1,6 Millionen WählerInnen sind ratlos Ein offener Brief an die Parteien

InAlleinerziehend, Beziehungsgewalt, Familienpolitik
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Liebe Parteien, die ihr für die Bundestagswahl kandidiert,

mir reicht es. Nach all den hübschen Blümchen zum Weltfrauentag, den nett verpackten Diskussionsrunden und Anhörungen und den bald wieder zu erwartenden Muttertags-Pralinchen, will ich und über 1,6 Millionen WählerInnen mal wissen, was ihr denn so in Eurem Koffer verpackt habt für die Alleinerziehenden und ihre Kinder. Das, was da vor ein paar Wochen zum Beispiel im Livestream aus der Friedrich-Ebert-Stiftung zu uns hinausschallte, war ja nicht sonderlich vielversprechend. Und auch sonst glänzen viele mit Rat- und Ideenlosigkeit und meinen, sie könnten eine immer größer werdende Gruppe, ihre Familienform und insbesondere deren weibliche Angehörige einfach ignorieren.

Ihr habt hier inzwischen zu großen Teilen gut gebildete, hochqualifizierte, leistungsfähige und selbstbewusste Frauen vor Euch, die den Alltag mit ihren Kindern größtenteils allein managen, Vollzeit arbeiten oder mehrere Teilzeitjobs stemmen oder mehr oder weniger prekär freiberuflich tätig sind. Diese Frauen sitzen nicht faul zu Hause herum, sondern tragen ihren Anteil zu diesem Land bei (und das auch dann, im übrigen, wenn sie mit den Kindern zu Hause bleiben, denn auch das ist Arbeit). Diese Frauen haben keine Lust auf leere, schillernde Seifenblasen und weitere Leistungsforderungen, damit sie noch schärfer am Burnout entlangschrappen, als sie es sowieso schon tun. Sie haben auch keine Lust, ihre Kinder 24 Stunden irgendwo „unterzubringen“, damit ihre Arbeitskraft voll zur Verfügung steht. Sie arbeiten schon jetzt sowieso mehr als Vollzeit und quetschen auch das letzte Restchen Leistung aus sich heraus. Das ganze funktioniert nur, indem sie sich selbst und ihren Kindern ein Höchstmaß an Anpassung und Unterwerfung unter ein eng getaktetes Alltagszeitraster abfordern. Gesund ist das alles nicht und wird den Staat bald eine Menge Geld kosten.

Diese Frauen haben keine Zeit für Blabla. Sie wollen konkrete Vorschläge und gezielte und niedrigschwellige Entlastung. Und wenn der Politik die Ideen fehlen, kann man ja mal freundlich nachfragen und dann mal zuhören und die vielen, sehr pragmatischen und nicht sonderlich teuren Ideen direkt bei den im Alleinerziehenden-Business erfahrenen Frauen abholen. Der Abend in der Friedrich-Ebert-Stiftung hat das bewiesen.

In meiner Filterblase der alleinerziehenden Frauen macht sich nun zunehmend Ratlosigkeit breit:

Wen können wir wählen?

Wer vertritt wirklich unsere Interessen?

Wenn zum einen versprochen wird, die Istanbulkonvention zu ratifizieren oder den Unterhaltsvorschuss auszubauen und dann andererseits hindurchschimmert, dass all das immer noch nicht wirklich „durch“ ist, ist das nicht vertrauenerweckend. Wir sind ja gern zur Hoffnung und Erleichterung bereit. Die Enttäuschung ist allerdings umso größer, wenn diese so wichtigen Punkte nicht umgesetzt werden. Und statt mal endlich nachhaltig ausstehende Unterhaltszahlungen bei den zur Zahlung fähigen Vätern einzufordern, soll nun das Wechselmodell gesetzlich festgeschrieben werden – auch gegen den Willen eines Elternteils. Das heißt genauer hingesehen: die Wahlmöglichkeiten für Väter werden weiter gestärkt. Die Pflichten werden jedoch irgendwo vergessen, denn: die übernehmen ja schon lange im Hintergrund und unbemerkt die Mütter. Dass übrigens ein gesetzlich vorgeschriebenes Wechselmodell insbesondere für viele Frauen und auch für die Kinder große Nachteile hat, will man nicht hören. Wir sollen unser Schweigen brechen. Aber danach lässt man uns allein.

