdrehte selbstwahrnehmung.

    Noch etwas, was zum Burnout unter Frauen führen könnte. Vor nicht allzulanger Zeit habe ich über eine Studie gelesen, in der man untersucht hat, wie sich die Anwesenheit des Partners auf das Stresslevel in Stresssituationen auswirkt. Ich fand diese Studie sehr interessant, weil ich vorher oft beobachtet habe, wie bei einer Freundin das Stresslevel eher noch anzusteigen schien, wenn ihr Partner anwesend war. Man hat in der Studie heraus gefunden, dass wenn Frauen unter stress stehen, die Anwesenheit des Partners, ihren Stresslevel erhöht oder zumindest nicht senkt. Bei Männern hatte die Anwesenheit ihrer Partnerin zur Folge, dass sich deren Stresslevel senkte. Leider wurde die Ursache nicht untersucht. Echt schade. Aber vielleicht ist es wirklich ein Problem der Kleinfamilie. Wenn Frauen stress erfahren, durch Beruf, Kinder und Haushalt, kommt der Mann hinzu und kann diesen stress garnicht senken. Vielleicht ist das einfach grundsätzlich garnicht möglich. Und daher muss auch die Kleinfamilie in Frage gestellt werden, weil egal wie viele Anstrengungen, nichts an dieser Tatsache ändern kann. Nur so als Theorie.

    Ich habe zwar studiert, aber mein Gehalt ist nicht der burner. Wenn ich mir vorstelle, im Mutterschutz und in der Elternzeit nur noch 60% davon zu bekommen, ja dann gute Nacht. Dann wird es einfach verdammt eng. Herzlichen Glückwunsch Deutschland. Aber Hauptsache, wir haben mehr Akademiker (die mit Schulden in ein eher schlecht bezahltes Berufsleben starten).
    Und was passiert, würde ich Kinder bekommen? Müsste ich mir hinterher auch anhören „du hast es ja gewusst, also beschwer dich nicht“. Ja was denn? Das mein Partner nicht geeignet ist? (ach, „man wächst doch mit seinen Aufgaben!“) Das mein Gehalt dafür nicht geeignet ist? („Dafür verdient doch dein Freund umso mehr!“)
    Also bekomme ich besser keine Kinder? Wieder eine Akademikerin weniger. Aber aktuell heißt es noch „es lohnt sich trotzdem!“, „das sollte kein Grund sein, keine Kinder zu bekommen“. Und „du wärest eine gute Mutter“. Ja vielen dank auch. Man soll also bitte Kinder bekommen, sich hinterher aber auch bitte nicht über strukturelle Scheiße beschweren.
    Mit welchem Recht, wird einem eigentlich so ein Schweigegebot auferlegt? Damit alles glücklicher aussieht?

    • Danke, Eva, für Deinen sehr langen Kommentar, der noch viele weitere Aspekte hinzunimmt, an die ich selbst nicht gedacht habe. Du bringst es sehr gut auf den Punkt.

  11. Ich staune, dass bei dieser wirklich interessanten und wichtigen Thematik ein Aspekt beinahe vollkommen unberücksichtigt bleibt: Der Kapitalismus und unsere Arbeitswelt. Du, Rona, hattest das ganz kurz angeschnitten. Letztlich geht es in diesem System um die komplette Verwertung von Arbeitskraft. Der Kapitalismus hat als ausschließliches Ziel die Maximierung von Gewinnen. Also ist er zwangsläufig darauf ausgelegt, das einzige, das zur Schaffung von tatsächlichem Mehrwert in der Lage ist, dieser Verwertung auch zuzuführen: die menschliche Arbeitskraft. Zu Beginn der Industrialisierung war das die männliche Arbeitskraft, und die weibliche Arbeit wurde als Gegenpart dazu zu Hause benötigt, damit der reproduktive Teil geleistet werden konnte. Schließlich muss der arbeitende Mann ja auch essen, Kleider gewaschen bekommen, seine Kinder versorgt bekommen. Die Kleinfamilie und die Rolle der Frauen in ihr sind also logische Konsequenz des kapitalistischen Verwertungssystems und von ihm bedingt. Im selben Maß, in dem männliches Tun auf die Erwerbsarbeit zugespitzt ist, ist es auch die weibliche Arbeit auf reine Reproduktions- (bzw. Care-) Arbeit. Das ewige Wachstum, die ewige Gewinnmaximierung muss zwangsläufig dazu führen, dass schließlich auch die Arbeitskraft der Frauen verwertet wird, was das Problem aufwirft, dass die Reproduktionsarbeit ausgegliedert werden muss – mit den bekannten Schwierigkeiten.

    Der Muttermythos ist ein Überbleibsel aus der Zeit, in der die Frauen künstlich auf die reine Reproduktionsarbeit beschränkt wurden. Es ist kein Wunder, dass die Stilisierung der Mütter zu Heiligen so übertrieben stattfand, wenn man daran denkt, dass Weiblichkeit und Mutterschaft die ultimative Regenerationsquelle für den im Arbeitsbetrieb total verwursteten Mann darstellten.

