Lügen für’s Kind? Trennungsberatung nach häuslicher Gewalt

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In den letzten beiden Tagen habe ich eine Diskussion auf Twitter verfolgt, bei der es um die Frage ging, ob man als Frau über die Gewalt des (Ex-)Partners öffentlich schreiben darf, wenn man gemeinsame Kinder hat. Die Richtung, in die diese Diskussion am Ende ging, zeigt ganz klar, wie falsch auch bei FamilienberaterInnen teilweise die Einstellung ist, wenn es um familiäre Gewalt geht. Das lässt tief blicken. Ich möchte insbesondere Menschen, die als ÄrztInnen, AnwältInnen oder TherapeutInnen und BeraterInnen mit Opfern häuslicher Gewalt zu tun haben, darum bitten, sich intensiver mit der Dynamik von Gewaltbeziehungen zu beschäftigen – vor allem auch mit den Folgen, die familiäre Gewalt für Kinder hat. Außerdem möchte ich darum bitten, das Kindes- und vor allem auch das Mütterwohl als Opfer in so einem Fall mal von einer anderen Position aus zu betrachten.

Die grundsätzliche Haltung in Deutschland ist, dass wegen des Cochemer Modells nach einer Trennung eine sehr schnelle Einigung über den Kindesumgang zustandekommen sollte. Das kann auch bei häuslicher Gewalt zur Anwendung kommen und zwar selbst dann, wenn das Gewaltopfer Gewaltschutz beantragt und durchgesetzt hat, denn dieser gilt nur für einen begrenzten Zeitraum. Außerdem wird häusliche Gewalt bei Entscheidungen zum Umgang und Sorgerecht vor dem Familiengericht gern ausgeblendet oder es wird behauptet, die Frau habe ihre Misshandlung nur erfunden. Der Umgang mit dem gewalttätigen Vater ist angeblich so wichtig für das Kindeswohl, dass Kinder teilweise auch gegen ihren Willen zum Umgang gezwungen werden. Hier wird dann gern behauptet, die Mutter hätte das Kind negativ beeinflusst. Das Kind könne selbst nicht wissen, was für es gut sei. Wenn Mütter sich weiterhin gegen einen Umgang sperren, kann es im Extremfall sogar sein, dass das Kind den Wohnsitz zum Vater wechselt oder ins Heim kommt.

Mutter und Kinder werden also gezwungen, mit dem gewalttätigen Vater weiterhin Kontakt zu halten. Der von ExpertInnen empfohlene Kontaktabbruch ist bei gemeinsamen Kindern nicht möglich. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Opfer zurückkehrt mit seinen Kindern, die – egal, ob sie selbst direkt misshandelt werden oder nicht – meist durch die erlebte Gewalt schon traumatisiert sind. Es steigt ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass das Opfer weiterhin vom Täter gestalked, misshandelt oder sogar getötet wird. Im letzten Jahr gab es einige Mord(!)-Fälle, die zeigen: Frauen die ihr Schweigen brechen bei häuslicher Gewalt sind nicht ausreichend geschützt. Der Kindesumgang öffnet Tür und Tor für weiteren Missbrauch.

Ich möchte Sie einmal bitten, sich zurückzulehnen und zu fragen, mit welcher Brille Sie als Beratungs-ExpertIn auf dieses Thema schauen. Nach einer Trennung dürfen sich viele Frauen anhören, was sie alles tun sollten, um die Elternebene im Umgang mit gemeinsamen Kindern zu erhalten. Selbst wenn nachweislich Gewalt des Vaters stattgefunden hat, ist die oberste Priorität von manchen Beratungseinrichtungen nicht das Wohl, der Schutz und die Stärkung von Frau und Kind, sondern der bleibende Kontakt zum Vater. Viele Frauen gehen während und nach einer Trennung z.B. zu Erziehungsberatungsstellen, um eine gute Lösung für ihre Kinder zu finden. Viele Frauen hören dort, dass sie sich um einen guten Kontakt zum Vater bemühen sollten und für die Kinder schnellstmöglich mit dem Partner eine Umgangsregelung erarbeiten sollten. Wenn häusliche Gewalt vorliegt, gibt es inzwischen zwar einen schnellen Gewaltschutz und der Partner kann der Wohnung verwiesen werden. Nach wie vor liegt die Beweislast aber größtenteils beim Opfer und die Wohnungsverweisung bzw. der Gewaltschutz gilt nicht unbegrenzt.