Es ist ja nicht so, dass wir nicht allein klar kämen. Im Gegenteil. Viele von uns schaffen mit links ein beeindruckendes Zeitmanagement, stemmen Multitasking besser als topgeschulte Manager und verfügen über eine Menge Kompetenzen, von denen mancher Arbeitgeber nur träumt. Dass viele von uns keine jammernden, passiven, dem Staat ständig auf der Tasche liegenden Mäuschen sind, wird immer deutlicher. Unter anderem zeigten das auch die Frauen, die bei der Friedrich-Ebert-Stiftung das Wort ergriffen. Unter widrigsten Umständen wird in einem der reichsten Länder der Welt die Zukunft dieses Landes auf Kosten von über einer Million Mütter gestemmt. Was diese Mütter sich wünschen würden, kostet in vielen Fällen noch nicht mal viel oder würde andere kostenintensive Maßnahmen ersetzen, die sowieso nur Tropfen auf heiße Steine sind.

Fragen Sie also Christine Finke, wenn Sie zum Beispiel wissen wollen, warum eine Haushaltshilfe mehr Wert ist als eine Mutter-Kind-Kur und weniger kostet.

Fragen Sie Reina Becker, wenn Sie verstehen wollen, wie man das Steuersystem so umbaut, dass Arbeit sich für Alleinerziehende lohnt.

Fragen Sie Alexandra Widmer, wie Sie eine Riesenwelle von Krankheitskosten umgehen können, die auf Sie zurollt, wenn Sie Alleinerziehende weiter so sträflich in Ihren Maßnahmen und Gesetzen vernachlässigen.

Fragen Sie Carola Fuchs, wenn Sie ein wirklich kindgerechtes Umgangsrecht nach Trennung und Scheidung anstreben und die Familienrechtsprechung nachhaltig verbessern wollen.

Fragen Sie Christine Döring, wenn Sie wissen wollen, welche Maßnahmen und Gesetze wirklich gegen Stalking helfen würden.

Fragen Sie mich, wenn Sie einen Einblick bekommen wollen, was Opfern von häuslicher Gewalt wirklich helfen würde (denn Schweigen brechen reicht nicht).

… und lesen Sie Notyetaguru, Mutterseelesonnig, Mamamotzt und viele andere Alleinerziehenden-Blogs, die einen Einblick in das Leben, die Schwierigkeiten und die unglaubliche Leistungsfähigkeit von Alleinerziehenden geben. Es gibt inzwischen eine Menge Expertinnen. Viele sind ratlos, wen sie wählen sollen. Wir würden ja sogar für Sie werben, wenn denn mal einer die vielen guten und günstigen Ideen aufgriffe, die wir Ihnen immer wieder vorlegen.

Also: Geben Sie uns einen Einblick in ihre Ideen, lassen Sie sich inspirieren zu wirklich guten und tragfähigen Konzepten und schließen Sie sich nicht in ihrem Elfenbeinturm oder unter der schillernden Reichstagskuppel ein. Das könnte Sie am Ende teuer zu stehen kommen.

Ich bin auf Ihre Vorschläge gespannt.

