Ein Gastbeitrag von Susanne Speer
Der Glaube versetzt Berge, oder?
Wahrscheinlich ist es dir nicht bewußt, aber fast alles, was du tust, hat damit zu tun, was du glaubst. Egal, ob du dich ehrenamtlich engagierst, weil du an die Sache glaubst oder dich gar nicht erst für einen Kurs anmeldest, weil du sicher bist, das nie lernen zu können. Auch wie du mit schwierigen Lebenssituationen umgehst, z.B. einer Krankheit oder einer Trennung, hängt mit unserer Lebenseinstellung und unseren Glaubenssätzen zusammen. Der Glaube versetzt eben Berge oder verhindert, dass wir etwas in Angriff nehmen. Egal ob du sie Überzeugungen oder Glaubenssätze nennst. Sie sind oft nicht bewußt und regieren trotzdem unser Leben.
Was macht einen Glaubenssatz aus?
„Ein Glaubenssatz ist eine Annahme mit einem Gefühl der Sicherheit!“
Anthony Robbins
Glaubenssätze und Überzeugungen sind anders als Meinungen grundsätzlicher und genereller formuliert. Sie lassen sich in drei wesentliche Arten unterteilen: Aussagen über uns, über andere Menschen und die Welt an sich.
- Glaubenssätze über die Welt:
Ein schönes Beispiel dafür ist „Die Erde ist rund“. Heute ist das wissenschaftlicher Standard, während es vor ein paar hundert Jahren noch eine gedankliche Revolution bedeutet hat. - Glaubenssätze über andere:
Wir sind schnell darin, Menschen einzuordnen und uns eine Meinung über sie zu bilden, weil wir mit ihnen etwas erlebt haben und glauben sie zu kennen. So halten wir einen Nachbarn, der immer einen kurzen englischen Rasen hat, gerne für einen peniblen Menschen oder die alte Frau von nebenan für einsam, weil sie selten Besuch bekommt. Wir schließen also von dem, was jemand tut auf das was er ist. - Glaubenssätze über uns:
Die wichtigsten Überzeugungen für unser Leben sind die, die ausdrücken, was wir über uns selbst denken und glauben. Unsere persönlichen Glaubenssätze sind der Schlüssel zu dem, was wir tun und wozu wir überhaupt fähig sind. In der Grafik zeige ich dir ein einfaches Beispiel, welchen Einfluss eine Überzeugung auf dein Verhalten, dein Umfeld und deine Identität hat.
Wofür sind diese Glaubenssätze gut?
Das ist ganz einfach: Glaubenssätze und Überzeugungen bringen Sicherheit in deinen Alltag. Jeden Tag erlebst du Situationen, in denen du spontan handelst und entscheidest. Dafür sind diese Handlungsmuster, Kriterien, Werte und Grundsätze sehr hilfreich. Sie sind dein Rahmen, der dich die „richtige“ Schublade aus deinem „inneren Archiv“ zur richtigen Zeit öffnen lässt.
Glaubenssätze sind ein Abbild deiner Erfahrungen und unterstützen dich bei der Orientierung. Sie können dir aber auch im Weg stehen, wenn sie nicht mehr zu deinem Leben passen. Daher ist es sinnvoll, regelmäßig deine Glaubenssätze und Überzeugungen zu überprüfen und dich zu fragen, ob du das heute und jetzt immer noch so formulieren würdest.
Wo deine Überzeugungen herkommen
Schon als Kind ist ein Großteil dieser Werte und Überzeugungen auf ganz unterschiedliche Weise entstanden. Sie sind aus deiner Erfahrung gewachsen, zum Beispiel durch Situationen, die du erlebt hast. Vieles du hast du auch von deiner Familie und deinen Freunden gelernt. Vielleicht haben dir auch Menschen Grundsätze vermittelt, die dich als Mentoren begleitet haben.
Wenn ein Lehrer zum Beispiel sagt „Das wirst du nie lernen“ kann das eine massive und langfristige Wirkung auf das Leben eines Schülers haben. Dieser Satz, der manches Kind „ins Mark“ treffen wird, provoziert andere dazu mit einem „Jetzt erst recht“ oder „Ich werde es dir zeigen“ zu reagieren. Mit Glück und gesundem Selbstwert kann sogar aus diesem „ungünstig“ formulierten Satz ein motivierender Antrieb werden.