    Ich denke, die Kleinfamilie mit Vater, Mutter und Kind ist nicht die Ursache von so viel Leid, sondern letztlich nur ein Symptom. Sie ist ein künstliches Konstrukt, das den Menschen schon längst nicht mehr gerecht wird. Wenn man ein gemeinschaftliches Zusammenleben jenseits der patriarchalen Kleinfamilie denken möchte, dann sollte man sich auch überlegen, an was Gemeinschaft, auch gemeinschaftliches Erziehen und Sorgen für Junge und Alte, scheitert. Nämlich an der totalen Vereinnahmung derjenigen Personen, die genug Kraft und Zeit besäßen, sich um die zu kümmern, die das nicht mehr alleine können. Eine matrifokale Gemeinschaft mag eine schöne Perspektive sein, aber ich sehe sie nicht als Allheilmittel, sondern ein Stück weit auch als ein diffuses Sehnen nach der schönen alten Zeit.

    Ich weiß selbst auch nicht, wie es möglich wäre, eine Art postkapitalistische Gesellschaft zu denken, in der die Überwindung dieser Strukturen gelingt. Eine grundlegende Frage ist vermutlich, wie wir in Zukunft gerne zusammenleben möchten und ob es für uns vorstellbar ist, eine Perspektive jenseits von Konsumismus, Kapitalismus und vollkommener Verwertung menschlicher Kraft und menschlichen Seins zu finden.

    • Nunja, der Kapitalismus ist eine logische Folge des Patriarchats, nicht umgekehrt. Die Kleinfamilie ist ein Symptom, ja. Dieses Symptom bringt aber im Kleinen sehr deutlich zu Tage, welcher Geist im Großen weht – besonders wenn dieses Symptom an seine Grenzen kommt bei einer Trennung oder bei einem Burnout der Frau. Die Lage ist ernst. Es geht uns einerseits finanziell gut, andererseits seelisch oft nicht. Einen easy-way-out sehe ich auch nicht und ich habe auch keine Lösung parat. Es ist dennoch interessant zu schauen, woher wir kommen und was eine menschenfreundlichere Lebensform wäre. Wenn diese Erkenntnis bei mehr Menschen ankäme, könnte man gemeinsam an einer Utopie arbeiten, die tragfähig ist. Und: seit ich an dieser Matrifokalität herumdenke und -spüre, bin ich erstaunt, wie logisch und sinnvoll sich das alles anfühlt. Wenn unsere Gesellschaft wirklich mehr darauf ausgerichtet wäre, Mütter in den Mittelpunkt zu stellen, was wäre dann? Vielleicht magst Du Dir das auch mal vorstellen. Ich finde das sehr interessant. Danke für Deinen Kommentar.

  12. Hi Suedelbien,

    ich höre mir das gerne an und bin ganz interessiert. Trotzdem erachte ich deine durch Wissen erworbenen Ansichten als grundlegend falsch! Viele Grüsse Oliver

    • Hi Oliver, das ist im postfaktischen Zeitalter auch nicht anders zu erwarten. Das Defizit liegt bei dir, nicht bei mir, das wirst du lernen müssen, wenn du dich weiter entwickeln willst. Auch wenn du es noch so oft leugnest und versuchst, die Fakten (die ja gar nicht meine sind, sondern sie sind einfach da), als falsch hinzustellen. Da du dich weigerst, sie zur Kenntnis zu nehmen, bist du alles andere, aber nicht interessiert. Schon gar nicht an der Wahrheit, sondern daran, dass alles schön so bleibt für dich wie es ist.
      Mir tut das einfach nur leid für dich, aber mein Problem ist das nicht. Mich wundert nur immer wieder dieses hartnäckige Nicht-Wahrhabenwollen von offensichtlichsten Tatsachen. Du kannst doch ohnehin nichts dagegen machen, was ist, das ist, so einfach ist das. Woher willst du denn irgend etwas wissen, wenn du dich niemals damit beschäftigt hast und das auch nicht willst? Das ist wirklich eine sehr armselige Einstellung.

  13. Liebe Eva, nicht archaisch (aus der alten Zeit stammend) das habe ich nicht geschrieben, sondern Archetypus. In der Psychologie vorallem auch nach C. G. Jung wird dieser Begriff als kollektives Unterbewusstsein welches Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmustern beschreibt verwendet.

    Lg Oliver

    • Hallo Oliver,

      auch diese Theorien des Archetyps gehen nicht weit und tief genug. C.G. Jungs Ideen beruhen nämlich wiederum auf der Psychoanalyse (Siegmund Freud). Siegmund Freud war in seinen Ansätzen extrem frauen- und auch mütterfeindlich. Die Psychoanalyse beruht wiederum auf dem Standardmodell der Kleinfamilie und manifestiert diese als gesetzt. Ob und inwiefern das Modell Kleinfamilie selbst psychische Erkrankungen erst auslöst, wird hier nicht erforscht. Stattdessen untermauern beide Ansätze ein hohes Verantwortungs- und Schuldpotential bei Müttern – bis heute. Missbrauchsopfer werden z.B. therapeutisch dahin manipuliert und unterstützt, ihre eigene Verantwortung und Schuld am Missbrauch zu sehen und den Tätern zu verzeihen. Alice Miller belegte, dass dieser Ansatz grundfalsch ist und der Missbrauch dadurch innerhalb der Therapie weitergeführt wird. All diese Ansätze und Theorien sind patriarchalisch unterwandert und zementieren den Ist-Zustand als Ideal. Weiter hinterfragt wird nicht. Es gibt genügend Forschungen und Theorien, die nicht weit genug gehen, weil es scheinbar undenkbar ist, über die Kleinfamilie hinauszudenken und diese zu hinterfragen. Daher gibt es auch genügend Möglichkeiten und angeblich fundierte Begründungen, die Kleinfamilie und das Mutter-Vater-Kind-Prinzip als Optimum aufrechtzuerhalten.