Mit freundlichen Grüßen

Rona Duwe


Bild: Pixabay; TeroVesalainen

15 Kommentar

  1. Wisst ihr, was mich wirklich enttäuscht: Kein Wort über die Alleinerziehenden mit behinderten Kindern… Was interessiert mich die Steuerklasse und ob es sich zu arbeiten lohnt, wenn ich mein Kind zuhause pflegen muss? Was interessiert mich ein Babysitternetzwerk, wenn ich qualifizierte Fachkräfte brauche, die mein Kind betreuen können? Wo sind die ganzen Leute, die einen mit dem Papierkram unterstützen? Wenn sich weder der Vater noch das Jobcenter genötigt sehen, für deinen Unterhalt aufzukommen? Und wer kann sich unter Umständen vorstellen, was das alles bedeutet, wenn man gemeinsames Sorgerecht hat, aber der gekränkte Vater stets gegen einen arbeitet oder seine Unterschriften nicht hergeben will? Und wie schwer es da ist, sich vom Gericht und dem Jugendamt erklären zu lassen, was das Beste für das Kind ist. Und was ist mit den Geschwisterkindern, die weil ja nicht behindert, die allergrößte Anpassungsleistung erbringen sollen und bitteschön nicht auch noch Probleme machen sollen? Und wenn sie uns den Gefallen nicht tun? Es gab doch neulich noch den Bericht über die alleinerziehende Mutter, die vier kranke Kinder großzieht. Wie soll ein Mensch alleine das alles seelisch auffangen?? Wie sollen diese Familien jemals in den Urlaub fahren und wovon? Wie sollen sie mit dem Hartz IV-Bedarf eine angemessene Wohnung finden und einrichten und barrierefrei gestalten? Und wer fängt die ganzen Familien auf, bei denen sichtbar ist, dass die Inklusion einfach nicht gut vorbereitet wurde und mehr schlecht als recht bis gar nicht funktioniert. Wenn auf dem Papier was anderes steht, als tatsächlich umgesetzt wird. Wer kümmert sich um die? Es betrifft die ganze Sozialpoltik, die Schulpolitik, das Familienrecht, alles… den Umgang mit häuslicher Pflege, dem Pflegenotstand usw. Und es fehlt auch die Soldiarität von anderen Müttern, ganz klar. Demnächst auf http://ellasblog.de/ macht Silke wohl einen Bericht über alleinerziehende (Mütter) mit autistischen Kindern. Ich persönlich kenne eigentlich niemanden mit einem autistischen Kind, der nicht total am Rande seiner Kräfte rumbalanciert. Interessiert aber auch kaum jemanden. Oder wie eine Mutter sagte:“Das einzige, was ich warm esse, ist Eis.“

    Ellas Blog – Leben mit Autismus
    Erfahrungsberichte, Infos zur Diagnosestellung, Therapien, Pflegestufe, Schwerbehindertenausweis. Kunst und…
    ellasblog.de

    • Liebe Steffi,
      vielen Dank für die Ergänzungen und die Erweiterung der Perspektive. Schlimm ist, dass gerade diese Frauen und Mütter die Benachteiligung besonders zu spüren bekommen. Gleichzeitig fehlt ihnen allerdings neben dem aufreibenden Alltag sicher oft die Kraft, sich zu äußern und ihre Schwierigkeiten zu benennen oder gar für Unterstützung zu kämpfen. Genau deshalb ist es so wichtig, dass es Stimmen gibt, die diese Themen zur Sprache bringen. Danke.

  2. Unterhalt? Pflichten? Rechte? Arbeit? KiTa?
    Mutter sein in diesem Land ist ein kampf zwischen Vater, Staat und Ihr.
    Vor dem getrennt lebenden Vater hat man nur Pflichten die zu erfüllen sind. Die “ Pflichten“ des Vaters sind da ein witz und nicht erzwingbar.
    Zahlt er keinen Unterhalt, kommt UVG. Weiter passiert nichts, denn auch wenn das Amt dann Unterlagen beim Vater anfordert und diese nicht bekommt, ….? Sturrheit siegt?
    Will er sein Kind nicht sehen, dann ist das eben so. Aber sobald er dann nach 10 Jahren doch mal will, dann aber bitte pronto. Denn der Vater hat Rechte! Ganz egal wie es dem Kind dabei geht. Der Vater will dann doch wieder nicht? Kein Problem. Aber sollt das Kind nicht wollen ist bestimmt die Mutter schuld.
    Erfüllt die Mutter die Pflichten nicht ist sie im Zweifel Kinderlos.