Diejenige, die also zu Ärzten, Anwälten, Ämtern etc. läuft, ist die, die sich selbst und ihre Kinder gerade aus einer nicht selten lebensbedrohlichen Situation mit ihrem Partner gerettet hat. Sie muss sich bemühen möglichst schnell aktenkundig nachzuweisen, dass sie wirklich misshandelt wurde. Bei psychischer Gewalt können die Narben auf der Seele und das Trauma kaum nachgewiesen werden. Es gibt keine Zahlen, wieviele Frauen sich wegen psychischer oder körperlicher Gewalt trennen. Da aber viele eine Anzeige scheuen, dürfte die Dunkelziffer sehr hoch sein.

Um die Absurdität dieser Situation zu verdeutlichen möchte ich Sie einmal fragen, ob Sie es in Ordnung fänden, wenn ein Kind, das vom Nachbarn misshandelt wurde, weiterhin Kontakt zu diesem Nachbarn halten sollte, weil es dem Kindeswohl dient, keine vertrauten Kontakte abzubrechen. Fragen Sie sich auch, ob sie wollten, dass ein Kind, dessen Mutter im Beisein des Kindes von einem Freund geschlagen oder vergewaltigt wurde, weiterhin unbedingt Kontakt zu diesem Freund halten sollte, weil das Kind diesen Menschen schon sein Leben lang kennt und weil er ja sonst ganz nett ist. Fragen Sie sich auch, wem Sie in solchen Fällen die Verantwortung für die Taten zuweisen würden. Und fragen Sie sich dann, wie Sie das bei häuslicher Gewalt sehen.

Wenn man die Situation durch diese Brille betrachtet wird deutlich: Wir bewerten familiäre und häusliche Gewalt anders als Gewalt auf der Straße oder Gewalt von Fremden. Dabei ist insbesondere das häusliche und familiäre Umfeld DER Ort für Missbrauch an Frauen und Kindern. Bei familiärer Gewalt ist meist das Opfer in der Beweis- und Bringschuld. Das Opfer wird auch sehr gern gefragt, was es selbst zu der Situation beigetragen hat. Der Täter wiederum darf sich nur in nachweislich extrem gefährdendem Verhalten dem Opfer nicht mehr nähern. Und: dass die Mutter Opfer ist, macht die Kinder nicht gleichzeitig zu Opfern. Überspitzt gesagt: Der Vater kann selbst dann ein guter Vater sein, wenn er die Mutter grün und blau geschlagen hat (auch im Beisein der Kinder). Manchmal muss er mit sogenanntem begleitetem Umgang leben, aber selbst der ist oft nur zeitlich begrenzt. Ihm wird z.B. meistens nicht auferlegt, erst ein Täterprogramm erfolgreich zu absolvieren, bevor er wieder Kontakt zu seiner Frau und seinen Kindern haben kann.

Niemanden scheint also das Wissen von ExpertInnen wirklich zu interessieren,

  • dass Täter bei häuslicher Gewalt meist nicht nur einmal zuschlagen und dass die Gewalt sich schleichend steigert.
  • dass die Trennungsphase die gefährlichste Phase einer solchen Beziehung ist.
  • dass Kindesübergaben und Kindesumgang fortgesetzten Terror fördern.
  • dass auch indirekt erlebte Gewalt Kinder traumatisiert.
  • dass Kinder aus familiärer Gewalt lernen, dass Gewalt in Ordnung ist.

Stattdessen dürfen sich Mütter von allen Seiten anhören, sie sollten alles für einen guten Vaterkontakt tun. Über die erlebte Gewalt solle am besten ein Deckmäntelchen gelegt werden, denn das gefährde die Loyalität der Kinder und könne dazu führen, dass die Kinder den Kontakt zum Vater ablehnen. Um es klar zu formulieren: die Mutter soll dazu beitragen, dass die Familienlüge aufrechterhalten wird, die häufig in Missbrauchsbeziehungen hält. Sie soll also dahin zurück, woraus sie gerade – meist sehr mühselig und unter großen Gefahren – entkommen ist.

