Alleinerziehende fliegen nicht Helikopter Was muss und was geht

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Christine Finke durfte sich ja in den letzten Wochen einiges anhören, nur weil sie eine Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele gestartet hatte. Unter anderem wurde ihr vorgeworfen, dass sie eine Helikoptermutter wäre. Mamamotzt schreibt heute über das, was Mamas alles zu verantworten haben, vor allem die alleinerziehenden. Um das mal von Anfang an klarzustellen: Alleinerziehende können überhaupt keine Helikoptermutter sein, auch wenn sie das wollten. Es ist absolut unmöglich, ein, zwei oder gar drei Kinder allein zu versorgen, zu arbeiten und den Haushalt zu schmeißen und dann noch am laufenden Band um die Kinder herumzuschwirren und ihr Wohl und Wehe zu bewachen. Ich sage das aus Erfahrung, denn leider muss ich feststellen, dass ich zu einer gewissen sehr uncoolen Helikopterhaftigkeit neige – vielleicht auch einfach, weil ich manchmal etwas sehr ängstlich bzw. vorsichtig bin.

So richtig alleinerziehend bin ich jetzt seit etwas mehr als einem Jahr. Seitdem kann ich einen rapiden Absturz meiner diversen Helikopter aus verschiedenen Höhen beobachten. Gleichzeitig wurden etliche, bisher mannshohe Dogmentürme Steinchen für Steinchen abgetragen oder einfach gesprengt. Es macht mir keine wirklich guten Gefühle, denn ich habe es lieber, alles unter Kontrolle zu haben und meine Prinzipien einzuhalten. Ich muss aber zugeben, dass das in vielen Fällen einfach nicht möglich ist und dass es vielleicht sogar gut so ist.

Es gibt in letzter Zeit wieder viele schlaflose Nächte, weil ich mir unsicher bin, ob ich die richtige Schulwahl getroffen habe oder weil ich denke, ich müsste mich viel mehr um die Kinder kümmern oder weil ich mich sorge, wie wir die ein oder andere Entwicklungsschwierigkeit in Griff bekommen. Gutgemeinte Tipps von manchen netten Beratern sind völlig unrealistisch. Ich kann mir nicht für jedes Kind eine Stunde Exklusiv-Zeit am Tag nehmen, zum Beispiel. Wenn ein anderer Rat ist, dass ich mich mehr entspannen und für meine innere Ruhe sorgen sollte, kann ich inzwischen nur müde lächeln oder werde richtig sauer. Mir ist inzwischen klar, dass sich an meiner Alltagssituation über viele Jahre nichts ändern wird. Es ist anstrengend und es wird anstrengend bleiben. Ich werde daher auch immer unter einer gewissen Anspannung und unter Stress leiden. Wenn ich mir dann aber noch anhören darf, dass ich mir nicht so viel Stress machen soll, ärgert mich das inzwischen. Innere Stimmen, die mir sagen, ich solle jetzt endlich mal entspannter und ruhiger sein, führen eher zum Gegenteil von dem, was sie eigentlich erreichen sollten. Ich bin noch mehr gestresst, weil ich gestresst bin.

Ich kann nicht jeden Abend beide Kinder in den Schlaf kraulen oder beiden Kindern noch eine Geschichte vorlesen. Ab und zu mal geht das, aber ich bin abends einfach meist todmüde und schlafe selbst über dem Buch ein. Ich begann dann Dinge einzuführen, die ich früher unmöglich fand: z.B. dem Kind eine CD anmachen zum Einschlafen, oder Brote für die Kinder schmieren, die sie vor dem Fernseher essen dürfen. Oder man hilft dann doch viel zu häufig beim An- und Ausziehen, statt das Kind dazu anzuhalten, das selbst zu tun. Ich muss mit meinen Kräften haushalten. Und abends zum Beispiel habe ich nur noch wenig Kraft. Da sehne ich mich nur noch nach Ruhe. Morgens muss ich gucken, wie ich beide, sehr trödelige Kinder rechtzeitig zu Schule und Kita bringe. Auf Prinzipien herumreiten führt da nur zu bösen Stürzen und schlimmen Streitereien.