  14. Hi! Ok, danke Dir für Deine Meinung. Ich wünsche Euch allen, das Ihr die Unterstützung erfahrt die ihr Euch wünscht! Danke das ich zumindest meine Gedanken hier veröffentlichen durfte und Du die Kommentare freigeben hast. Das zeigt mir das andere Ansichten -die ich nach wie vor vertrete- zumindest gehört werden. Ich wünsche Dir weiter viel erfolg mit Deinem Blog! Oliver

  15. Hallo Rona Duve,
    aus Termingründen kann ich erst jetzt auf Ihre Entgegnung eingehen. Nun, ich – inzwischen schon ein etwas „älteres Semester“, welche zu jenen Frauen gehört, die als junge Frau den Aufbruch der neuen Frauenbewegung miterlebte und seitdem dabei bin – kenne leider etliche dieser geradezu extrem faulen jungen Frauen. Welche die „Emanzipation“ für sich anscheinend so begreifen, dass sie jegliche Arbeit der alltäglichen Daseinsfürsorge (Haus- und Familienarbeit) strikt ablehnen („nicht mein Ding“) und ihren Partnern überlassen, allerdings auch gar nicht gewillt sind, entsprechend voll im Beruf zu arbeiten. Kind oder Kinder werden als Druckmittel gegen den Vater benutzt. Mit Entsetzen muss nicht nur ich feststellen, dass hier die Doppelbelastung einfach umgedreht wird. So selten ist das eben nicht gerade bei den jungen Männern/ Vätern. Hier ist eine ganze Menge schiefgelaufen und läuft weiter ganz gewaltig schief.
    Das alles hier in ein paar Zeilen unterzubringen – ist nicht möglich. Zu Ihren diversen Einwendungen möchte ich anregen, die diesbezüglichen wissenschaftlichen Studien und Statistiken etwas sorgfältiger zu sichten und dabei auch möglichst alle Aspekte zu betrachten, insbesondere auch den historischen Verlauf. Eben über den Tellerrand schauen – wie sie es selber formulieren. Dann finden Sie dort auch die Antworten auf Ihre Fragen.
    Ihre Behauptung: „Viele Studien gehen aber von unserer gesellschaftlichen Struktur als gesetzt und optimal aus und fragen nicht weiter.“ – entspricht definitiv nicht der Realität.
    Im Gegenteil – Sie finden dort Analysen, Kritiken und Empfehlungen, sogar in den zunehmend geschönten staatlich beauftragten Studien und Gutachten. Und dies bereits seit Jahrzehnten.
    Sie schreiben: „Die Arbeitsteilung ist de facto nach wie vor nicht wirklich in gerechter Form vorhanden und ich frage auch Sie: wie kommt es denn, dass immer mehr Mütter unter Burnout leiden? Wie kommt es, dass sich – trotz Förderung – nach wie vor nur 17% der Väter maßgeblich an der Familienarbeit beteiligen?“
    Meine Antworten dazu:
    Die unfaire Arbeitsteilung – und die Benachteiligung derjenigen Personen, welche die Familienarbeit übernehmen – wird solange bestehen, wie dies politisch gewollt ist und gesellschaftlich geduldet wird. Das ist hinreichend nachgewiesen, gibt sehr viele Studien dazu.
    Dies betrifft auch den väterlichen Anteil an der Familienarbeit. Bekannt ist, dass der Anteil der beruflichen Arbeit der Väter erhöht wird. Hauptsächlicher Grund aber auch hier sind die äußeren Bedingungen und Zwänge an die Väter. Zusätzlich das oben genannte „Phänomen“, dass manche Frauen diese Art der Arbeitsteilung selber so wollen.
    Den Daten nach leiden nicht „nur“ immer mehr Mütter unter „Burnout“ – sondern generell wird die Zunahme von psychischen Überlastungserkrankungen innerhalb der gesamten Bevölkerung festgestellt.
    Sie schreiben: „Es geht mir um Visionen, die wirklich eine Verbesserung für alle schaffen könnten. Mir ist klar, dass das zunächst eine Utopie ist. Aber wenn wir uns nicht mehr erlauben, über den Tellerrand zu schauen – gern auch mal ein ganzes Stückchen weiter als bisher – kommen wir aus bestimmten Strukturen nicht heraus.“
    Warum ziehen Sie dann aber nicht die REALEN Möglichkeiten in Betracht, die eine wirkliche Verbesserung für alle schaffen würden? Bei der Lektüre dieser Artikel entsteht der Eindruck, als wenn es bezüglich solcher Verbesserungen überhaupt keinen rechtlichen Rahmen geben würde. Warum werden nicht bei den zuständigen und verantwortlichen Institutionen reale Rechte eingefordert ? Wir leben hier schließlich in keiner „Utopie“ – sondern in einem realen Rechtsstaat, mit diesbezüglich REALEN Rechtsansprüchen, geltenden Gesetzen und geltenden Völkerrechtsabkommen. Sicherlich ist der diesbezügliche „Rechtsstaat“ hierzulande nur pure Makulatur – aber nur deshalb, weil er von den meisten Betroffenen offenkundig überhaupt nicht ernstgenommen und schon gar nicht eingefordert wird.
    Zweifelsohne sind weltweit und auch hierzulande noch immer Frauen mehrheitlich massiv benachteiligt und jeglichen Gewalten ausgesetzt. Das bestreite ich auch gar nicht. Die Möglichkeiten, die aber deshalb gerade für Frauen bestehen aufgrund dieser geltenden Gesetze und Völkerrechtsabkommen eine tatsächliche Verbesserung ihrer Situation zu erreichen – sind beträchtlich. Und von beträchtlichen Nutzen für ALLE im Sinne einer gerechteren Gesellschaft. Es geschieht aber leider ersichtlich nichts. Und es sind nicht zuletzt andere Frauen, die solche realen Aktivitäten aufs Schändlichste sabotieren und zerstören.
    Grüße