Was macht man dann, wenn die Kinder nachfragen? Wie erklärt man dann, was der Vater getan hat? Wie erklärt man Kindern dann auch schlüssig die Entscheidung zur Trennung? Was sagt man ihnen später, wenn sie größer sind? Die Kinder haben den Missbrauch meist selbst miterlebt und sind dadurch selbst Opfer der Gewalt geworden. Ihr Vater, der Täter ist, darf aber nicht als Täter benannt und verantwortlich gemacht werden. Damit müssen auch sie eine Lüge aufrechterhalten. Sie erhalten keine Chance, in ihrem Erleben und in ihren Gefühlen wirklich ernstgenommen zu werden. Es wird ihnen eine verdrehte Weltsicht serviert, nur weil der Täter ihr Vater ist. Sie dürfen nicht durch ihre Wut und Trauer hindurch. Sie dürfen sich nicht abgrenzen. Wahrscheinlich können sie ihre Gefühle noch nicht mal richtig einordnen, denn sie dürfen nicht darüber reden, was sie erlebt haben. Sie werden teilweise sogar zur Loyalität gezwungen, selbst wenn sie sich gar nicht loyal fühlen. Ist das Kindeswohl? Und: Ist es ernsthaft wichtiger, den Ruf der Familie und den Vater für die Kinder zu erhalten, statt mutig Gewalt zu benennen und dem Täter die volle Verantwortung zu geben? Genau damit erhalten wir nämlich – institutionell gestärkt – Verhaltens- und Denkmuster die Missbrauch fördern.

Meine Überzeugung ist: Wenn wir Kinder stark machen wollen gegen Missbrauch, muss gerade der familiäre Missbrauch in seinem ganzen Ausmaß offen benannt werden dürfen. Kinder dürfen erleben, dass wir uns gegen Missbrauch und Gewalt stellen – und zwar gerade dann, wenn enge Familienmitglieder Gewalt ausüben. Kinder sollten auch erleben und hören dürfen, dass man sich selbst von einem engen Familienmitglied trennen darf, wenn es dem eigenen Schutz und der eigenen Würde dient. Und: Kinder dürfen erleben und hören, dass jemand, der Gewalt ausübt, für diese Gewalt voll verantwortlich gemacht wird und die Folgen tragen muss – selbst, wenn es der eigene Vater ist.

Wenn wir dem Täter bei häuslicher Gewalt die volle Verantwortung geben, bedeutet das sogar eine Chance für den Täter. Denn: er kann und muss sein Verhalten reflektieren und hinterfragen. Wenn er die Auflage zur erfolgreichen Teilnahme an einem Täterprogramm erhält, um wieder Kontakt zu seiner Familie zu pflegen, kann er im Optimalfall Verantwortung für seine Taten übernehmen und sein Verhalten nachhaltig ändern. Damit wäre allen gedient und damit wäre auch ein ehrlicher, guter und vor allem gefahrloser Kontakt zu den Kindern möglich.

Von Menschen, die Frauen nach einer Trennung aus einer Gewaltbeziehung beraten, wünsche ich mir:

  • dass sie Frauen und Kinder in ihren Erzählungen ernst nehmen und sich bewusst sind, wie schwierig und beschämend es ist, über erlebte Gewalt in der Familie zu sprechen
  • dass sie den Schutz und das Wohl von Müttern und Kind(ern) in den Fokus stellen
  • dass sie alles dafür tun, die Mütter zu entlasten – sowohl organisatorisch als auch psychisch
  • dass sie die Frau nicht für die Taten verantwortlich machen und nicht ihren Anteil an der häuslichen Gewalt in den Fokus stellen oder gar verlangen, die Frau solle vergeben oder Verständnis für das Verhalten des Täters zeigen.
  • dass sie die volle Verantwortung des Täters klar benennen und diese entsprechend auch von ihm einfordern.
  • dass der Täter in die Beweispflicht und Bringschuld kommt
  • dass von Müttern und Kindern keine Täter-Loyalität eingefordert wird.
  • dass sie sich von vordergründig freundlichem Verhalten des Täters oder von Verleumdungen seinerseits oder vermeintlicher Reue nicht in ihren Entscheidungen beeinflussen lassen (bestenfalls informieren Sie sich über typische Verhaltensmuster von Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung)