All diese Veränderungen meiner Verhaltensweisen und Regeln mit den Kindern empfinde ich in manchen Momenten als Nachlässigkeit. In anderen Momenten mache ich mir klar, dass für unser aller Wohlergehen von entscheidender Bedeutung ist, dass ich bei Kräften bleibe. Das hat oberste Priorität und ist viel wichtiger als die Einhaltung irgendwelcher Prinzipien.

Mit diesen Prinzipien ist das sowieso so eine Sache. Woher kommen die? Sind das wirklich meine? Sind sie wirklich so wichtig und überhaupt sinnvoll? Es war für mich zum Beispiel eine sehr befreiende Erfahrung, als ich mich entschloss, vor einer Urlaubsfahrt keinen Stress mehr zu machen. Als Kind habe ich Urlaubsfahrten immer als Stress erlebt, weil um eine bestimmte Uhrzeit losgefahren werden musste. Plötzlich wurde mir klar, dass dieser Stress überhaupt nicht nötig ist. Ich entscheide, wie und wann wir in den Urlaub fahren (wenn wir überhaupt in den Urlaub fahren). Realistisch gesehen macht es gar keinen Unterschied, ob wir um 6 oder um 10 losfahren. Um 10 ist es aber entscheidend entspannter und alle setzen sich mit guter Laune ins Auto. Wir kommen zwar später an, aber sparen dafür die schlechte Laune.

Mein kleiner Sohn ist technikbegeistert und spielt liebend gern auf meinem Tablet. Er baut tolle Sachen in Minecraft, interessiert sich für Englisch und die Uhr und kann sowieso erstaunlich gut mit diesen Geräten umgehen. Bauklötze, Lego, Autos und Co. interessieren ihn nicht wirklich. Er ist glücklich, wenn er Stecker zusammenstecken darf oder mein Handy über Bluetooth mit dem Lautsprecher verkoppelt. Er wird wahrscheinlich mit Sport seine Probleme haben. Aber es interessiert ihn auch nicht. Nun könnte ich ihn natürlich jeden Tag auf’s Trampolin oder auf’s Fahrrad zwingen oder mit ihm Malen und Basteln (was ihn und mich nicht interessiert). Ab und zu mache ich das. Aber im Alltag fehlt mir die Zeit und auch häufig die Kraft dafür. Sobald die Kinder in Kita und Schule sind, arbeite ich. Sobald sie im Bett liegen, arbeite ich weiter. Zwischendurch steht noch Haushalt und Einkauf an und diverse Fahrten für die Kinder. Wenn dann der Kleine nachmittags von der Kita nach Hause kommt, bin ich erstmal sehr müde. Er ist ebenfalls müde von der Kita. Inzwischen lege ich mich einfach hin, wenn ich müde bin. Der Kleine darf in der Zeit Tablet spielen. Wir beide sind glücklich über diese Auszeit. Sicher ist sie nicht pädagogisch wertvoll. Aber jede Minute Erholung ist für mich Gold wert.

Und dann das Thema Förderung. Ich habe mich in der Grundschulzeit in den ersten Jahren aufgerieben damit, meinen Sohn am Nachmittag zu Lernen und Hausaufgaben anzuhalten. Ich dachte, als gute Mutter muss ich das so machen und hier auf dem Land machen das fast alle Mütter so. Das Ende vom Lied war, dass wir furchtbar viel Streit hatten, Gekreisch und Geschrei durch die Wohnung hallte und Türen geknallt wurden. Ich war mit den Nerven am Ende. Ich glaube inzwischen, dass ich kein besonders geeigneter Hausaufgaben- und Schul-Coach für mein Kind bin. In der dritten Klasse habe ich mich daher entschlossen, ihn in die Nachmittagsbetreuung zu schicken. Dort hatte er eine nicht mit ihm verwandte und verschwägerte Hausaufgabenbetreuung in einer Gruppe von Kindern. Die konnten viel gelassener und ruhiger mit ihm umgehen und er verhielt sich anders, weil er sich an deren Regeln halten musste. Englischlernen und Lesen üben übernahm der Opa. Danke, Opa! Er hatte am Ende kein Topp-Abschluss-Zeugnis und erhielt nur eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung. Daher geht er jetzt auf eine Gesamtschule. Hier ist er aber einer der Besten der Klasse und es wird ihm das Abitur in Aussicht gestellt, was am heutigen Gymnasium sicher nicht so ohne weiteres und ohne massiven Nervenverlust meinerseits möglich gewesen wäre.