    • Hallo Hanna Lis,

      Ihre Antwort ist auf so vielen Ebenen falsch und verdreht, dass es nicht glaubwürdig ist, dass Sie sich hier als Frau verkaufen, die in der Frauenbewegung aktiv ist.

      Wenn Sie vieles im Text und in meinen Antworten genauer lesen würden und wenn Sie selbst aktuelle Nachrichten z.B. aktuell zum Thema Rechtsprechung am Arbeitsgericht verfolgen würden oder wenn Sie selbst als Frau eine Trennung mit Kind(ern) durchlaufen hätten, wüssten Sie, dass das alles so nicht stimmt. In vielen solcher Fälle ist der Rechtsstaat Makulatur.

      In Ihrem Fall würde ich Ihnen dann doch mal wünschen, dass Sie diese Situation am eigenen Leib erleben – als Frau.

  16. Liebe Rona Duwe, Sie gehen leider auf den Inhalt meiner Postings nicht ein. Das finde ich sehr schade. Wenn es Ihnen Spaß macht, nur die eigene persönliche Haltung als den Nabel der Welt zu betrachten, so ist dies Ihre Sache – ist aber einer Weiterentwicklung nicht gerade förderlich.
    Eine ganz ganz miese Masche ist es aber, haltlose persönliche Unterstellungen loszulassen anstatt SACHLICHE Argumente zu nennen für Ihre Denkweise und Behauptungen.
    Vielleicht denken Sie darüber mal näher und etwas gründlicher nach – und gucken insbesondere auch mal näher auf die bestehenden vielen Informationen, die es bereits seit vielen Jahren zu den von Ihnen genannten Themen gibt. Die Welt fängt nämlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bei Null an.
    Sollten Ihnen irgendwann vielleicht doch noch konkrete sachliche Fragen zu meinen Beiträgen einfallen – können Sie mich gerne kontaktieren.
    Ich kann Sie auch beruhigen: bin Frau, habe alles Wesentliche selber erlebt, was Sie benennen, mich außerdem um das entsprechende Wissen und Ausbildung bemüht und war/bin außerdem in der Praxis tätig.
    Zum Schluss eine kleine Anregung: mal überlegen, warum es in der Realität nicht weitergeht in Richtung gerechtere Gesellschaft !? Vielleicht deshalb, weil die meisten Menschen – insbesondere Frauen – nicht mehr zur wirklichen Solidarität fähig sind und sowieso Zivilcourage unterbelichtet bleibt ? Weil es bequemer ist, in schwammigen Utopien zu schwelgen – anstatt real zu kämpfen mit realen Mitteln, die jetzt zur Verfügung stehen ?
    Welche realen Möglichkeiten kennen Sie und welche haben Sie selber versucht ?
    Aus Ihrem Blog sehe ich, dass Sie betroffenen Frauen aus Gewaltbeziehungen heraushelfen wollen und Begleitung anbieten, wenn ich das richtig verstanden habe. Ihre diesbezügliche Bereitschaft finde ich sehr ehrenswert, soweit diese ehrenamtlich ist. Wie eben auch die Arbeit aller sozialen Hilfseinrichtungen.
    Dies reicht allerdings keinesfalls, um Gewalt und Diskriminierung zu beseitigen bzw. deren Ursache.
    Und die Ursache dieser Übel war und ist eben definitiv nicht die Familie, und auch nicht die Kleinfamilie, zu keinem Zeitpunkt. Es sind bestimmte Strukturen der Macht, welche alle Lebensbereiche beeinflussen. Mit der Fokussierung auf das Private werden die strukturellen Ursachen ignoriert, verschleiert und ausgeblendet.
    Bis dann.