Bild: Pixabay, Pexels

P.S. Da jetzt wieder Väter auf der Bildfläche erscheinen werden: Es geht hier um häusliche Gewalt an Frauen, die v.a. bei massiver körperlicher Gewalt größtenteils von Männern ausgeht. Es gibt auch Männer, die Opfer häuslicher Gewalt werden. Um diese geht es in diesem Text explizit nicht. Es geht auch nicht um Väter, die (angeblich) von ihren Exfrauen falsch beschuldigt wurden. Diese Seite bietet kein Forum für Wechselmodellvertreter (bei häuslicher Gewalt eine ganz schlechte Idee) und Männer, die Opfer sind. Wie der Name der Seite schon sagt: die Seite bietet eine Unterstützung für Frauen und benennt Probleme, die Frauen betreffen. Falls Sie Bedarf haben, die männliche Seite sichtbarer zu machen, kann ich Ihnen die Einrichtung eines eigenen Blogs empfehlen. (Dass ich das hier überhaupt schreiben muss, ist schon irgendwo bezeichnend, denn: Gewalt gegen Frauen wird immer noch gern verharmlost oder unsichtbar gemacht.)

28 Comments

  1. Danke für deine Artikel. Ich habe lange suchen müssen um genau das zu lesen was ich selber erfahren habe. In Themen wie psychisch Gewallt und Trennung mit Kindern sind wir noch sehr weit am Anfang, leider. Gerne werden Wechselmodelle zugewiesen damit die Kinder den Umgang zum Vater nicht verlieren und damit fängt der Albtraum wieder von Vorne an. Es ist zum verzweifeln, mittlerweile kann ich nur noch müde lächeln über die Öffentlichen Anzeigen von wegen Stop Gewallt gegen Frauen, vor allem wenn mal wieder eine umgebracht wurde….Die Gewallt gegen Frauen beginnt nicht mit dem Schlag ins Gesicht, es beginnt viel früher, auf eine unsichtbare Weise.
    Noch mal, vielen Dank für dein Blog.

  2. Liebe Rona…vielen Dank für Deine Zeilen…für mich ist die staatliche Handhabung der häuslichen Gewalt auch nach der Flucht staatliche unterlassene Hilfeleistung .. wünschenswert wäre gelebter Opferschutz anstelle Verlängerungsarm des Täters…nur ein klares Zeichen gegen jegliche Form der Gewalt ermöglicht weniger Gewalt..die Gesellschaft erwartet gewaltfreien Umgang..wie sollen das Kinder u Jugendliche leben, wenn Gewalt verharmlost wird..Täter nicht gestoppt werden..keine Strafverfolgung ausgeübt wird…Das Signal „Gewalt ist ok“ ist insbesondere für Kind inakzeptabel..sie haben eine „Rechnung “ zu zahlen, die sie nicht zu verantworten haben

  3. Liebe Rona! Danke für die offenen Zeilen…..ich bin (Gott sei Dank) nie Opfer meines Ex gewesen, aber die Kinder sind immer die schwächsten,auf deren Rücken Konflikte ausgetragen werden. Und es ist für Außenstehende wahrscheinlich nicht einsehbar, das ein gewalttätiger Ehemann/Partner kein guter Vater sein kann.
    Es ist schon schlimm genug,wenn Frauen zu Opfern von Gewalt werden, aber dann bitte schön auch Hilfestellung auf ganzer Linie und nicht nur punktuell!! Es muss sich noch viel tun und vieles ändern,damit dieses Gewalt-Opfer-Karussell zum halten kommt!
    Bitte mach weiter so, es ist noch ein langer Weg für uns Frauen!!