Wenn es schlecht läuft, bleibt der Stempel der Unfähigkeit bis ins Erwachsenenalter erhalten und bringt immer wieder Versagensängste hervor: „Ich kann das nicht.“ So entstehen Glaubenssätze, die dich einschränken. Wenn du scheiterst, etwas bestimmtes zu lernen, reicht dafür aus, dass du glaubst, es nicht zu können. Entweder weil du dich nicht traust, es zu versuchen oder auch, weil du die Fähigkeit gar nicht trainierst..Hier schlägt die selbsterfüllende Prophezeiung voll zu. Die meisten Dinge, die du beherrscht, verdankst du nämlich dem Umstand, dass du sie können wolltest und du deine Fähigkeiten verbessert hast, zum Beispiel durch Übung und Hartnäckigkeit.
Ein toller positiver Einfluss ist das Lob von Menschen, die dir viel bedeuten. Das unterstützt dich dabei, deinen inneren Zweifler zu überwinden und fördert dein Selbstbewußtsein. Das setzt allerdings voraus, dass du das Lob von diesen Menschen annehmen kannst und ihre Meinung bei dir Gewicht hat. Daher finde ich es so wichtig, unseren Kindern und auch anderen Menschen, mit denen wir eng verbunden sind, bei jeder passenden Gelegenheit ein „Das hast du gut gemacht“ mit auf den Weg zu geben. Das stärkt sie und gibt ihnen Mut, weiterzumachen. Schließlich sind wir für sie auch eine Art Mentor, weil sie uns und unsere „Meinung“ ernst nehmen.
Krisen – Wie Glaubenssätze dir Kraft geben
Ein gesunder, stärkender Glaubenssatz hilft dir, deine Ziele zu erreichen und drückt aus, was du bist, kannst und willst. Er ist aktiv und positiv formuliert und erzeugt energiereiche, angenehme Bilder.
Mein Glaubenssatz, auf den ich sehr stolz bin und der mir Kraft gibt: Ich finde immer eine Lösung!
In meinem Leben habe schon viele Lösungen gefunden und kenne mich gut genug, um zu wissen, was ich dafür brauche. In schwierigen Zeiten nehme ich mir den Raum, auf Situationen zu schauen, die ich bereits gemeistert habe und lenke meinen Blick auf die nächsten Schritte, die ich gehe. Kurz und gut: dieser Glaubenssatz hilft mir, kreativ Lösungen zu erarbeiten, aktiv zu werden und zu handeln.
Jeden Tag kann etwas passieren, was für dich zur echten Krise wird. Wenn du vor einer Herausforderung stehst oder eine schwierige Zeit hast, halte einen Moment inne, schüttele dich, sammele Kraft und versuche aufzustehen. Es ist wichtig, dass du möglichst schnell aus der Bewegungsunfähigkeit heraus kommst, deinen Blick öffnest für Lösungen und dir überlegst, was dein nächster Schritt sein wird.
Bevor die nächste Krise kommt:
- Finde Situationen in deinem Leben, die du gemeistert hast, obwohl sie schwierig waren.
- Schau sie dir groß an vor deinem inneren Auge wie auf einer Leinwand.
- Finde heraus, wie genau du das gemacht hast. Welche Schritte bist du gegangen?
- Nimm mit allen Sinnen wahr: Wie ist deine Körperhaltung? Was kannst du hören, riechen, schmecken?
- Genieße diese Situationen und formuliere einen Satz, der deine Stärke ausdrückt, der dich motiviert und dir Energie gibt, wenn gerade alles schief läuft.
PS: Natürlich sind Glaubenssätze nicht in Stein gemeißelt und lassen sich verändern. Allerdings begleiten die meisten von ihnen dich schon sehr lange. Du brauchst Geduld, um sie an dein jetziges Leben anzupassen. Diese Veränderung ist ein Prozess, der seine Zeit dauert und sicher neue Fragen aufwirft. Ich wünsche dir Mut und Ausdauer, um deine Glaubenssätze so „aufzuräumen“, dass sie dir Kraft, Energie und Erfüllung bringen, in dem, was du tust!
Mehr Infos zu Glaubenssätzen findest du unter anderem hier:
http://nlpportal.org/nlpedia/wiki/Glaubenssatz
Susanne Speer ist Expertin für Kommunikation. Nach dem Grafik-Design Studium hat sie eine Coachingausbildung absolviert, ist NLP-Master und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie arbeitet schwerpunktmäßig im Bereich Marketing und bietet Coaching zu geschäftlichen und persönlichen Themen.
www.speer-kommunikation.de
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