Dann gibt es noch das Thema Entwicklungsprobleme, Hobbies und Sport: Mit Sohn 1 habe ich einiges an Förderungen und Therapien und diverse Sportaktivitäten und Hobbies durch, was für mich und ihn bedeutete mindestens zweimal in der Woche nachmittags herumzukurven (abgesehen davon, dass das alles Geld kostet). Sicher hat ihm das alles geholfen und Spaß gemacht. Aber seit ich voll und ganz alleinerziehend bin, habe ich viele Förder- und Sportprogramme – auch für Sohn 2 – beendet oder gar nicht erst begonnen. Ich halte das jetzt in einem Rahmen, der für uns alle tragbar ist und das heißt zur Zeit: nur ein einziger Nachmittag für Förderturnen und Musikschule. Manche Probleme nehmen wir inzwischen hin als Dinge, mit denen man eben zurechtkommen muss und kann. Meine Erfahrung mit so manchen Therapien war eben auch, dass sie nicht wirklich geholfen haben, oder dass sie dem Kind vermittelten, dass es nicht in Ordnung ist. Wenn man z.B. eine schwierige Stifthaltung als Problem betrachtet und dann mal andere Erwachsene in allen möglichen Fingerhaltungen schreiben sieht, wird das Problem auf einmal verschwindend klein. Außerdem muss nicht jeder eine Sportskanone werden. Ich reduziere das Ganze jetzt auf die wirklich wichtigen Dinge. Wenn dann die Oma meint, der Sohn sollte unbedingt und dringend in den Fussballverein (der Meinung sind der Sohn und ich nicht), muss eben die Oma die Organisation, die Fahrten, die Kosten und vor allem die Überzeugung des Sohnes übernehmen (was sie nicht tut). Der Sohn selbst ist übrigens nach eigener Aussage froh, dass er nachmittags nicht mehr so viel Programm hat.

Ich kämpfe immer wieder mit Schuldgefühlen, was ich meinen Kindern nicht biete oder wo ich sie zu wenig fördere. Das öffentliche Bild von Alleinerziehenden und ihren Kindern tut sein übriges. Aber ich habe inzwischen entschieden, dass es für mich wichtiger ist, dass wir nicht übermässig viel Freizeitstress haben. Meine Kinder dürfen sich nachmittags entspannen und auch einfach mal langweilen. Ab und zu werden Freunde mitgenommen, aber auch nicht immer. Wenn sie dann alleine spielen, wirken sie nicht unglücklich. Schließlich hatten sie ja schon bis zum frühen Nachmittag Programm mit vielen anderen Kindern. Nachbarskinder gibt es hier leider nicht. Aber es gibt Oma und es gibt Traktor und Sitzrasenmäher von Oma und Opa und einen Riesengarten und inzwischen gibt es auch einen Hund. Da kann man sich auch ganz toll beschäftigen und Sachen machen, die andere nicht machen können.

Ich denke und hoffe, dass meine Kinder auch ohne allzu viel Helikopter-Mutter-Exklusiv-Betreuung glückliche Menschen werden.

20 Kommentar

  1. Manche haben wohlmeinende Ratschläge und es regt einE einfach manchmal auf. Zu Recht!
    Gefressen habe ich am meisten kinderlose Männer oder maximale Wochenendväter, 14-tägig, die ihre Kinder zu OmaOpa abschieben und uns erzählen wollen, wir seien Jammerlappen.
    Wenn ich meine Ratschläger angucke, kann niemand wissen, wie ich/wir leben(n). Keiner von ihnen war in der Situation.
    Das finde ich extrem anmaßend.
    ABA:
    Sollense doch denken und sagen, was sie wollen! Das juckt nicht besonders. Fies ist nur, wenn es sich bewusst und zielgerichtet auf die Kinder richtet. Und das tut es, zumindest, wenn Lehrpersonal so klug tut.