  4. Vielen dank für diesen Beitrag. Wir hoffen wohl alle, die Gewalt, sei es psychisch oder physisch erleben mussten, das endlich zum Wohle der Opfer entschieden wird und nicht dem Täter noch eine gefährliche Bühne gegeben wird. Alles unter dem Deckmantel „zum Wohle des Kindes“. Macht bitte weiter so.
    Liebe Grüße

  5. Ein ganz großer Dank an diesen Artikel, nachdem ich mit häuslicher Gewalt seit mittlerweile sieben Jahre im Cochemer Modell gefangen gehalten werde, obwohl der Terror gerichtlich und mit Sachbeschädigungen vermutlich weitergeht, bin ich über diesen sachlichen Artikel sehr begeistert. Frauen werden in Deutschland permanent dazu genötigt, Mißbrauchsbeziehungen aufrecht zu erhalten, was für mich strukturelle Gewalt ist. Sie dürfen sich nicht abgrenzen, sie dürfen nicht klar sein, sie haben schlichtweg kein Anrecht auf ein eingenes Lebensmodell.

  6. Hi,
    einmal zu Onitza, es stimmt Gewalt beginnt nicht mit dem Schlag ins Gesicht. Ich bin selbst in so einer Situation, ich wurde psychisch unterdrückt ohne Ende für dumm hingestellt und irgendwann kam die Ohrfeige nicht nur das auch der sexuelle Missbrauch in der Ehe. Meine Kinder und ich fahren seit Oktober immer mal wieder weg in den Ferien und sie weigern sich Mittlerweile mit ihrem Vater zu telefonieren mal von unserem letzten Urlaub abgesehen das sie nicht mal mehr nach Hause mit mir wollten. Das schlimme vor jeder Reise mit meinen Kindern immer die Diskussion „Du kannst ja fahren aber die Kinder bleiben hier“. Ich habe seit 6 Monaten eine Familienhilfe die sich zu meiner Erleichterung sehr für mich einsetzt und mir dabei hilft hier weg zu kommen. Ihr merkt ich steck noch Mittendrin und ich hab wahnsinnige Angst vor seiner Reaktion wenn die Kinder und ich hier ausziehen.

    • Das Buch heißt die Masken der Niedertracht und ist wirklich sehr empfehlenswert.

  7. Gewaltbeziehungen sind für die Gesellschaft normal. Es gibt sie an Schulen, Elternhäusern an Gerichten etc., sie werden sogar toleriert. In jeder Klasse gibt es meist einen oder mehrere Schüler der eine ganze Klasse für den Lehrer unter Kontrolle hält. So auch in Familien. Mein Kind sagte mal solange du Geld in Deutschland verdienst, kannst du misshandeln und missbrauchen. Ja und dann gibt es ein paar Frauen, die sich gegen diese Systematik stellen, diese müssen natürlich abgewertet werden als psychisch labil oder nicht zurechnungsfähig. Das Problem sitzt tiefer.

  8. Dieser Artikel ist schlichtweg fantastisch und wäre ein Muss für jeden Richter. Seit sieben Jahren werden nicht nur meine Grenzen, sondern vor allen Dingen die Grenzen meines behinderten Kindes permanent missachtet, ich werde strukturell durch stets vom Vater angezettelte Verfahren strukturell und finanziell benachteiligt, erlebe Bedrohungen und Sachbeschädigungen usw. Und was macht das Familienrechtssystem? Es ist fleißig bemüht die Mißbrauchsbeziehung umzudeuten, da kann man sich dann tatsächlich anhören, dass es doch schmeichelhaft wäre, wenn einen der Exgatte sozial abgeschirmt hat, kontrolliert hat und blaue Augen schlug. Ja das ist neuderings ein Ausdruck seiner großen Liebe und Wertschätzung auf diesem seltsamen Konstrukt der Elternebene und nicht Ausdruck gefährlicher Persönlichkeitszüge. Überhaupt kommt man sich häufig ideologisch in einer Glaubensgemeinschaft vor und nicht in der Realität, weil man soll alle möglichen Dinge glauben und besonders wichtig ist, dass man dem Kindesvater wieder vertraut. Man hat den Eindruck der gesunde Menschenverstand kam dem Familienrechtssystem seit der Unterstellung unter die Freiwillige Gerichtsbarkeit abhanden und die Propheten tingeln munter weiterhin durch Deutschlands Medien, führen Anwaltskanzleien oder bilden Verfahrensbeistände aus.

