Jede 4. Frau… Du auch?

InBeziehungsgewalt, Trennung
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Der Bericht der Gewaltkommission der Bundesregierung von 1990 stellte erstmals offiziell fest, dass Gewalt in der Familie die in unserer Gesellschaft am häufigsten ausgeübte Gewalt ist.

Neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass jede vierte Frau in ihrem Leben zumindest einmal von einem Lebenspartner körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfährt. Ca. 10% der Frauen in Deutschland erleben schwerwiegende und wiederholte Gewalt in Beziehungen.

Ganz überwiegend werden Frauen Opfer von männlicher Gewalt.

Sowohl körperliche als auch sexuelle Gewalt wird mehrheitlich durch Täter im sozialen Nahraum begangen. So sind nur 14,5% aller Täter sexueller Gewalt Fremde.

In Deutschland fliehen jährlich cirka 45.000 Frauen mit ihren Kindern in ein Frauenhaus. In Niedersachsen suchten im Jahr 2007 in den 40 Frauenhäusern 2400 Frauen mit 2200 Kindern Schutz.

Frauen erleben Gewalt in vielfältigen Erscheinungsformen von physischer und psychischer Gewalt. Männer setzen in Beziehungen eine breite Palette von Kontroll- und Beherrschungsmitteln ein. Frauen erleiden in der Regel nicht nur eine einzige Form der Gewalt.

Quelle und mehr Fakten zu häuslicher Gewalt hier.


 

Dass Du Dich in einer Gewaltbeziehung befindest, erkennst Du häufig erst, wenn es zu spät ist. Die Dynamik ist perfide. Und ja: es passiert Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten – auch den starken, intelligenten und wehrhaften Frauen. Das Klischee der sozial schwachen Familie und dem grobschlächtigen Schläger trifft nicht zu. Gerade starke und gebildete Frauen haben Schwierigkeiten sich einzugestehen, dass sie Opfer geworden sind. Sie kämpfen in der Beziehung um ihre Rechte, wehren sich, grenzen sich ab, merken aber nicht, dass sie indirekt der Gewalt zustimmen, indem sie in der Beziehung bleiben. Gewalttätigen Männern wiederum sieht man ihre inneren Abgründe nicht an. Häufig sind es sehr attraktive, erfolgreiche Männer, die ihre Frau in der ersten Zeit, manchmal sogar in den ersten Jahren auf Händen tragen und ihr versichern, dass sie die absolute Traumfrau ist und sie alles für sie tun würden. Für die Außenwelt sind die beiden in vielen Fällen ein Traumpaar.

Eine Gewaltbeziehung beginnt in den meisten Fällen mit der großen Liebe. Das Paar erlebt den ultimativen Honeymoon, intensive Nähe, intensiven Sex. Der Mann ist ein umwerfender Liebhaber, der seine Frau mit Blumen, Komplimenten und anderen schönen Dingen verwöhnt, nach denen sich die meisten Frauen sehnen. Wenn dann langsam und schleichend die Gewalt Einzug hält, zweifelt die Frau zunächst an ihrer Wahrnehmung. Der schlagartige Gesichtswechsel von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde ist so verwirrend, dass viele es nicht wahrhaben wollen. Der Täter beginnt mit einer zunehmenden Isolierung der Frau, kontrolliert sie mehr und mehr, verlangt absurde Dinge und Verhaltensweisen, stellt konstant ihre Wahrnehmung in Frage, beginnt sie zu ignorieren oder zu beschimpfen, lässt subtile Bemerkungen fallen, die das Selbstwertgefühl der Frau verletzen, macht sie vor anderen lächerlich, behandelt ihre Kinder abschätzig etc. pp. Das Spektrum ist breit und vielseitig. Ziel ist eine zunehmende Destabilisierung der Frau. Zwischen den zunächst kurzen Momenten der Verletzungen gibt es immer wieder Phasen der Liebe und Wertschätzung. Der Täter entschuldigt sich vielleicht sogar und gelobt Besserung. Es entsteht eine sehr starke Bindung an den zunehmend mißbrauchenden Partner. Die Frau fühlt sich immer schlechter. Sie stellt sich häufig selbst in die Verantwortung, versucht sich zu ändern und zu bessern, damit die Beziehung besser funktioniert. Sie glaubt, dass es möglich ist, den Anfangszustand der tiefen Liebe wieder zu erreichen. Vielleicht beginnt sie sogar eine Therapie oder die beiden gehen zu einer Paartherapie. Da nur die wenigsten Therapeuten sich mit der Dynamik einer Gewaltbeziehung auskennen, geht die Beratung in vielen Fällen nach hinten los und destabilisiert die Frau weiter in ihrer Wahrnehmung. Der Täter wiederum nutzt das in der Therapie gelernte Instrumentarium für seine Zwecke. Dass die Frau spinnt oder schwierig ist, ist ja damit bewiesen. Er wiederum ist nicht verantwortlich für sein Verhalten, weil er ja z.B. eine schwere Kindheit hatte und von der Frau einfach nicht gut behandelt und nicht ernstgenommen wird. So oder ähnlich kann es ablaufen.