    • Hallo Hanna Lis,

      ich muss und kann nicht immer im Detail auf jeden einzelnen Kommentar eingehen. Sie haben hier Raum erhalten, Ihre Erfahrungen, Ihre Expertise und Ihre Sicht der Dinge zu äußern und mir zu widersprechen. Wenn ich es mir leicht machen würde, müsste ich Kommentare, die mir nicht passen, nicht freischalten. Das tue ich bewusst eher selten. Ich behaupte nicht, die Weisheit an sich zu besitzen und ich lerne täglich neu dazu. Ich äußere meine Sicht auf die Dinge und meine Sicht auf die Welt, die größtenteils auf Erfahrungswissen beruht und natürlich auch auf vielem, das ich gelesen habe. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich tue meinen kleinen Anteil an Aufklärung und Denkanstößen. Ebenfalls nicht mehr und nicht weniger. Ich muss keine Heldin sein und ich überlege tagtäglich, ob ich mit der Arbeit an dieser Seite weitermache, weil die Beschäftigung mit dem Thema so belastend ist. Wenn ich Sie irrtümlich falsch eingeschätzt habe, tut mir das leid. Aber es kommt nicht so selten vor, dass hier Männer kommentieren, die sich als Frauen verkaufen und dann an dieser Stelle – so wie Sie – Väter bemitleiden und Frauen als faul und ausbeuterisch bezeichnen (das heißt nicht, dass es solche Frauen nicht gibt. Aber gerade um diese Frauen geht es hier nicht). Mir ist Ihre Ausrichtung und Ihr Ziel immer noch nicht wirklich klar. Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass Männer/Väter ein ernsthaftes Interesse daran haben, Frauen und Mütter und auch Kinder vor familiärer Gewalt und auch institutioneller Gewalt zu schützen und sich mit dafür einsetzen, dass z.B. die Istanbulkonvention ratifiziert wird. Sonst wären wir viel weiter. Schön, dass Sie offensichtlich ihren Anteil beitragen, dass sich etwas ändert.

      Alles Gute.

  17. @Suedelbien,
    so gut, ansprechend, umsetzenswert (mir fällt der passende Ausdruck gerade nicht ein) ich die „Matrifokalität“ (bitte jetzt nicht auf Begriffe festlegen) auch finde – ja, auch ich habe mich ein wenig damit befasst 😉

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/11/uber-die-entstehung-des-patriarchats-den-wechsel-vom-matriarchat-zum-patriarchat-sowie-uber-die-ursachen-fur-die-ersten-flucht-migra

    – … es ist einfach falsch, zu behaupten, es käme auf die Väter nicht an. Wer seine biologischen/leiblichen Eltern nicht kennt (oder einen Eltern“teil“), der weiß zumeist und die lebenslange Suche nach Wurzeln, nach Identität. Wir alle sind nicht ausschließlich das Produkt unserer Sozialisation, Prägung und Umweltinteraktion – sondern wir bringen bereits etwas mit und haben genetische Anlagen, Dispositionen (nicht nur hinsichtlich Krankheiten btw). Und es gibt bekannterweise zusätzlich noch epigenetische Einflüsse.
    Es ist durchaus von Bedeutung: für „das Kind“ (!), zu wissen, wer seine leiblichen Eltern sind, „was“ seine auch biologische, genetische Herkunft/sein „Ursprung“ ist, denn gerade (u.a. auch) das ist: identitätsbildend (neben etlichem Weiteren natürlich).
    Daher halte ich nichts von anonymer Geburt, Babyklappen, geschlossener Adoption, Eizellspenden, Leihmutterschaft und Samenbanken. – Denn hierbei stehen stets nur die Wünsche, Rechte, Forderungen der Erwachsenen im Mittelpunkt – um die RECHTE der (entstehenden oder entstandenen) Kinder geht es kaum bis gar nicht.
    Jeder Mensch sollte das Recht haben, seine „biologische“ Herkunft zu kennen – wenigstens also seine leiblichen Eltern und die „Entstehungsgeschichte“ seiner Person. Und er sollte tatsächlich auch das Recht haben, diese Eltern kennenlernen zu können, so er dies möchte. Denn es geht entscheidend um eben auch seine Existenz, sein Leben, seine psychisch-emotionale und manches Mal auch physische (siehe Erbrkrankheiten, Beschädigungen durch die Schwangerschaft wie bspw. FAS/FAE (fetales Alkoholsyndrom) …) Gesundheit, (Un-) Versehrtheit.
    Bei Interesse, siehe gerne Nachfolgendes.

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/07/identitat-wer-bin-ich-uber-das-selbst-ich-bewusstsein-u-a-auch-uber-adoptierte-u-pflegekinder-samenspende-babyklappen-anonyme-geburt

    Gruß, Sabeth

  18. @Oliver

    tatsächlich finde ich es erstmal erfreulich, dass auch – immerhin – e i n Mann sich für die Thematik interessiert, dafür offen ist und sich dazu äußert. Ja, das sollte eigentlich „selbstverständlich“ sein (inzwischen wenigstens …) und nein, ich will mich nicht „beim Mann einschleimen“. Das prophylaktisch, denn es ist mit derartigen Reaktionen/Kommentaren leider doch immer wieder zu rechnen.
    Was du, Oliver, ganz oben schriebst, sind, wie ich finde, berücksichtigenswerte 😉 Aspekte – die Orientierung von Jungs betreffend, die sich am Mann/am Vater, jedenfalls der männlichen Bezugsperson (!) orientieren können, wollen und: können müssen – es müssen also männliche Bezugspersonen vorhanden sein. Und ja, mir gefällt deine Einsicht bzw. das „Zugeben“ derselben, dass du siehst, benennst, was bei vielen Männern noch immer im Argen liegt – und ich hoffe, du bist aktiv, lebenspraktisch/alltäglich dabei/darin, dem entgegenzuwirken. 😉 ?

