Ex-Detox

InKrise, Trennung
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Ich schreibe gerade aus der direkten Betroffenheit hinaus. Eine der schmerzhaftesten Situationen nach einer Trennung mit gemeinsamen Kindern ist das Aufeinandertreffen bei der Kinderübergabe. Auch wenn ich weiß, dass ich mich aus gutem Grund getrennt habe und nicht zurück möchte – es ist schwer und tut weh. In manchen Fällen kannst Du in der Folge nochmal an dem gesamten Trennungsschmerz arbeiten und mir selbst schlägt meine Seele dann häufig ein Schnippchen, indem sie mir nur noch die schönen Szenen aus der gemeinsamen Vergangenheit vorspielt. Der Filmvorführer schneidet die schlimmen Szenen einfach heraus und gaukelt mir vor, ich hätte mich grundlos von einem so traumhaften Mann getrennt.

Besonders schwer und schmerzhaft kann es werden, wenn der andere durchscheinen lässt, dass Du eine Nachfolgerin hast. Mein Ex hat eine besonders perfide Art am Leib selbst in kürzesten Aufeinandertreffen einzustreuen, wie toll sein jetziges Leben ist, auf wie vielen Parties er war und wieviele Frauen er kennengelernt hat. Ich weiß das schon und versuche mich zu wappnen. Eigentlich finde ich es albern, dass er sich so produziert. Erst recht ärgere ich mich aber über mich selbst wenn ich merke, dass ich emotional darauf hereinfalle. Beruhigend an der ganzen Sache ist für mich wiederum, dass mir in solchen Momenten klar wird, was einer meiner Trennungsgründe war.

Dennoch: es tut höllisch weh, es macht mich wütend und es macht mich hilflos und traurig. Ich will wirklich nicht jammern, aber in solchen Momenten denke ich: wie kann er es wagen? Ich sitze hier mit den Kindern, versuche den Alltag so gut es geht zu regeln und er jammert mir vor, dass er an Weiberfastnacht noch bis abends arbeiten muss, der Arme. Danach kann er ungestört von Kindern und Familie Party machen und am nächsten Morgen ausschlafen bis mittags. Nun ja, und im Nebensatz, der eigentlich an die Kinder gerichtet war, lässt er durchscheinen, dass da jetzt eine andere Frau ist, die auf ihn wartet, mit der er gestern schon in Holland war etc. Ich frage mich in solchen Momenten: ist er einfach ein unsensibler Trampel oder macht er das mit Absicht, um mir wehzutun?

Am Ende ist das auch egal. Was aber nicht egal ist: es beschäftigt mich, es macht mich unruhig, es tut mir weh, es macht mich wütend. Ich wünsche mir in solchen Momenten, dass ich weniger emotional wäre. Aber ich bin es nicht. Nach einer gewissen Zeit mit meinem Ex, in der immer wieder solche Schwänke aus seinem schönen Single-Leben eingestreut werden, fühle ich mich regelrecht vergiftet.

Wie schaffe ich ein Ex-Detox?

Ein paar Erste-Hilfe-Tipps, wie ich das schaffe:

  1. Das ist die absolut wichtigste Regel:
    Regie vorübergehend an Kopf und Vernunft übertragen – verletztes Herz in Puschelschutzmantel packen und wegsperren
  2. Im Erinnerungsbuch blättern, die bösen Erinnerungen herausholen und in all ihrer Pracht und all ihren Farben ausmalen. Dabei bitte gern ähnlich übertreiben wie der Filmvorführer von oben der aus dem Ex den absoluten Traummann zaubert.
    • Erinnere Dich: warum hast Du Dich getrennt? Warum stehst Du jetzt hier?
    • Und wenn der andere sich von Dir getrennt hat: was sind die Gründe, warum Du auf keinen Fall zurück willst?
    • Erinnere Dich an seine schlechten Angewohnheiten, an Dinge, die Du nicht leiden konntest oder über die Du Dich geärgert hast.
  3. Entwickle Mitleid für die neue Frau. Die Arme wird früher oder später ihr blaues Wunder erleben.
  4. Bretzle Dich so richtig auf, mach Dich so schön wie es geht, so dass Du Dich wunderbar fühlst. Geh raus in die Welt und lächle andere Menschen und Männer an. Fühle, dass Du eine tolle, begehrenswerte und attraktive Frau bist. Geh total rein in Deine weibliche Power und Strahlkraft, in Deine Unabhängigkeit und Freiheit.
  5. Fühle wie toll es ist, dass Du frei bist, dass Du selbst entscheidest, wie die Wohnung und Dein Tag aussieht, dass Du Dich nicht mehr mit herumliegenden Socken, nichterledigter Hausarbeit des anderen, stinkenden Bierflaschen oder ähnlich unappetitlichem Zeug herumschlagen musst.
  6. Genieße die Nähe und das Zusammensein mit Deinen Kindern. Pick Dir die Kleinigkeiten heraus, die der andere jetzt leider nicht mehr hat: die Arme um Deinen Hals, der dicke Kinderkuss, das „schöne Mama“, das Kuscheln am Morgen, das Lachen, der Quatsch, die kleinen und großen Entwicklungsschritte jeden Tag.

Wie schaffst Du es, gut mit so einer schwierigen Situation zurechtzukommen?