An dem Punkt, wo die Abgründe sich wirklich auftun und die Frau schlagartig erkennt was ihr geschieht, ist sie häufig schon so geschwächt und isoliert, dass sie nicht die Kraft findet, sich zu trennen. Die Hoffnung stirbt auch nach schlimmen Erlebnissen zuletzt. Wenn der Täter wieder liebevoll auf sie zugeht und schwört, dass das nie wieder passiert, hoffen viele Frauen, dass das die Wahrheit ist – bis zum nächsten verbalen oder körperlichen Schlag. Ein weiterer wichtiger Punkt ist: in vielen Gewaltbeziehungen sind die Misshandlungen psychischer Natur. Ein blaues Auge kommt seltener vor, während die Seele schon grün und blau geschlagen ist. Manche Frauen sagen: wenn er mich schlägt, gehe ich. Viele Täter tun das aber nicht.

Die allerwichtigste Erkenntnis ist:

Ein gewalttätiger Partner ändert sich nicht.
Die einzige lösung heisst Trennung!

Es gibt sehr, sehr seltene Fälle, in denen die Täter ernsthaft an sich arbeiten und der Gewalt den Rücken kehren. Aber sie bleiben gefährliche Pulverfässer. In den meisten Fällen sehen sie überhaupt keine Veranlassung dazu sich zu ändern, weil sie sich im Recht fühlen und ihr Verhalten gut und richtig finden. Schon gar nicht lässt sich so ein Partner IN einer Beziehung heilen. Die universelle Liebe bleibt bei diesen Menschen wirkungslos, auch wenn Softpornos wie Fifty Shades of Grey das anders kommunizieren. Insofern sollte eine Frau in einer Gewaltbeziehung Beziehungsratgeber-Bücher, spirituelle Bücher, romantische Pseudo-SM-Filme und auch viele Therapeuten mit Vorsicht genießen. Bücher wie „Liebe Dich selbst und es ist egal wen Du heiratest“ vermitteln ein völlig falsches Bild. Nein, dieser Partner ändert sich nicht wenn Du Dich änderst. Nein, auch wenn Du versuchst ihn zu verstehen und ihm zu vergeben und ihn mit Deiner spirituellen Liebe überschüttest wird er sich nicht ändern. Nein, Du bist nicht verantwortlich für das, was Dir angetan wird. Und nein, Du solltest das nicht vergeben und verzeihen. Es wird Dich nicht frei machen.

Der einzige Weg in die Freiheit heißt: Trennung.

Der einzige Weg die Freiheit zu behalten heißt: Kontaktabbruch.

Finde hier meine Checklist für Deinen Way out!