    Und ja, Kinder (nicht nur Jungs/Söhne) sollen selbst erkennen dürfen, dass Väter, Männer „irren können“ und „Frauen Recht haben können“ – aber es sollte diese von Kindern zu machende Erfahrung nicht als Rechtfertigung dafür herhalten müssen, dass Männer sich eben „ausprobieren dürfen“ sollen … .
    Vieles wäre m.A.n. änderbar, überhaupt erst zu ermöglichen, wenn sich gesellschaftlich die Dinge grundlegend änderten – eben hierfür ist erforderlich, dass Sorge-Arbeit als Arbeit, als für jede (!) Gesellschaft unentbehrliche (!) Leistung anerkannt, wertgeschätzt und eigentlich auch angemessen (!) monetär honoriert wird. Denn so läuft es bei uns nun mal eben – immer noch.
    Unabdingbar ist, dass Männer tatsächlich „Macht“ abgeben, dass sie Frauen tatsächlich respektieren, dass Männer sich deutlich intensiver der Sorge-Arbeit „zuwenden“, d.h. diese leisten – und eben nicht nur in Form von Erwerbstätigkeit (soziale Berufe), sondern die „häusliche“ Sorge-Arbeit betreffend.
    Letztlich geht es darum, dass Männer fürsorglich(er) werden (lernen) – und selbst einsehen, warum, wofür dies erforderlich ist, warum es hilfreich ist … .

    Grundsätzlich müss(t)en wir wegkommen von kapitalistischer Leistungsideologie, hin zu Kooperation. Dafür ist wiederum Mitgefühl (nicht Empathie alleine!) unabdingbar – und eben dieses wird bereits nach wie vor und auch „bei uns“ (Kultur, Gesellschaft) im Keim erstickt – indem mit Säuglingen und (Klein-) Kindern NICHT BEDÜRFNISORIENTIERT umgegangen wird.

    So schließt sich der Kreis. – Die Mütter kommen aus dem „Teufelskreis“ so lange nicht heraus, als sich gesellschaftliche Strukturen nicht erheblich verändern.

    Wie es bereits Frau Sturmflut oben feststellte – es ist nicht möglich, die Dinge wirklich und nachhaltig zum Besseren hin zu verändern (zu Menschlichkeit, Gleichberechtigung, Wertschätzung, Kooperation …), wenn bzw. so lange sich politische Systeme, Ideologien, gesellschaftliche Strukturen nicht massiv ändern (lassen).

    Siehe dazu bei Interesse bspw. Nachfolgendes. Und nein, ich möchte hier nicht permanent meinen blog bewerben, sondern habe dort einfach ein bisschen Material gesammelt, das hier in die Kommentarspalte nicht passt bzw. einzeln aufgeführt zu unübersichtlich, nicht lesefreundlich wäre.

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2017/01/uber-kooperation-statt-wettbewerb-und-kampf-uber-mitgefuhl-altruismus-fursorglichkeit-gute-liebe-selbstachtung-statt-hass-verachtung

    Grüße, Sabeth

  19. @Rona Duwe,

    gestern Abend hatte ich einen sehr langen Kommentar auf deinen Urpsrungstext (Kritik der Kleinfamilie) geschrieben – es hat allerdings wohl beim Senden etwas nicht geklappt (hatte mit meiner Technik hier zu tun).
    Ich kann das unmöglich alles nun nochmal wiederholen. Was ich aber loswerden möchte: Dein Text ist gut, wichtig, richtig.
    Auch ich habe den Wunsch, dass wir von der unsäglichen Kleinfamilie wegkommen, denn sie ist für viele Menschen gerade kein „Heilsbringer“. Wir alle, ganz besonders auch Kinder, brauchen mehrere BEZUGSpersonen (nicht Betreuungspersonal) – und diese idealierweise langjährig, verlässlich/verbindlich, die Entwicklung über Jahre begleitend (dabei müssen aber eben gerade nicht alle täglich rund um die Uhr anwesend oder verfügbar sein 😉 ), überdies unterschiedlichen Alters und Geschlechts.
    Es ist dies für die Entwicklung der Kinder essentiell. Und heute haben viele eben nicht mehr mehrere Geschwister und/oder die Großeltern und Onkel, Tanten etc. in erreichbarer Nähe.
    Nein, Fremdbetreuung ist kein Ersatz für solche BEZIEHUNGEN, das Gegenteil ist der Fall – eigenes Thema (warum frühe Fremdbetreuung Bindung gerade zerstört, beschädigt, Kinder schädigt, Mütter schädigt und warum auch sogen. „Frühförderung“ nicht erforderlich ist – dazu habe ich an anderer Stelle ausführlich Stellung genommen, bei Interesse, siehe dort).
    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/07/generation-krippe-uber-fruhe-fremdbetreuung-und-deren-folgen-fur-kinder-familien-gesellschaft-sowie-uber-das-erforderliche-muttergeh