  9. Sehr guter Artikel! Man darf sich fragen was die Berater/innen für Gedanken haben, wenn sie die Opfer (Mütter, Kinder) zwingen Kontakt zu einem Gewalttäter zu halten.

    • Sie meinen, das diene dem Kindeswohl, weil der Kontakt zum Vater so wichtig ist. Was der Vater tut oder getan hat, ist nicht so wichtig. Wie die Wahrnehmung von Kindern dadurch verdreht wird, interessiert offenbar keinen.

  10. Liebe Damen,
    Frauen sollten zusammenhalten und ihre Gewalterfahrungen thematisieren, dachte ich und habe es öffentlich thematisiert. Ich bin nur auf Unverständnis gestoßen und wurde von allen ausgeschlossen. Ich habe anschließend Fotos meiner Misshandlung veröffentlicht und wurde ausgeschlossen. Ich habe seither weder Freunde noch Weggefährte von damals, die zu mir und meinen Kindern hielten. Ich war völlig allein auf mich gestellt und das in einer Großstadt mit drei Millionen Einwohnern. Ich war die einsamste Person, die ich kannte. Wer darunter litt, waren vor allem die Kinder. Er kümmerte sich keinen Fußbreit um seine drei, zahlte keinen Cent Unterhalt und fragte nie nach seinem Fleisch und Blut. Gestern erhielt ich Post vom Juxamt, darin steht, der Satz des Unterhalts hätte sich abzüglich des hälftigen Kindergeldes erhöht! Ich sehe weiterhin keinen Cent, denn er hat angeblich keines. Komisch das er dennoch Kindergeld angerechnet bekommt, wo er sich überhaupt nicht kümmert. Mir hat jedenfalls keiner geholfen und wird auch voraussichtlich niemand jemals helfen. Ich bin die Mutter, die sich einfach alles gefallen lassen muss, zum Wohlergehen der Kinder.

  11. Jahre habe ich auf diesen Artikel gewartet.
    Danke.
    Ich könnte weinen – ich bin betroffen – seit 5 Jahren durchgenudelt vom Familiengericht.
    Wer Gewalt beim Namen nennt, lebt gefährlich, sehr gefährlich.
    Die Sätze fallen bundesweit in den Jugendämtern: „Selbst ein gewalttätiger Vater kann ein guter Vater sein“, „Einer der Erwachsene schlägt, schlägt noch lange keine Kinder“.
    Immer noch nach 5 Jahren bekomme ich Würgereiz ob dieser Unmenschlichkeit, Frauenverachtung und Kindeswohl-Gefährdung.
    Die Kindeswohl-Gefährdung geht vom System aus, die Frauen mit Füßen tritt und Kinder nicht schützt. Immer weiter mit Zwangsumgängen bis Kind und Mutter entweder irre sind oder tot (mehr als 1 Mord in diesem Zusammenhang täglich in Deutschland).
    Dank der extrem frauenverachtenden Väterlobby, die seit 20 Jahren alles tun, um Kind und Mutter systematisch auf jeder Linie zu ruinieren.
    Nicht zuletzt werden Wissenschaftler bezahlt, um der Väterlobby zu dienen. Neuerdings wird so das Wechselmodell erkauft.