    Häausliche Gewalt, wenn diese Psychisch ausgeübt wird ist NICHT sichtbar. Mütter und Kinder haben keine blauen Flecken, gebrochene Knochen oder schürfwunden.
    Sie haben verletzte Seelen. Bis ins innere Verunsichert, ängstlich, traurig und ohne jegliches Selbstbewusstsein.
    Wenn man dann irgendwann und irgendwie die Kraft findet aus einer solchen Beziehung auszubrechen, die Kinder zu nehmen und zusieht das man Land gewinnt…. DANN IST DIE MUTTER TÄTERIN!
    Sie hätte die Kinder nicht aus dieser Seelenzerstörerischen Umgebung nehmen dürfen. NICHT ohne Zustimmung des Vaters.
    Der sieht seine Chance sofort und zeigt die Mutter an, wegen entführung und entziehung SEINER Kinder.
    Zeigt die Mutter diesen Mann an …… Ja Fräulein, wo sind denn die Beweise?
    Ist der 7 Monatige aufenthalt im Frauenhaus und die darauf folgende 3 Monatige stationäre Behandlung in einer Psychatrie ihre eigene Schuld? Wahrscheinlich.
    Was ist wenn eine Mutter und ihre Kinder Geld vom Staat braucht? Sei es Harz 4 oder auch nur Wohngeld.
    Unmengen Papierkram. Niemand fühlt sich Verantwortlich…..anscheinend schieben Wohngeldstelle und die Behörde für Kinder und Jugendhilfe ( KiTa Beitrag) gerne die Antragsteller hin und her.
    Ohne Wohngeldantrag kein Antrag auf übernahme der KiTa Beiträge möglich.
    Ohne Antrag auf Übernahme des KiTa Beitrags kein Wohngeldantrag möglich.
    Tzzzzzz
    Ein bis zwei Wochen sind schon Vergangen oder auch vier….Geld ist keins auf dem Konto und die Behörden schieben Verantwortlichkeiten hin und her. TOLL. Was essen die Kinder nun? Das Papier was hier hin und her geschickt wird?
    Wir sind vielleicht ein reiches Land, davon haben viele Mütter und deren Kinder allerdings nichts bis gar nichts.

    Auch viele Familien die noch mit Mutter, Vater und Kind auffahren.
    Unternehmungen sind teuer, Kleidung ist teuer, Gesundes Essen ist teuer, Wohnen ist Sau teuer. Sogar Arbeiten gehen ist teuer.
    Da zahlt man mit seiner Zeit mit den Kindern, für einen Lohn mit dem man sich gerade mal die Wohnung mit allen Nebenkosten zahlen kann.
    Traurig alles…..

    Es gibt soviele Sachen die mir tierisch gegen den Strich gehen, meinen 4 Kindern übrigens auch.

    Wenn die Bundesregierung SO SEHR für arbeitende Frauen sind und sich immer dafür einsetzt das Arbeit ja Lohnenswert sein soll, soziale Gerechtigkeit ein Grundanliegen ist und und und…. Wieso merken wir davon überhaupt nichts?

    Hiermit Bewerbe ich mich für eine Stelle in Ihrem Bmfsfj .
    Ich freue mich auf Ihre Antwort .

    Vielen Dank

    • So ist es. Es entsteht der Eindruck, Kinder sind staatlich und gesellschaftlich nicht erwünscht. Es wäre gut, wenn Frauen wie Du im BMFSJ sitzen würden, um mehr Realitätssinn in die Politik zu bringen.

  3. Dass bei der Ausübung der Bafögregularien später dann zu den Ungerechtigkeiten, die die Vorrednerinnen erwähnten, sich dann noch die Tatsache gesellt, dass eine Umwandlung der väterlichen Unterhaltspflicht in ein Bafög-Darlehen an die Kinder stattfindet, wird auch noch zu wenig öffentlich diskutiert. Die in der Regel väterliche Pflicht wird in Harz 4 oder ein Bafögdarlehen an die Kinder umgewandelt. Diese stehen dann mit 18 oder 19 Jahren vor der Entscheidung das Darlehen zu nehmen oder ihre Väter verklagen zu müssen. Ein totales Unding. Und wenn man die Zeitkomponente für die ganzen Anträge etc. dazu betrachtet, dann ist das Ganze ein volkswirtschaftlicher Schaden ohne Ende. Denn bei nur 100 Euro Unterhalt mehr, die ein Kind erhalten müsste mal 2.000.000 Kinder ist das eine Summe von 2,4 Mrd. mehr im Wirtschaftssystem p.a., die der Volkswirtschaft zugute kämen. Und das Finanzamt ist ja auch sonst so gut im Geldeintreiben, es kennt keine Gnade. Warum kümmert es sich nicht um die Eintreibung der Gelder bei den Vätern, um den Staatshaushalt zu entlasten? Warum erlaubt der Staat, dass Väter sich ihrer väterlichen und finanziellen Verantwortung vollkommen entziehen?
    Und dass wir Frauen mit Kindern in der Regel, keine, oder schlecht bezahlte Jobs bekommen und nur sehr schwer Zugang zu Führungspositionen haben, obwohl wir den Herren öfter haushoch überlegen sind ist ein weiteres Unding dazu. Ich habe meine persönliche Lösung dazu im Unternehmertum gefunden. Aber trotzdem muss ich sagen: Armes Deutschland. Frauen sind 50% der Weltbevölkerung. Ich bin wirklich dafür unsere Teilhabe an der Weltgestaltung, nicht nur in Deutschland einmal vollkommen neu zu diskutieren, denn das ist absolut nötig. Mir reicht es.