    Ich stimme dir in allem zu, das du zu Überlastung von Müttern äußerst (siehe Mütter-Burnout, regretting motherhood), auch dem, das du über die „Abschaffung der Mutter“ andeutest (siehe die Annexion alles Weiblichen durch Männer, durch Technokratie etc.) und wie Väter nun hofiert, gepampert werden, Wertschätzung, Anerkennung für etwas erhalten, das Mütter von jeher leisten und wofür sie inzwischen eher diffamiert werden (Sorge-Arbeit, die nach wie vor global von mehrheitlich Frauen – zumeist unter- oder gänzlich unbezahlt – geleistet wird).
    Wir leben global noch immer im Patriarchat. Und das erkennen wir nicht nur an ungerechter Bezahlung, an festgezurrten Machtstrukturen, an Biologismen, die mit Biologie „verwechselt“ oder fälschlicherweise gleichgesetzt werden (zu manipulativen Zwecken, ja). Wir erkennen es daran, dass es längst ein „Sorge-Gehalt“ gäbe, wenn es Männer wären, die diese Sorge-Arbeit mehrheitlich leisteten, ja, dessen bin ich mir absolut sicher.
    Und wir erkennen es nicht zuletzt daran, dass viele Rechte und Freiheiten von Frauen nur pro forma existieren bzw. nur auf dem Papier, nicht aber in ihrem Lebensalltag gelebt werden: können. Denn es lässt sich gerade n i c h t alles gesetzlich regeln – und das sollte es auch nicht @Hanna Lis.

    Und nicht zuletzt erkennen wir das Fortbestehen, das Gegenwärtigsein „des“ Patriarchats, patriarchalischer Strukturen, „Macht“, an Pornographie und Prostitution. – Wiederum ein eigenes, sehr umfangreiches Thema.
    Auch dazu findet sich etwas in meinem blog.
    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/06/warum-ich-keinen-porno-sex-mag.html

    Was schließlich deinen Rat anbelangt, auch mehr auf eigene Bedürfnisse zu achten – ja, das ist sicher richtig, es ist nur häufig nicht umsetzbar/anwendbar. Aufgrund der bestehenden politischen Verhältnisse, der nach wie vor gängigen, kapitalistischen Leistungs-, Konkurrenz-, Kampfideologie (mit eben Druck, Zwang, Kontrolle, Strafe – statt Vertrauen, Mitgefühl, Verständnis, Unterstützung, Kooperation, Wertschätzung, Fürsorglichkeit – ohne Bevormundung), aufgrund nach wie vor der Sozialisation (siehe, wie mit Kindern auch in Schulen noch umgegangen wird, welche Geschlechtsstereotype dort alltäglich vorhanden sind, gelebt, geprägt werden – wie Lehrende sich verhalten, was in Schulbüchern steht, was in Lehrplänen – was alles wie vermittelt wird und was noch immer absolut gar nicht usw.).

    Wenn du als allein alleinerziehende Frau, Mutter (ohne familiären, sozialen Rückhalt, weil es bspw. keine Herkunftsfamilie gibt) in materieller Armut (siehe Niedriglöhne, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Hartz 4 …) und früher oder später chronisch (physisch) krank bist, wenn du schlicht irgendwann tatsächlich total erschöpft bist (ganz physisch und sowieso psychisch-emotional), weil du über Jahre und Jahrzehnte für alles absolut alleine verantwortlich, zuständig, alleine bedürfnisorientiert sorgend (!) warst/bist – dann: gibt es keine Hilfe. Schon gar nicht durch Jugendämter.
    Wenn du nicht das Glück hast, über ein soziales Netz, über Familie, Rückhalt, Freunde und eine gewisse finanzielle Sicherungsgrundlage/Sicherheit zu verfügen, wenn du aus diversen (individuell unterschiedlichen, jedoch auch einigen ähnlichen) Gründen dir einen solchen (sozialen und/oder finanziellen) Rückhalt nicht „schaffen“ konntest – dann: stehst du völlig alleine da. Und dann hast du schlicht tatsächlich keine Möglichkeit(en), deine eigenen Bedürfnisse zu „berücksichtigen“ (nicht nur basal körperliche, sondern eben auch soziale, emotionale, kulturelle, geistige …). Es gibt schlicht weder die Möglichkeit dazu (aufgrund von eben materieller Armut, einhergehend erheblichen Entbehrungen, Ausgrenzungserfahrungen, physischen Beschädigungen/Erkrankungen …) noch eine realistische Perspektive, da je nochmal herauszukommen – dir fehlt irgendwann schon ganz phyisisch die Kraft. Du bräuchtest tatsächlich erst mal: Urlaub, Auszeit, REGENRATIONSmöglichkeit (und das bietet nicht per se oder überhaupt eine „Kur“). Du bräuchtest Beziehungen, Bindungen – die wachsen (können) müssen, die häufig auch durch Zufälle, unvorhergesehen, ungeplant und unplanbar entstehen (Kontakte, die sich ergeben) … .
    Wenn du aber schon nicht mal mehr mobil sein kannst (weil materiell arm und physisch krank), findet sich auch hierzu keine Chance (mehr) – die Folge ist soziale Isolation.
    Und ja: wenn es den Eltern, den Müttern schlecht geht, geht es zwangsläufig auch den Kindern „nicht gut“.
    Und dabei muss „noch nicht einmal“ eine Suchterkrankung bestehen oder Partnergewalt stattgefunden haben – es „reicht“, arm zu sein, nicht vermögend geboren worden zu sein, keinerlei Unterstützung erhalten zu haben, früh Mutter geworden, also: EINE FRAU, eine MUTTER zu sein – allein alleinerziehend. In Deutschland.