    Freue mich jetzt schon auf den Schaukelstuhl, wenn ich begeistert Rückschau halten werde. Und soooo stolz sein werde. Jetzt bin ich ja oft zu müde. 😉

    • Liebe Mamamotzt,
      ich habe solche Ratschläge auch schon von Therapeuten erhalten. Im Nachhinein habe ich dann gedacht, dass auch sie sich die tatsächliche Situation nicht wirklich vorstellen können. Ich glaube, es ist einfach gut, wenn man irgendwann die Erkenntnis hat, dass es eben anstrengend bleibt. Seitdem kämpfe ich nicht mehr so sehr gegen mich selbst und kann mich besser gegen solche eigentlich gut gemeinten Ratschläge abgrenzen.

  2. Dass meine Kinder glücklich sind/werden, obwohl ich trotz Home Offices chronisch zu wenig Zeit für sie habe, hoffe ich auch. Eins aber weiß ich: sie sind sehr selbstständig für ihr Alter, alle drei. Und enorm zuverlässig. Wie die Kinder von anderen Alleinerziehenden aus meinem Umkreis. Ich habe auch mal irgendwo gelesen, dass das typisch sei.

    Viele Grüße!
    Christine

    • Liebe Christine,
      das mit der Selbständigkeit kann ich bei uns leider nicht so bestätigen. Ich muss schon noch jeden Tag kämpfen dafür, dass die Herren ihre Dinge selbst erledigen und eigentlich möchten sie gern verhätschelt werden und kriegen das meiste gern mundgerecht serviert. 😉 Inzwischen gebe ich das Kämpfen aber mehr und mehr auf und sie müssen mit den Konsequenzen ihrer Handlungen selbst leben (z.B. schlechte Note in einer Klassenarbeit). Das hat für mich viel damit zu tun, mich nicht mehr für alles verantwortlich zu fühlen – ein wichtiger Schritt für mich.

      • Ich habe mich über einen weiteren Text dieser Art gefreut (weiteren Text, weil wir gestern und heute über Twitter darüber sprachen).
        Allerdings habe ich noch ein ganz anderes Problem: Ich habe nur 1 Kind. Ich weiß, es sollte irgendwie … leichter für mich sein? Aber dadurch, dass er ständig 100% von meiner Aufmerksamkeit fordert, habe ich (und ich schäme mich fast dafür) ihm nachgegeben. Die Selbständigkeit bleibt liegen und langsam gerate ich ins Schwimmen. Das ist unschön und macht mich irre. Es geht aber in die ähnliche Richtung: Ich trage die Verantwortung allein und daher musste ich meinen Sohn hören (und das vermutlich zu Recht).
        Aber auch hier, fühle ich mich… allein gelassen (ich habe dazu auch einen Text verfasst).
        Das waren noch meine Gedanken dazu.
        Und Mamamotzt hat Recht: Ich lasse alle anderen auch reden 🙂

  3. Danke für diesen Text.
    Erst letzte Woche durfte sich meine Tochter von ihrem Papa anhören, dass er Leute doof findet, die immer nur vor der Glotze hängen. Die Maus ist ein absolutes Papakind und hat sich das sehr zu Herzen genommen. Dabei hatte sie ihm nur erzählt, dass wir oft Fernsehpicknick machen, statt abends richtig am Tisch zu sitzen.
    Ich hab sie gefragt, ob er denn weiß, was es da zu essen gibt und ob sie ihm erzählt hat, dass sie jeden Abend „heimlich“ im Bett liest statt zu schlafen. Hat sie nicht. Aber seitdem sie sich vor Augen geführt hat, wie schön es ist, bei Salat, Schnittchen und Milch (Nachtisch: Chips) zu kuscheln und dann zur Schlafenszeit einfach noch vier-fünf Seiten zu schmökern – ja da geht es ihr wieder gut.

    Essen vorm Fernseher war für mich mal absolutes tabu. Inzwischen ist es eine schöne Möglichkeit, stressfrei zu esse, mit meinen Kindern in der wenigen Zeit, die wir unter der Woche haben auf Tuchfühlung zu gehen und uns etwas zu gönnen.
    Vorwürfe gibt es dafür genug. Entscheidungen abnehmen will einem aber auch keiner. Zumindest nicht, wenn sie dadurch selbst Abstriche in der Lebensgestaltung machen müssen.