    • Vieles lässt sich darüber beantworten, dass wir in einer patriarchalen Struktur leben. Daher werden Frauen und insb. Mütter systematisch benachteiligt und geschwächt.

  4. Ausdrücklichen Respekt, mein Mitgefühl und virtuelle wie emotionale Solidarität (auch wenn euch das keinen Milimeter weiterhilft, ich weiß …) für Steffi und Klabauterfrau!

    Was ich noch anfügen möchte:

    Leider kommen erwerbslose alleinerziehende Frauen – im Hartz 4-Vollzug – überhaupt nicht zur Sprache. Und auch nicht, aus welchen Gründen sie in diesen Vollzug geraten sind und aus welchen – politsch verursachten, gewollten – Gründen sie darin gefangen gehalten werden – und somit, wie selbstredend/zwangsläufig auch ihre Kinder – unter materieller Armut und unter massiver Entwürdigung, Entwertung leiden – und ihre Kinder davon lebenslang (!) geprägt werden.

    Leider kommt in Rona Duwes offenem Brief nicht zur Sprache, dass es mit dem Auslagern von „Reproduktionsarbeit“ (siehe Hausarbeit, aber auch Sorge-Arbeit) in Form von immer früherer, immer längerer Fremdbetreuung und durch das Einstellen von – zumeist wiederum weiblichen – Haushaltshilfen nicht getan ist bzw. die Not der einen Frau nur zu der einer anderen (der „Haushaltshilfe“ bspw.) wird.

    Leider kommt nicht zur Sprache, dass so viele Frauen in schlecht bezahlte Dienstleistungsjobs gedrückt werden – weil es an angemessenen Qualifizierungsmöglichkeiten für gerade die Frauen fehlt, die in bereits fortgeschrittenem Alter sind, d.h. ab 30/Mitte 30 a u f w ä r t s. Und nein: Diese Frauen wollen gerade nicht sämtlich zur Altenpflegerin, Erzieherin (Kinderpflegerin …) oder in kaufmännische Berufe ausgebildet oder umgeschult werden.

    Leider kommt nicht zur Sprache, dass es völlig anderer Arbeitsstrukturen bedarf – somit auch anderer Wohnformen (siehe alternatives Wohnen, generationenübergreifend, in Wahlverwandtschaft …).

    Leider kommt vor allem nicht zur Sprache, dass Mutterschaft zunehmend abgewertet, ökonomisiert, die für weltweit jede (!) Gesellschaft/Gemeinschaft absolut unentbehrliche Sorge-ARBEIT immer mehr ausgelagert und vermeintlich „professionalisiert“ wird (mit der Folge der Dreifachbelastung von Frauen, des regretting motherhood, des Mütter-Burnouts und verhinderter BINDUNG …) und dass Gleichberechtigung erst und nur dann tatsächlich erreicht sein und erhalten bleiben können wird, wenn genau diese Angelegenheit endlich angemessen behandelt wird: politisch, gesellschaftlich.

    Denn: Es gibt BIOLOGIE. Und es kann nicht sein, dass Frauen weiterhin so tun sollen müssen, als sei diese nicht vorhanden, als präge diese nicht durchaus erheblich ihr Leben und ihren Alltag – sei es durch Schwangerschaft (und möglicherweise einhergehende Beschwerden, Unpässlichkeiten …), Stillzeit (nein, mit Abpumpen oder „Stillecken“ ist es eben nicht getan, wird man weder Mutter noch Kind, deren BEDÜRFNISSEN gerecht), Kleinkinder, Kindergartenkinder, die im Krankheitsfall und beim häufigen, nächtlichen Erwachen überwiegend eben doch nach der Mutter verlangen, sei es das Menstruieren, das versteckt werden muss, als finde es gar nicht statt und als sei keine Frau je davon auch nur im Geringsten „beeinträchtigt“.