  12. Ein großartiger Artikel.
    Ich wurde vor einigen Jahren selbst Opfer von häuslicher Gewalt. Damals zum Glück noch ohne Kind. Meine Nachbarn waren Zeugen der Tat. Ein Arzt schrieb einen Bericht über meine mir zugefügten Verletzungen. Es war also eindeutig, was passiert war. Ich zeigte meinen Ex an.
    Einige Wochen später, ich saß traumatisiert allein zu Hause, rief der zuständige Kommissar der Polizei bei mir an überredete mich, die Anzeige zurück zu ziehen. Leider hatte ich ihm in meinem Zustand nicht viel entgegen zu setzen. Seitdem habe ich, was häusliche Gewalt oder Gewalt gegen Frauen und Kinder generell angeht, das Vertrauen in den Staat verloren.
    Als ich mich soweit erholt hatte, dass ich für das Recht hätte kämpfen können, war die Frist für eine erneute Anzeige natürlich schon lange vorbei.

  13. Seit der EuGH die Väterrechte vor einigen Jahren gestärkt hat (auch zu Recht, wie ich finde), schlägt das Pendel bei (zu) vielen Familiengerichten in eine pauschalisierte und unangenehme Richtung für die Väter und gegen die Mütter und Kinder. Das ist beunruhigend und rückständig, wenn nicht sogar reaktionär. Es geht primär um das Vaterswohl, unter dem Deckmantel des Kindeswohl, ohne den Fall auch nur genau anzusehen. Besonders schlimm empfand ich die Kommentare der weiblichen (karrieregeilen?) Richterinnen, von denen nur eine mir nicht mit extremer Stutenbissigkeit und Arroganz von Beginn an begegegnete. An Gerechtigkeit im Gesetz glaube ich seit meiner Scheidung nicht mehr.

  14. Liebe Frauen,

    ich möchte mich bei Euch allen, die mir hier und anderswo geschrieben haben, sehr herzlich an dieser Stelle bedanken – auch für Euer Vertrauen, Eure Geschichte zu erzählen. Ich bin doch immer wieder schockiert, wie viele betroffen sind. Dieser Artikel ist der bisher erfolgreichste auf dem Blog. Es ist ein Thema, das scheinbar für viele sehr, sehr wichtig ist. Wer von Euch Interesse hat, ist gern dazu eingeladen, an meiner Interviewserie zu Beziehungsgewalt teilzunehmen (siehe auch hier die älteren Interviews: https://phoenix-frauen.de/category/interview/). Falls Ihr Interesse an einer Teilnahme habt, schreibt mir unter kontakt@phoenix-frauen.de

    Bitte teilt diesen Artikel gern weiter, denn es ist wichtig, das sich hier bei möglichst vielen die Sichtweise verändert.

    Danke und viele herzliche Grüße
    Rona

  15. Immer wieder absolut auf den Punkt gebrachte Artikel.
    Ich habe mich noch nirgends im einer Institution /Amt/ Beratung so gut wiedergefunden wie hier in Deinen Texten im Blog.
    Du leistest Pionierarbeit, liebe Rona.
    Danke dafür. Eva

  16. Liebe Rona Duwe,
    vielen Dank für Ihr Engagement, ihren und Blog und die Texte. Wir haben es schon fast geschafft, d. h. ich und meine Kinder. Wir haben auch alles durch. Es ist jetzt sieben Jahre her. Ich habe den Vater jetzt mehr oder weniger aus unserem Leben entsorgt. Mir tut es für meine Kinder unendlich leid, dass sie ohne Vater aufwachsen müssen. Aber es ist besser ohne ihn. Er hat es sich selbst versaut. Sein Verhalten den Kindern gegenüber macht mich noch immer betroffen. Aber Kinder sind nicht dumm. Inzwischen haben sie ihn durchschaut und sind froh, dass er weit weg wohnt und sie ihn nicht sehen oder sprechen müssen. Sie entscheiden jetzt selbst über den Kontakt. Ich persönlich kann es mit meinem Menschenverstand, mit meinen Werten, mit denen ich aufgwachsen bin, nicht nachvollziehen, wie man sich so verhalten kann. Es sind auch SEINE Kinder. Wie kann man so empathielos sein. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich begreife es nicht.
    Wir haben das Prozedere auch alles durch. Umgangsanbahnung für einen Mann, der sich nach Jahren an seine Kinder erinnerte. Begleiteter Umgang beim „Kinderschutzbund“, der sich doch sehr an den Bedürfnissen des Vaters orientierte. Mein eigener Anwalt, der hinter meinem Rücken mit dem Vater kooperierte. (Männer halten doch zusammen!) Ich wünsche allen noch betroffenen Frauen und ihren Kindern viel, viel Kraft und Durchhaltevermögen. Ich brauch das nicht mehr. Für mich kann ich sagen, dass all der Schmerz und das Leid mich stark gemacht haben. Ich habe keine Angst mehr und ich lass mich nicht mehr einschüchtern. Ich kenn das alles. Androhung von Kindesentzug durch Jugendamt und Gericht, wenn ich die Kinder nicht mitgebe usw. Mich schüchtert niemand mehr ein.
    Liebe Frau Duwe, ich wünsche Ihnen noch viel Kraft und Durchhaltevermögen. Machen Sie weiter! Vielen, vielen Dank!