    Lass dich nicht unterkriegen und verwöhne dich und deine Kinder so, wie es euch etwas bringt.
    Liebe Grüße
    Tina

    • Liebe Tina,
      danke für Deinen Kommentar. Wie wohltuend, dass es auch anderen so geht und wie schön Du das beschreibst. Für uns ist diese Form des Abendessens auch stressfreier und für mich mit weniger Aufwand verbunden. Ich kann mich dann ein wenig ausruhen. Luxus! 🙂

  4. Allein vom Text her, hören sich deine Kinder doch sehr zufrieden an 🙂 Du fragst sie ob sie bestimmten Interessen nachgehen wollen, sie verneinen oder sagen dir ihre Präferenz (Technik) und du forderst eben diese so gut du kannst. Das ist doch prima! Ich bin mir sehr sicher, dass du aus eurer momentanen Situation das Beste für alle rausholst.

    • Liebe Berit,
      danke für Deinen Kommentar. Ja, für mich geht es darum, mich mehr und mehr zu entspannen in unserer Situation (soweit das eben geht). Viel Anspannung entsteht ja auch dadurch, dass man rigoros an Prinzipien festhält, die man eigentlich gar nicht mehr leben kann und will.

  5. Ich glaube HelikopterEltern wird hier etwas mißverständlich gebraucht. Für mich ist helikoptern, wenn ich meine Kinder nicht zur Selbständigkeit erziehe und sie nicht die Möglichkeit bekommen eigene Erfahrungen zu machen.
    Z.B. zur Schule mit dem Auto fahren, obwohl das zu Fuß prima möglich ist, Konflikte für mein Kind lösen, wozu es eigentlich schon selbst in der Lage wäre, immer darauf, daß mein Kind ja bei allen Aktivitäten des Lebens auf der Poleposition platznimmt. Alle unangenehmen Dinge abzunehmen, bei deren Durchlebung das Kind psychisch wachsen könnte.

    Aber danke für den Text. Gut geschrieben!

    • Danke für Deinen Kommentar, Suse. Doch, ich kenne auch dieses „alles Übel von meinem Kind fernhalten wollen“. Dass das gar nicht gut ist, war einer meiner wichtigen Lernschritte.

  6. Ach, wie wohltuend.
    TV-Diner: wird hier total zelebriert, aber dann auch eben das Fein-gedeckter-Tisch essen.
    Nickerchen, Zeit für einen Selbst, auch für die Kinder, unbeobachtetes Herumdaddeln, ab und an dran ziehen, wenns von Nöten ist (wie z.B. die Versetzung des Ältesten von 6 in die 7, was ich aber ihm überlassen hab, denn er soll merken, dass er es ist, der das Ruder rum reissen muss und nicht ich! Und gleichzeitig gesagt, dass Runter vom Gymnasium für mich genauso okay ist, wie bleiben, denn lieb hab ich ihn ja sowieso! )
    – all das sollten sich ALLE MENSCHEN und Familien mal vornehmen, als immer das: Ich muss noch unbedingt. ..ich darf doch jetzt nicht das auch noch hinten anstellen. …usw usf.
    Ich werde oft angesprochen, wieso ich trotz alleinerziehend mit 3 Kindern noch so viel Spaß am Leben hätte. Wie ich das machen würde. Was ich alles stemmen würde. Okay. Genau so.
    Selbständigkeit zulassen.
    Auszeiten zulassen.
    Es sich mit den simplen Dingen komfortabel machen.
    Und ja, doch , es ist auch anstrengend und es hat auch Kehrseiten…..aber: ist das Glas halb leer oder halb voll?
    Danke für diese ehrliche Seite.
    LG Eva

    • Das hört sich toll an, Eva. Ja, dieses Müssen und Sollen kann sehr belastend werden. So erlebe ich das auch. Am Ende vergisst man ganz das Leben und Genießen. Schön, dass Du Dir Euer Leben so gestaltest, dass Du Spaß daran hast. Danke für Deinen Kommentar. 🙂