    Es muss eine Gesellschaft so beschaffen sein, dass für das Frausein, also auch das Muttersein, tatsächlich Raum, Zeit, Möglichkeit ist – denn es ist all dies gerade KEINE „PRIVATSACHE“, die Frauen je individuell gefälligst zu bewältigen haben. Dass Kinder grundsätzlich keine „Privatangelegenheit“ sind, sehen wir schon daran, dass es staatliche Schulen und eine Schulpflicht (in Deutschland) gibt. Und eben auch daran, dass sie in diesen Schulen vor allem marktkonform, wirtschaftlich funktional und verwertbar gemacht werden sowie auch daran, dass immer frühere Fremdbetreuung die lebenslang wichtige BINDUNG (siehe auch: „Urvertrauen“ und Selbstvertrauen) verhindert und/oder beschädigt.

    Was erforderlich ist, ist ein BEDÜRFNISGERECHTER Umgang – mit nicht nur, aber ganz besonders Kindern – bedürfnisgerechte, menschliche Verhältnisse – nicht nur, aber ganz besonders für Mütter. Denn nur dann, wenn Eltern nicht schädigend Eltern sein k ö n n e n, werden auch unbeschädigte Kinder heranwachsen: können.

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/06/uber-mutterschaft-und-das-marchen-von-der-vereinbarkeit-von-familie-und-beruf-die-vereinbarkeitsluge.html

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2015/07/generation-krippe-uber-fruhe-fremdbetreuung-und-deren-folgen-fur-kinder-familien-gesellschaft-sowie-uber-das-erforderliche-muttergeh

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2016/06/uber-sorge-arbeit-fursorgearbeit-care-tatigkeit-sogenannte-reproduktionsarbeit-endlich-ein-eigener-eintrag-hierzu.html

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2016/10/eltern-uber-unbeschadetes-nicht-schadigendes-elternseinkonnen-und-die-hierfur-erforderlichen-bedingungen-voraussetzungen-sowie-uber

    http://kallisti-dichtet-belichtet.over-blog.com/2016/09/alleinerziehend-arm-in-deutschland-perspektivlos-alternativlos-noch-immer.html

    • Liebe Sabeth,
      ich danke Dir für Deine wichtigen Ergänzungen. Es ist gut, dass Du das kommentierst, denn auf jeden Fall hat der Brief nur Teilaspekte erfasst. Allerdings bitte ich davon abzusehen, so viele Links zum eigenen Blog einzubetten – wie schon an anderer Stelle geschehen. Es besteht ja schon die Möglichkeit, über den Namen den eigenen Blog zu verlinken. Vielen Dank!

      • Hallo Rona,

        nun, das finde ich schon befremdlich, den Hinweis zu den verlinkten Texten im blog. Mir ging und geht es dabei nicht darum, meinen blog zu bewerben – dafür würde tatsächlich ein Link ausreichend sein, sondern es geht mir darum, Texte, Informationen und Quellen anzubieten, mittels derer sich vielleicht die ein und andere interessierte Frau zusätzlich informieren kann – denn ich habe in diesen verlinkten blog-Einträgen keineswegs nur meine Meinung geäußert, sondern eben diverse andere Texte verlinkt, da mein blog relativ unstrukturiert leider ist, findet man diese Texte/Einträge jedoch nicht unbedingt leicht. – Schade, dass solche Handreichung nicht gewünscht ist. Schade, dass es nur negativ als Eigenwerbung interpretiert wird – da haben wir es ja schon wieder: das Problem weiblicher Solidarität und gegenseitiger Stärkung … . Tja. =/