  17. Das gesamte Familienrechtssystem ist ein einziges Lügensystem! Täter sind nicht nur die Männer, Täter sind auch diejenigen bei JA und Justiz, die die Frauen nicht nur im Stich lassen, sondern sie noch mehr schädigen und die Kinder gleich mit! Es ist ein Skandal, der zum Himmel schreit!

  18. Ein toller Artikel der ENDLICH mal wieder die Frau und Mutter ins Zentrum rückt und hoffentlich Gehör findet.

    Wir brauchen MEHR DAVON BITTE.

    Mein Dank der Autorin.

  19. Ein toller Text …
    Ich stecke selbst mittendrin und warte auf den ersten Brief vom Gericht …
    Mein Noch Mann hat seine Firma aufgelöst und sich arbeitslos gemeldet ..
    Er will unbedingt das Wechselmodell durchsetzen .
    Er hasst es zu zahlen!
    Er manipuliert unseren Sohn und arbeitet gegen mich .
    Im letzten Jahr ging es mir gut ..
    Jetzt wo ich Kraft brauche fühle ich mich wie ein platter Luftballon .
    Denke an eine PTBS ..
    Meine Schwäche fing an als ich begann mich zu wehren …
    Alte Muster zu durchbrechen kostet Kraft!
    Aber aufgeben werde ich nicht!!

    • Liebe Katharina,
      danke für Deinen Kommentar. Ja, Muster zu durchbrechen und zu kämpfen kostet Kraft. Bitte sorge gut für Dich – soweit es geht.
      Alles Gute!
      Rona

  20. Danke Rona. Erst heute schrieb ich meinen Exmann an und meinte, ich würde unserer Tochter (5) zuliebe versuchen wollen, besser mit ihm aufzukommen. Sie wünscht sich das. Aber ich habe solche Bauchschmerzen dabei. Ich ertrage nicht einmal seinen Anblick. Aber ich stehe im Grunde alleine da. Das Jugendamt weiß, dass er sie schüttelte, als sie nur 3 Wochen alt war. Sie spielen es herunter. Er hat mich psychisch so kaputt gemacht, dass ich dachte, ich wäre krank und ich hätte deswegen fast unsere Tochter verloren. Es dauerte lange, um mich endlich von ihm zu lösen und noch länger um auch darüber sprechen zu können, vom eigenen Ehemann sexuell belästigt worden zu sein. Aber man dreht alles so, als würde ich übertreiben. Unsere Tochter stellt dieses Schwein auf ein Podest, und ich muss so tun, als hätte sie recht damit. Ich bin mit der Situation überfordert und es zehrt an meinen Kräften. Aber das ist egal, solange der Vater sein Recht einfordern kann.

    Der Text tat gut. Nein, ich finde nicht, dass ich mir das länger antun muss. Ich habe es satt. Ich will meine Tochter nicht anlügen und verschweigen, was er getan hat und welche Wunden es hinterlassen hat. Ich will nicht so tun, als wäre alles ein Ponyhof, während es mich innerlich zerfleischt. Ich kann keine gute Mutter sein, wenn ich mich damit kaputt mache. Das soll sie wissen. Wenn sie den Kontakt zu ihm will, soll sie ihn haben dürfen, aber ohne mich.

    Deswegen: Danke. Ich wäre fast ins offene Messer gerannt.

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