  7. Liebe Rona, danke für deinen Artikel. Mit den Kindern allein zu Hause ist es völlig utopisch meiner Meinung nach den „Standard“ zu halten. Aber was ist schon ein Standard. Das regt mich schon auf. Ich bin dafür immer weniger nach rechts und links zu schauen, sondern in sich hinein zu fühlen. So wie du es tust. Was tut mir als Mutter gut? Und letztendlich auch unseren Kindern?
    Wir sind oft am kämpfen mit dem WAS IST. Manchmal ist es Stress, manchmal ist es Wut, manchmal ist es auch ein Kind, was weint. Der Versuch, es zu ändern führt nur zum Gegenteil. Es wird stärker. Was also tun? Den Kampf gegen das was ist aufgeben und stattdessen den inneren Regler der „Bereitschaft“ hochzudrehen. Oder anders gesagt der Akzeptanz.

    „Ja, ich bin jetzt gestresst. Ja, ich bin jetzt wütend. Ja, mein Kind ist traurig.“ Und es stehen lassen.

    Und ja, ich bin alleinerziehend und alles andere als eine perfekte Mutter. Na und…..

  8. Liebe Alexandra,
    ja, was ist der „Standard“? Ich finde es auch gut, dass mal ganz grundsätzlich in Frage zu stellen. Seit ich alleinerziehend bin, bin ich gezwungen dazu, mehr in mich hineinzuhören. Wie in einem Fesselballon muss ich manchen alten Ballast abwerfen, damit wir weiter fliegen können und nicht abstürzen. Und ja: die Akzeptanz ist ganz, ganz wichtig. Daran muss ich mich aber immer und immer wieder erinnern. Das ist eine Übungssache. Und diese etwas leichtere Haltung des Unperfekten ist essentiell, damit man bei Kräften bleibt.

  9. Ich bin nicht alleinerziehend, aber Unternehmerin mit wenig Zeit. Bei uns gibt es Schlammitage und Schlammiessen. Das heißt, jeder isst, wann, wo und was er möchte. Funktioniert prima. Auch ein ganzes Wochenende lang. Es gibt aber die feste Regel, dass wir ein Essen ziemlich festlich mit allen zusammen zelebrieren.
    PS: Vorm Fernseher finden wir aber auch alle sehr gemütlich.

  10. Das zu lesen war sehr befreiend. Bin ebenfalls alleinerziehend, zwar nur mit einem Kind, aber durchaus auch des öfteren manchmal einfach nur müde. Und Kind und ich gönnen uns auch die Aus Zeiten die pädagogisch nicht sinnvoll erscheinen, aber uns weniger Stress machen.

  11. Liebe Rona,

    Danke für den Artikel. Dieser zeigt gut auf, wie das Leben von vielen Alleinerziehenden sein kann und welche enorme Leistung dahinter steckt.

    Pauschal damit auszudrücken als Alleinerziehende(r) ist man nicht in der Lage zu den Helicoptereltern(teilen) zu gehören, wirkt aber eher befremdlich auf mich.

    Ich selbst habe schon hunderte Alleinerziehende persönlich kennen gelernt/erlebt und weiß, daß es darunter alle Facetten an Erziehung gibt, auch die des Helicopterelternteils. Hier liegt es meiner Meinung nach aber auch stark an dem sozialen oder familiären Umfeld, das nah genug und bereit ist, mitzuspielen.

    Liebe Grüße,

    Björn.

  12. Hach, genau so geht es mir auch … ich kriege Zustände, wenn mir jemand sagt, dass Vitamin-Pillen überflüssig seien. Eine ausgewogene Ernährung würde alles abdecken. Grrrrrrrrr, ich habe weder Zeit noch Nerv, mich ausgewogen zu ernähren. Mini bekommt in der Kita feines Essen, so gibt’s bei uns meist abends Brot. Mittags bei mir am Schreibtisch auch. Frühestens am Wochenende esse ich mal warm oder Salat … also: ein Hoch auf die Pillchen 😉
    Ich habe mir meinen Stress genommen indem ich mir von Anfang an sagte: Kind und arbeiten. Mehr ist nicht. Wenn ich noch Hobbies o.ä. irgendwie hätte organisieren wollen, wäre mein schlechtes Gewissen und mein Stress größer gewesen als die Vorteile des Hobbies. Also: nix 😀
    Aber das Verständnis der Leute, die nicht in unseren Schuhen gehen, ist tatsächlich oft gering …

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