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2016/12/warum-bin-ich-materiell-arm-chronisch-krank-und-sozial-isoliert.html

    Nun ist es doch (wieder) sehr lang geworden. …

    Viele Grüße
    Sabeth (zwei Kinder – Sohn 23, lebt in eigenem Haushalt, Tochter 11; mit beiden „allein alleinerziehend“, seit also 23 Jahren nonstop und in materieller Armut ebenso lange bzw. noch länger (jobbend, in Ausbildungen, studierend und erwerbslos, aber n i c h t: arbeitslos) und maximal „desillusioniert“.

  20. @Frau Sturmflut

    ja, es hat mit dem Kapitalismus, mit also Ideologie zu tun – Leistung, Konkurrenz, vermeintliche „Härte“, Kampf, Strenge, Kälte – all as ist: patriarchalisch und geht bis auf die Entstehung des Patriarchats zurück – siehe die drei monotheistischen Buchreligionen (orthodoxes) Judentum, Christentum (hier insbesondere der Katholizismus) und Islam, die sämtlich das bekanntermaßen durch und durch patriarchalische Alte Testament zum Fundament haben.
    Wir sehen jedoch auch in anderen Religionen dieses Prinzip des Ausgrenzens, Strafens, Herabsetzens, Ausbeutens vertreten (Hinduismus, Kastensystem und wie eben auch heute in Indien, aber auch in China und Südamerika mit Frauen, Mädchen umgegangen wird …).

    Nein, es geht nicht um einen (neuen) „Muttermythos“, es geht darum, dass Mütter für Kinder wichtig, unentbehrlich sind und w a r u m sie dies sind und dass eben deshalb Mütter bzw. Frauen eigentlich und längst schon ganz anders wertgeschätzt und unterstützt werden müssten.
    Ausführlicher habe ich das in einem blog-Eintrag dargelegt.
    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/06/uber-mutterschaft-und-das-marchen-von-der-vereinbarkeit-von-familie-und-beruf-die-vereinbarkeitsluge.html

    Gerne verweise ich zum besseren Verständnis auch auf vor allem Doris Wolf „Das andere Ägypten-Buch“ – leider ist es nicht mehr online verfügbar (ihre großartige, sehr informative Seite, ihre Texte), jedenfalls finde ich es online nicht mehr.

    Zustimmen kann ich dir hinsichtlich deiner Kapitalismuskritik – nachfolgend eine kleine Sammlung zu „Alternativen“, zu denen es bereits längst realisierbare Konzepte gibt – nur ist dies politisch – aus Gründen 😉 – nicht gewollt.

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2016/08/ideen-ansatze-zur-uberwindung-des-neoliberalen-unsozialen-systems-seiner-auspragungen-seiner-folgen-kapitalismus-sozialabbau-primat

    Grüße, Sabeth

  21. @Simone Orlik

    … hast du dir denn auch mal überlegt, was passiert wäre, wenn du alleinerziehend (geworden) wärest? Was, wenn dein Mann nicht „das Geld für euch beide/alle verdiente“?
    Was, wenn sich „Familiengründung“, Lebenslauf nicht per se so glatt planen lassen – wie es in deinem Fall offenbar möglich war?
    Hast du von Widerfahrnissen gehört (Unfällen, Krankheiten, anderem, das unvorhergesehen, unvorhersehbar passieren kann – und anderen Menschen tatsächlich passiert 😉 )?
    Hast du dir überlegt, dass andere Menschen auch den Wunsch nach anderen Formen des Zusammenlebens (als der der Kleinfamilie) haben – und w a r u m sie diesen Wunsch nach diesen anderen Formen haben?
    Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass es schlicht andere Lebensläufe gibt als den Deinen? 😉

    Und: dass du vielleicht auch schlicht GLÜCK hattest (siehe bspw. in Bezug auf den Mann den du hast, auf seinen und deinen Beruf, auf eure Herkunft(sfamilien), auf eure Wohnsituation und eure gesundheitliche Situation usw.)?

    Aber auf Glück, Zufall alleine lässt sich eben nicht die Existenz von einer Mehrheit von Menschen „aufbauen“ – und schon gar nicht: „planen“. 😉

    Für euch, für dich, scheinen die aktuell gegebenen (politischen, gesellschaftlichen) Verhältnisse also zu passen – aus etlichen Gründen passen sie für viele andere Menschen nicht.

    Grüße, Sabeth

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