  5. Offener Brief an
    Rona Duwe und Inge Hannemann​

    Sosehr Politikerin werde ich wohl nie sein, dass ich hier sofort mit DER Lösung komme.
    Es ist eine Vielzahl von Versäumnissen aus den letzten ~40 Jahren.
    HartzIV, Agenda 2010, sozialer Wohnungsbau, das laisser faire bei der sich immer mehr zum gierigen Allesfresser entwickelnden Marktwirtschaft, die in einer globalen Gesellschaft alles andere als sozial ist, die Ungleichbezahlung von Frauen, die Vernachlässigung aller sozialen Berufe – die Aufzählung ist nicht zu Ende!
    Es geht aber hier ja nicht um das Anprangern, es geht um Soforthilfe.
    Ich sehe da die Erhöhung der Steuern, ansteigend bis zu den schon mal gehabten
    56%. Reichensteuer, Erbschaftssteuer, Grunderwerbssteuer sind sicher weitere mögliche Stellschrauben.
    Eines der reichsten Länder lässt seine wirtschaftlich Schwachen und seine Frauen im Stich?
    Der Wert der Arbeit in Pflege-und ErzieherInnen-Berufen wird nicht wertgeschätzt, weder durch eine angemessene Bezahlung noch durch gute Arbeitsbedingungen.
    Kindergärten mit flexiblen Öffnungszeiten und ausreichender Personaldecke in erreichbarer Nähe müssen für wenig Verdienende kostenlos sein.
    (Das bitte ich als meine persönliche Meinung zu sehen)
    Wer ein Kindermädchen bezahlen kann, braucht keinen kostenlosen Kitaplatz, Gleichbehandlung ist nicht automatisch SOZIAL!
    Die von Piraten geforderte Brückentechnologie einer KINDERGRUNDSICHERUNG ermöglicht Teilhabe und damit die Chance auf eine selbstgewählte Zukunft.
    Mit der Sicht auf die sich rasend schnell entwickelnde Digitalisierung fordern wir eindringlich ein BGE, weil es auch Frauen und Kindern ermöglicht, ohne Angst und Druck ihr Leben sinnvoll zu gestalten!
    Frauen sind in der Mehrheit – es wäre schön, wenn alle solidarisch an einem Strang ziehen würden – auch und grade Politikerinnen!
    Und als Erstes würde ich HartzIV plus Sanktionen beenden! Die Würde des Menschen ist eben NICHT antastbar!
    Soweit meine ersten Gedanken zu eurem Brief. Ich empfehle allen, ihn zu lesen!

  6. Guter Text!
    Führt nur leider zu nichts.
    Aus Gründen.
    Sagte ich aber schon.
    Viele Grüße von der herumstänkernden und trollenden Suedelbien.

  7. Leider lese ich hier mal wieder eine sehr einseitige Darstellung. Auch bei diesem Thema sind nicht immer alle Mütter die Guten, die sich den A… aufreißen und die Väter die bösen, die sich einfach verp… und dann nix machen. Ich bin mit so einem bösen Vater verheiratet, der seit Jahren seine nicht arbeitende Ex unterhält inkl. der zwei Kinder und zusätzlich noch regelmäßig die Kinder bei uns hat. Immer die Väter zu bashen finde ich mehr als daneben. Es gibt auch hier solche und solche Situationen…. bitte einfach mal differenzieren. Für die ist es nämlich auch nicht leicht, dass der finanzielle Druck komplett auf ihnen lastet.
    Dass es ein generelles Problem ist, dass „sich kümmern“ nicht anerkannt wird ist klar und betrifft im übrigen auch Väter. Jedes Paar das Kinder bekommt sollte vorher verpflichtet sein zu regeln, wie es seine Erwerbstätigkeit aufteilen will und was im Falle einer Trennung passiert. Dann hätten beide Elternteile Planungssicherheit für alle Eventualitäten. Aber einfach mal pauschal die Väter beschimpfen… sorry, das geht nicht.

    • Hallo Susi,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Wo lesen Sie Väterbashing oder ein Beschimpfen der Väter? Ja, es gibt Väter, die sich kümmern. Ja, es gibt auch Mütter, die Kinder entziehen. Von Unterhalt allein kann allerdings kaum jemand gut leben. Und die Zahlen sprechen eine andere Sprache. 50% der Kinder erhalten keinen Unterhalt, weitere 25% nur eingeschränkten Unterhalt. Annähernd 50% der Kinder verlieren nach einer Trennung den Kontakt zum Vater. Das liegt u.a. daran, dass viele Väter sich nach einer Trennung nicht mehr um ihre Kinder bemühen – nicht nur an den Müttern. Ein erzwungenes Wechselmodell wird dieses Problem nicht lösen. Insbesondere bei hochstrittigen Fällen, bei denen in 75% der Fälle Missbrauch oder häusliche Gewalt der Grund der Trennung war, öffnet das über Gericht erzwingbare Wechselmodell Tür und Tor für weiteren Zugriff der Täter von Beziehungsgewalt. In Dänemark, Schweden, Frankreich oder Australien, die das Wechselmodell als Standard nach einer Trennung haben, häufen sich diese Fälle.

      Diese Seite informiert über Beziehungsgewalt an Frauen und richtet sich an alleinerziehende Frauen, die u.a. genau diese bitteren Erfahrungen mit unserem Rechtssystem machen. Daher differenziere ich hier ganz bewusst nicht, sondern benenne diese Probleme von Alleinerziehenden, die derzeit z.B. bei allgemeiner Wechselmodell-Befürwortung kaum jemand sehen will. An anderer Stelle können Sie jede Menge befürwortende Stimmen zum Wechselmodell lesen und auch sehr viel lobende Worte zu sich kümmernden Vätern. Und da dies ein offener Brief von Alleinerziehenden an die Politik ist und 90% der Alleinerziehenden Frauen sind, ist nur logisch, dass ich hier genau über deren Probleme spreche.

      Ich möchte noch hinzufügen: ich habe persönliche Erfahrungen unterschiedlichster Art in meinem Leben gemacht – als Trennungskind (beim Vater lebend), Stiefkind, Stief-/Patchworkmutter, Wechselmodellmutter, Alleinerziehende etc. Daher weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn viel Geld, Zeit und Engagement des Partners zu den Kindern einer Exfrau fließt, fand und finde das aber richtig. Wenn ich mit einem Partner zusammenkomme, der Kinder aus einer früheren Beziehung hat, muss ich in Kauf nehmen, dass der Partner und auch ich Geld und Zeit in diese Kinder investieren – auch wenn mir das teilweise nicht gefällt. Wenn sie im übrigen schauen, wieviele Frauen als Alleinerziehende voll berufstätig sein müssen, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder zu bestreiten und wieviele Kinder wegen mangelnden Unterhaltszahlungen an der Armutsgrenze leben, widerspricht das Ihrer Aussage, dass der finanzielle Druck für Nachtrennungsfamilien komplett auf den Vätern lastet.

      Viele Grüße
      Rona Duwe

  8. Hallo Ihr Lieben, es ist wunderbar, Kinder zu haben und ich gebe euch allen recht. Wir alleinerziehenden Frauen und teilweise auch Männer bekommen regelmäßig ein verstecktes „Du bist doch selber Schuld“-Augenbrauenhochziehen zu sehen. Auch unsere Politiker zucken die Braue. Und wisst ihr, was ich glaube, was das Grundübel ist? Alleinerziehend sind mehrheitlich Frauen – die meisten Entscheidungsträger sind jedoch Männer !
    Das Ehegattensplitting in ein Eltern/Kind-Splitting umzuwandeln, diese Vorschläge gab es schon öfters (auch durch Politikerinnen) . Wieso wird eine nichtarbeitende Ehegattin finanziell besser gestellt als ein Kind einer/s Alleinerziehenden?!!!
    Dafür interessiert sich KEIN männlicher Politiker !!!! (Zumindest höre ich keinen….?) Mir liegt die Unterstellung nahe, dass Eure Frauen daheim hocken, die Kinder zum Tennis chauffieren und euch das Haus putzen?

    Liebe Herren Politiker, schämt ihr euch nicht wenigstens ein wenig…oder vielleicht auch ein wenig mehr, wenn ihr mal das Nachdenken beginnt?!

    Ich als Frau -als alleinerziehende Frau- fühle mich als Mensch dritter Klasse!!!
    Denn zuerst kommen in Deutschland die Männer, dann die Frauen, und dann die Alleinerziehenden mit ihren Kindern.

    Armes Deutschland. Verlogenes Deutschland.

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